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"Es ist Peter Hackmair zu 100 Prozent"

Nach der Karriere ist vor der Karriere.

Am 21. August beendete Peter Hackmair seine Profi-Laufbahn.

Und das mit erst 25 Jahren.

Nach einer Serie von schweren Verletzungen zog der Oberösterreicher einen wohlüberlegten und lange gereiften Schlussstrich.

Der sympathische Blondschopf erlitt in den vergangenen Jahren neben einer Meniskus- und Knorpelverletzung sowie einer Schambeinentzündung auch drei Kreuzbandrisse, den bisher letzten im vergangenen April.

Zu diesem Zeitpunkt wurde ihm mehr und mehr klar, dass eine Rückkehr auf die Fußball-Bühne immer unwahrscheinlicher werde.

„Der Prozess hat im April nach meiner Operation begonnen. Ich habe auch letztes Jahr darüber nachgedacht, aufzuhören, aber das war noch zu weit weg. Ich habe überlegt, ob ich noch glücklich im Fußball bin bzw. ob es noch der richtige Weg ist. Habe ich noch Visionen? Dann habe ich gemerkt, dass der ganz große Drang nicht mehr vorhanden ist. Ich wäre nicht mehr 100-prozentig glücklich geworden. Und so ist es im August zu der Entscheidung meines Rücktritts gekommen.“

Kolumne bei LAOLA1

Doch mit seinem am Montag, 24. September, erschienenen Buch „Träume verändern“ startet der ehemalige ÖFB-Nachwuchsspieler bereits einen neuen Lebensabschnitt. Und darüber hinaus verstärkt der U20-WM-Vierte von 2007 das LAOLA1-Team und wird in seiner Kolumne in die verschiedensten Aspekte des Fußballs beleuchten.

„Ich freue mich, dass LAOLA1 auf mich zugekommen ist. Das ist mein erstes Angebot nach der Fußball-Karriere. Ich glaube, die User können gespannt sein, wie es ein Ex-Profi sieht, der vor kurzer Zeit noch Teil des Fußball-Mechanismus war. Ich denke, ich habe da sicher andere Ansichten, als gelernte Journalisten.“

„Träume verändern“

Sein Buch „Träume verändern“ ist ein bunter Mix aus biografischen Informationen und Meinungen zu wichtigen Themen im Profifußball wie zum Beispiel Medien, Sponsoren, Geld, Druck, aber auch Mentaltraining, Medizin oder Ernährung.

„Mir hat das Schreiben immer schon Spaß gemacht und sich zu meiner großen Leidenschaft entwickelt. Die Idee des Buches ist aber erst spät entstanden. Ich möchte darin meine Geschichte erzählen. Es hat also viele biographische Elemente, aber es berichtet auch von Themen im Profi-Fußball, die mich sehr beschäftigt haben. So ist ein interessanter Mix zustande gekommen.“

Hackmair verzichtete dabei auf einen Ghost-Writer, schrieb jede Zeile selbst. „Es ist wirklich jedes einzelne Wort von mir. Das war mir ein großes Anliegen, denn ich glaube, nur so kann es authentisch und persönlich sein.“

„Wollte mir von Niemandem reinreden lassen“

Über die Tatsache, dass das Buch in Eigenregie entstand und ohne Verlag realisiert wurde, ist der Ex-Rieder im Nachhinein sehr glücklich.

„Der Plan war, dass ich mit einem externen Verlag zusammenarbeite. Ich habe aber am Beginn des Projektes gesagt, dass ich alles selber machen will, weil ich es sehr spannend finde. Ich will mich nicht einschränken lassen, will so frei wie möglich sein, will meine Gedanken einbringen und mir von Niemandem reinreden lassen.“

Dank an Frau Marie

Ganz ohne Hilfe ist „Hacki“ aber dann doch nicht ausgekommen. Als wichtigster „Mitarbeiter“ entpuppte sich sein Frau Marie.

