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"Spieler, die weg wollen, brauchen wir nicht"

Seit Dienstagabend ist Gerald Baumgartner der 30. Trainer der Wiener Austria seit 1990. Sein Vertrag läuft über zwei Jahre mit Option auf eine weitere Saison (Alle Infos).

 „Ich freue mich, so herzlich aufgenommen worden zu sein. Wenn wir viele Spiele gewinnen, wird das auch so bleiben“, erzählt der neue Chefcoach im Rahmen seiner Präsentation am Mittwoch in der Generali Arena.

Der Salzburger hat schnell begriffen, dass in Wien-Favoriten ein anderer Wind weht, als bei seinen bisherigen Arbeitgebern.

Neben Erfolge soll auch ein schöner Fußball geboten werden. Für den ehrgeizigen 49-Jährigen kein Problem. Dies mache gerade die Herausforderung aus. Und Baumgartner hat bereits eine ganz klare Vorstellung, wie sich die Veilchen in Zukunft präsentieren wollen.

LAOLA1 hörte ihm in seinen Ausführungen ganz genau zu.

Gerald Baumgartner…

… über seine Bestellung als Austria-Trainer:

Ich freue mich sehr, dass ich hier sitzen und die Geschicke von Austria Wien als Trainer vorantreiben darf. Ich bin sehr stolz darauf. Ich gehe mit großen Erwartungen und Mut heran. So eine große Aufgabe motiviert sehr.

… über seine geplante Philosophie:

Ich stehe dafür, dass meine Mannschaften immer eine gute Kondition und einen Matchplan haben. Unser Auftreten wird sehr aggressiv sein. Wir wollen nach vorne verteidigen und schnell umschalten. Die Prinzipien des Pressings sollen zu 100 Prozent in die Mannschaft impliziert werden. Ich möchte diesen Spielstil, den ich seit Jahren mit meinen Mannschaften spiele, bei der Austria umsetzen.  Das ist auch für die Spieler eine schöne Aufgabe. Ich freue mich sehr, die Mannschaft kennenzulernen und bin gespannt, wie das erste Aufeinandertreffen ausfallen wird. Ich weiß über jeden einzelnen Spieler schon viel Bescheid. Ich werde versuchen, einen schnellen Zugang zu ihnen zu finden. Sie müssen den eingeschlagenen Weg mit uns gehen. Ich werde meine Linie durchführen und einen Weg einschlagen, um erfolgreich zu sein. Von der Trainings-Steuerung und Methodik wird es so sein, dass schon einiges da ist, aber natürlich neues dazukommt. Ich hoffe, dass jeder mitgeht. Ich denke nicht, dass es Probleme geben wird, wenn die Spieler meinen Weg mitgehen.

… über seine Zielsetzung:

Ich persönlich will den bestmöglichsten Platz erreichen. Ich habe die Energie, dass wir voll angreifen. Das Vereinsziel Europacupplatz soll auf jeden Fall erreicht werden. Jetzt geht es darum, die Mannschaft so umzustellen und aufzubauen, dass wir in Zukunft wieder eine große Rolle in Österreich spielen.

… über Austrias Trainerhistorie:

Das ist mir sehr bewusst. Ich bin aber jemand, der es besser machen will. Ich will längere Zeit Trainer sein und hier etwas entwickeln und aufbauen. Deswegen habe ich mich auch für die Austria entschieden. Ich bin frohen Mutes, dass mir das gelingen wird. Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen. Die Spieler müssen sich bewusst sein, was ihr tägliches Brot ist, wer ihr Arbeitgeber ist. Was es heißt, Profi zu sein. Danach kann man sich mit einem Spielsystem beschäftigen. Wer mitzieht, ist herzlich willkommen, einen erfolgreichen Weg zu gehen. Wenn ein Spieler weggehen will oder überlegt, den Klub zu verlassen, sollen sie sich schnell entscheiden. Es ist meine Aufgabe, der Mannschaft das klar zu machen.

… auf die Frage, wie er die Spieler erreichen will:

Es gibt kein Geheimrezept. Du musst Einzelgespräche führen und das Teambuilding forcieren. Ich möchte mit den Führungsspielern reden und ihnen vermitteln, was unsere Ziele sind, was ich mir von ihnen erwarte. Auch den restlichen Spielern möchte ich erklären, wie ich die Zusammenarbeit in Zukunft sehe. Man kann von hochprofessionellen Spielern viel erwarten. Ich erwarte von mir selber sehr viel.

… über den Umstand, nicht erste  Wahl gewesen zu sein:

Das spielt keine Rolle. Die Austria ist auf mich zugekommen. Das ehrt mich und spricht für meine bisherige Arbeit. Ich will die Chance nützen, ein sehr guter Trainer in Österreich zu werden. Dazu gehört, dass man viele Spiele gewinnt. Und mit dieser Mannschaft kann man viele Spiele gewinnen. Ob zweite, dritte oder erste Wahl… Jeder würde gerne bei Austria Trainer sein. Ich bin ein Fachmann, weiß wie wir auftreten wollen. Das einzige, was hier anders ist, sind die vielen Kameras. Ich weiß, dass man bei der Austria viele Spiele gewinnen und dabei auch noch einen guten Fußball zeigen muss. Das ist aber auch unser Anspruch. Die Aufgabe ist sehr reizvoll, aber auch schwer. Aber deswegen bin ich hier.

… über sein Vorbild:

Es gibt einige Leute, die mir in ihrer Ansicht gefallen. Das System von Dortmund war sicher eine Art Vorreiter für jenes der Salzburger. Ich habe mich in beide Systeme sehr gut eingelesen. Ich möchte mit der Austria ähnlich spielen, wie es Dortmund macht. In St. Pölten wurde bereits seit letzten September versucht, dieses System in die Mannschaft zu integrieren. Im Frühjahr hat das schon recht gut geklappt. Es schaut halt nur etwas anders aus, wenn ein Brandl oder Kerschbaumer bei Balleroberung am Ball sind oder ein sehr guter Fußballer, wie es in Dortmund der Fall ist. Die Austria sollte ihr eigenes Spielsystem haben, allerdings mit der Option, aggressiv auf den ballführenden Gegenspieler zu gehen.

 … auf die Frage, ob man wetten kann, dass die Austria das Cupfinale erreicht:

Ich darf ja nicht wetten (lacht). Aber klar, durch meine Serie steigt der Druck. Und es wäre sehr blöd, wenn ich gerade mit der Austria in der ersten Runde ausscheiden würde. Ich habe jedenfalls jetzt eine Mannschaft, mit der ich wieder ins Cupfinale kommen kann.

… über externe Mentaltrainer:

Wir haben in Salzburg gute Erfahrungen mit diversen Mentaltrainern gemacht. Ich bin der Meinung, wenn ein Spieler so etwas braucht und will, soll er es machen, wenn er es ablehnt, soll er es ablehnen. Heutzutage ist es aber sicher ein Vorteil, wenn man mit ihnen regelmäßig arbeitet.

… über seinen Abschied aus St. Pölten:

Man muss Dinge auch abschließen. Das habe ich jetzt gemacht. Ich habe viele Freunde in St. Pölten gefunden. Sie werden mich in nächster Zeit noch begleiten. Der Klub ist auf einem guten Weg. Dieser sollte fortgesetzt werden.

 

Aufgezeichnet von Martin Wechtl