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Wenn Wacker seinen Trainer wechselt...

Wenn Wacker seinen Trainer wechselt...

Wenn die Innsbrucker am Samstag gegen Ried antreten, sitzt mit Roland Kirchler ein neuer Mann auf der Trainerbank.

Das hat es schon länger nicht mehr gegeben. Immerhin okkupierte Walter Kogler diesen Platz seit etwas mehr als vier Jahren und vier Monaten. Seit dem legendären Ernst Happel war keiner mehr so lange Trainer der Tiroler.

„Wenn die Punkte ausbleiben, bleibt einem nichts anderes mehr übrig. Der Druck ist zu groß geworden“, begründete Klub-Obmann Kaspar Plattner die personelle Veränderung in der Länderspielpause.

LAOLA1 hat sich angesehen, wie die anderen Trainer-Wechsel des FC Wacker seit dem „großen Krach“ im Sommer 2002, als der Vorgänger-Verein FC Tirol pleiteging, abgelaufen sind und was Kirchler währenddessen so trieb:

Michael Streiter

Debüt: 27. Juli 2002, 2:0 daheim gegen Kundl

Damit hatte in Innsbruck niemand gerechnet. Rund 1.000 Zuseher hatte die Führungsriege der neu gegründeten SPG Wattens/Wacker zum Auftakt der Regionalliga West gegen Kundl erwartet. Doch plötzlich standen rund 4.000 Menschen vor dem Tivoli neu. Der Anpfiff ertönte 20 Minuten später als ursprünglich geplant. Das Spiel lief dann aber wie erhofft. Die Truppe von Michael Streiter, der in der Vorsaison mit Wattens knapp den Aufstieg verpasst hatte, feierte einen souveränen 2:0-Erfolg. Vom FC Tirol, der erst wenige Wochen zuvor Konkurs angemeldet hatte, waren nur die Urgesteine Alfred Hörtnagl und Robert Wazinger mit von der Partie. Roland Kirchler? Der versuchte sich als China-Legionär bei Beijing Guoan.

Helmut Kraft

Debüt: 15. Juli 2003, 0:0 auswärts gegen Austria Lustenau

Obwohl Streiter den Aufstieg geschafft hatte, wurde sein Vertrag im Sommer nicht verlängert. Finanzielle Auffassungsunterschiede wurden als Grund angegeben. Helmut Kraft, der in der Vorsaison noch den SC Interwetten.com aus Untersiebenbrunn betreut hatte, übernahm den Platz auf dem Trainerstuhl. Sein Debüt verlief denkbar unspektakulär. Das torlose Remis im Ländle hatte lediglich für Defensiv-Feinschmecker etwas zu bieten. Die 4.200 Fans im Reichshofstadion bekamen über die 90 Minuten lediglich ein paar Halbchancen zu sehen. Roland Kirchler? Der lief zwei Tage später im Trikot der Salzburger Austria auch in Vorarlberg auf – das Spiel gegen SW Bregenz ging mit 0:1 verloren.

Stanislaw Tschertschessow

Debüt: 13. November 2004, 5:1 daheim gegen Mattersburg

Drei Niederlagen in Folge reichten Sportdirektor Alfred Hörtnagl, um Helmut Kraft in der Bundesliga-Aufstiegssaison vor die Tür zu setzen. Da spielte es keine Rolle, dass die Innsbrucker auf Rang sechs lagen und einen Polster von acht Punkten auf Schlusslicht Bregenz hatten. „Zuletzt war kein Feuer mehr da“, sagte Hörtnagl und präsentierte Stanislaw Tschertschessow, der nebenher auch weiterhin Regionalligist FC Kufstein betreuen sollte. Der gewünschte Effekt stellte sich ein. Zuerst wurde der SVM daheim mit 5:1 abgeschossen, anschließend von neun Spielen nur ein einziges verloren. „Ich bin der glücklichste Trainer der Welt, denn ich habe zwei gute Mannschaften“, strahlte der Ex-Goalie nach seinem Debüt. Roland Kirchler? Der trat einen Tag später mit dem FC Superfund aus Pasching im Hanappi-Stadion an und verlor gegen Rapid sang- und klanglos mit 0:3.