„Sie hat das Design entworfen und mir viele Ratschläge gegeben. Wir waren ein eingespieltes Team. Das Schöne ist, dass alle, die mit dem Buch zu tun haben, sich sehr persönlich darum annehmen. Angefangen von der Druckerei, die Freunde der Familie sind, über alle Medienvertreter. Alle haben es sehr persönlich angenommen und nicht als Geschäft oder Produkt gesehen.“

Der Titel „Träume verändern“ sei recht kurzfristig entstanden. „Wir haben uns lange den Kopf zerbrochen. Es gab schon drei, vier Titel, die waren aber alle nicht perfekt. Wir hatten dann auch schon Stress, mussten einen Titel auswählen. Eines Tages, kurz vor dem Einschlafen, hatte ich den Einfall von: ‚Träume verändern‘.  Und je mehr wir darüber nachgedacht haben, umso perfekter war der Titel. Man kann das ‚Träume‘ und das ‚Verändern‘ separat sehen, man kann es aber auch so hinterfragen, ob die Träume einen verändern, oder ob ich als Person meine Träume verändere. Es lässt viel Interpretations-Spielraum übrig.“

„Es ist Hackmair zu 100 Prozent“

Eigentlich wäre die Veröffentlichung früher geplant gewesen, doch Hackmair wollte selbstverständlich noch sein Karriereende einfließen lassen. „90 Prozent waren im Frühjahr schon fertig. Ich habe die Veröffentlichung herausgezögert, weil ich die Entscheidung über meine Karriere noch miteinbeziehen wollte. Ich hätte das Buch auch veröffentlich, wenn ich weitergemacht hätte. Ich glaube, meine Geschichte ist für viele sehr interessant und intensiv. Mir ist wichtig, dass andere daran Teil nehmen können.“

In seinem Werk gewährt er tiefe Einblicke, lässt Auszüge seines Tagesbuchs einfließen. „Ich gebe wirklich viel von mir preis. Mir war wichtig, dass es so persönlich wie möglich wird. Es ist Peter Hackmair zu 100 Prozent. Ich habe es so geschrieben, wie es mir in den Sinn gekommen ist.“

„Alles hat im Leben seinen Sinn“

Das Hauptmotto seiner Publikation ist, „dass wohl alles im Leben seinen Sinn hat. Speziell bei meinen Verletzungen habe ich das gespürt und gelernt. Nach meiner ersten schweren Verletzung war mir das noch nicht so klar, mit jeder weiteren Verletzung bin ich gelassener geworden und habe versucht, die positiven Seiten zu sehen. Ich Nachhinein habe ich viel davon profitiert. Die Verletzungen haben mich zu dem Menschen reifen lassen, der ich jetzt bin.“

„Es handelt von all den Höhen und Tiefen, die der Begriff des Fußball-Profis mit sich bringt. Das ist sehr viel. Ich habe es am eigenen Leib erlebt. Ich habe bis 21 einen extremen Aufstieg erlebt. Ich war Stammspieler in der Bundesliga, bin mit dem U20-ÖFB-Team sensationeller Vierter bei der WM geworden. Dazu die Vizemeisterschaft mit Ried hinter Red Bull, die sich wie der Gewinn des Titels angefühlt hat. Aber auch die Verletzungen, oder negative Erfahrung mit dem Fußball-Geschäft werden beleuchtet. Es zeigt sehr schön auf, wie schnelllebig der Fußball ist. Eben bis du noch der Held und dann der Buhmann.“

Der Lesestoff soll keinesfalls nur für Fußballer ausgerichtet sein. „Es ist nicht nur etwas für junge Fußballer, die am Weg zum Profi sind. Es geht vielmehr um Träume und das Verändern, aber auch, wie man mit Rückschlägen umgeht. Das ist nicht nur im Fußball der Fall. Insofern betrifft es uns alle. Junge Leute sollen davon etwas mitnehmen.“

Und wie es mit Peter Hackmair weitergeht, erfahrt ihr in Zukunft in seiner Kolumne bei LAOLA1

Martin Wechtl