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"Verboten in Österreich, zu Salzburg zu gehen"

Entschuldigung, ich bin jetzt Spieler von Red Bull Salzburg…

So oder so ähnlich könnte bisweilen das Motto für Neueinkäufe beim Double-Gewinner lauten, wenn es nach der öffentlichen Wahrnehmung geht.

Eine Unterschrift beim rot-weiß-roten Branchen-Krösus impliziert die Vermutung, dass der jeweilige Kicker den finanziellen Anreizen erlegen ist. In manchen Fällen wohl auch nicht zu Unrecht.

„Das mit dem Geld ist jedes Mal einfach nur ein lästiges Thema“, setzt sich nun mit Florian Klein der jüngste Zugang im „Bullen-Stall“ zur Wehr.

„Man muss sich jedes Mal rechtfertigen“

„Wenn ein Spieler zu Salzburg geht, kommt es immer schon automatisch, dass es wegen des Geldes ist. In Österreich ist es fast schon verboten, dass man dort hingeht. Man muss sich jedes Mal rechtfertigen“, klagt der 25-Jährige.

Klein kehrte nach dieser Saison der Wiener Austria den Rücken und unterschrieb an der Salzach einen Zweijahres-Vertrag.

Nach Christopher Dibon und Rückkehrer Stefan Ilsanker ist er der dritte österreichische Neuzugang für Trainer Ricardo Moniz. Die aktuelle Strategie in Salzburg lautet, wieder vermehrt auf heimische Kräfte zu setzen. Klein wird sich mit dem Schweizer Christian Schwegler um den Job als Rechtsverteidiger duellieren.

„Geld ist für jeden Menschen wichtig, aber es ist nicht der wichtigste Faktor, warum ich zu einem anderen Verein gehe. Ich sehe in Salzburg die sportliche Perspektive. Sie sind Meister und Cupsieger geworden, sie spielen in der Qualifikation für die Champions League, was auch ein großes Ziel von mir ist, und sie werden auch kommende Saison wieder um beide nationalen Titel mitspielen“, betont der Oberösterreicher.

Wechsel zu Nürnberg gescheitert

Nach drei Jahren bei den Veilchen sei ein Tapetenwechsel für seine Weiterentwicklung einfach wichtig. „Red Bull Salzburg ist für mich in dieser Phase ein perfekter Verein“, so Klein.

Eigentlich hätte der Karriereplan für diesen Sommer den Sprung ins Ausland vorgesehen. Mit dem 1. FC Nürnberg waren die Verhandlungen auch schon in einem aussichtsreichen Stadium.

„Ich habe mich sehr gut gefühlt beim Gespräch und eigentlich schon geglaubt, dass es fast fix ist. Dann hat sich leider für mich Timothy Chandler für Nürnberg und gegen Stuttgart entschieden, und somit hat sich das für mich zerschlagen. Es hätte für mich keinen Sinn gehabt“, verdeutlicht Klein.

US-Nationalspieler Chandler war in der vergangenen Saison mit 30 Liga-Einsätzen absolute Stammkraft bei den Franken.

Abstiegskampf nicht sinnvoll

„Auf die Schnelle etwas Neues zu finden, ist schwierig“, erklärt Klein, für den von den übrigen Anfragen nichts Passendes dabei war:

„Ich hätte Vereine zur Auswahl gehabt, die das ganze Jahr gegen den Abstieg spielen. Es kommt aber meiner Art Fußball zu spielen einfach nicht zu Gute, wenn ich hinten stehen muss und fast nichts nach vorne machen kann. Ich bin eher der Verteidiger, der offensiv mitgeht, und ich glaube, dass Red Bull Salzburg da für mich genau die richtige Adresse ist.“

Nachdem in drei Jahren am Verteilerkreis für den zehnfachen Nationalspieler, der sich mit der ÖFB-Auswahl gerade in Seefeld auf die beiden Länderspiele gegen die Ukraine und Rumänien vorbereitet, kein Titel heraussprang, stehen die Chancen bei den „Roten Bullen“ nicht so schlecht, zu Meister- oder Pokalsieger-Ehren zu kommen.

„Ich verstehe, dass es für die Austria-Fans nicht so leicht ist“

Dass er bei seinen bisherigen Anhängern mit diesem Wechsel keinen Beliebtheitspreis gewinnt, ist Klein klar:

„Ich verstehe, dass es für die Austria-Fans nicht so leicht ist, wenn ein Spieler zu Red Bull Salzburg geht. Aber ich kann nicht nur auf die Fans schauen, ob ich es ihnen recht mache, ich muss meinen eigenen Weg gehen. Der passt bis jetzt und das möchte ich auch so weiterführen.“

Möglicherweise erweist sich Salzburg als Sprungbrett ins Ausland. Wenn ja, müsste er sich definitiv nicht dafür rechtfertigen…

Peter Altmann/Claus Schlamadinger