Frantisek Straka

Debüt: 19. Juli 2006, 3:2 auswärts gegen Sturm Graz

Am Tag vor dem Saisonfinale 2005/06 hatte Tschertschessow verkündet, dass er Innsbruck verlassen werde, um bei Spartak Moskau als Sportchef zu arbeiten. Zwölf Tage später stellten die Tiroler Frantisek Straka als ihren neuen Trainer vor. Dem Tschechen mit deutschem Pass eilte der Ruf des „Feuerwehrmanns“ voraus – dem geschafften Klassenerhalt mit LR Ahlen 2005 folgte der Ligaverbleib mit Viktoria Pilsen 2006. Nicht minder erfolgreich war sein erster Auftritt als Coach in der Bundesliga – der SK Sturm wurde mit 3:2 bezwungen. „Ein toller Auftakt“, fand der Wacker-Trainer nach dem Schlusspfiff. Roland Kirchler? Der kickte seit einem Jahr wieder in Salzburg und wurde zum Auftakt in Ried in der 71. Minute eingewechselt – zu diesem Zeitpunkt führte die Red-Bull-Truppe dank eines Triplepacks von Alex Zickler bereits mit 3:0, was auch den Endstand bedeutete.

Lars Söndergaard

Debüt: 11. Juli 2007, 1:3 auswärts gegen Rapid

Zwölf sieglose Spiele en suite hatten Straka bereits Mitte April den Job gekostet, Co-Trainer Klaus Vogler sprang interimistisch ein. Mitte Mai gaben die Innsbrucker dann bekannt, dass Lars Söndergaard künftig ihr Trainer sein werde, obwohl ursprünglich eine „Tiroler Lösung“ angedacht gewesen war. Nach turbulenten letzten Monaten inklusive eines Zwangsausgleichs und Abstiegs des GAK hatte der Däne Graz verlassen. „Mit dem Abstieg dürfen wir nächstes Jahr nichts zu tun haben“, sagte er bei seiner Präsentation. Den Auftakt gegen Rapid verlor der Skandinavier trotz früher Führung durch Olushola Aganun mit 1:3. Auch in weiterer Folge sollte sich kein Erfolg einstellen – Söndergaard konnte auch in den kommenden 13 Spielen nicht gewinnen. Roland Kirchler? Der hatte im Winter 2006/07 beim SCR Altach angeheuert. Das 1:4 der Vorarlberger zum Auftakt in Salzburg verpasste er jedoch krankheitsbedingt.

Helmut Kraft

Debüt: 24. Oktober 2007, 0:1 daheim gegen Altach

Der Negativlauf und die bereits sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer waren ausschlaggebend, dass im Oktober die Trennung von Söndergaard erfolgte. „Dafür waren rein sportliche Gründe entscheidend“, betonte Klub-Obmann Gerhard Stocker. Helmut Kraft, der am Wochenende davor noch auf der Trainerbank der SV Ried saß, übernahm. Der Plan sah allerdings vor, dass er nur Interims-Coach und vorrangig Sportdirektor sein werde. Letztlich füllte er diese Doppelrolle doch bis Saisonende aus – erfolglos, die Tiroler stiegen ab. Zunächst lief es aber ganz gut: Von den ersten neun Spielen unter Kraft wurden nur zwei verloren. Roland Kirchler? Der war beim ersten Auftritt des Trainer-Rückkehrers zugegen, und zwar als Gegner mit dem SCR Altach, der 1:0 gewann.

Walter Kogler

Debüt: 12. Juli 2008, 3:0 bei Magna Wr. Neustadt

Nach dem Abstieg wurde das Dienstverhältnis mit Kraft einvernehmlich aufgelöst. Am 15. Mai unterschrieb Walter Kogler, der zu diesem Zeitpunkt noch Trainer des DSV Leoben war, einen Dreijahres-Vertrag bei den Innsbruckern. „Es ist für mich eine reizvolle Aufgabe, Wacker wieder in die Erfolgsspur zu führen“, so der Kärntner, der diese Aufgabe nachweislich erfolgreich bewältigt hat. Die erste Partie in der zweiten Liga war dann auch gleich eine kleine Überraschung. Der neu gegründete FC Magna ging daheim gegen die Innsbrucker mit 0:3 unter. Auf der Bank der Niederösterreicher saß pikanterweise Kraft, der letztlich auch das bessere Ende für sich hatte und mit sieben Punkten Vorsprung auf den FC Wacker den Aufstieg fixierte. Roland Kirchler? Der hatte dem Profi-Fußball in diesem Sommer den Rücken gekehrt und bereitete sich mit dem WSG Wattens gerade intensiv auf die neue Saison in der Regionalliga West vor.


Harald Prantl