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Die ungewöhnliche Karriere des Gernot Messner

Die ungewöhnliche Karriere des Gernot Messner

Kennst du Gernot Messner?

Der eine oder andere wird diese Frage bejahen, die meisten verneinen.

Weißt du, dass er der Kapitän des Wolfsberger AC ist?

Fans des Kärntner Vereins wissen das freilich, andere Bundesliga-Interessierte wiederum wohl kaum. Schließlich hat der 32-Jährige beim Aufsteiger erst vier Einsätze hinter sich, drei als Joker.

Und hast du jemals davon gehört, dass Messner bei Rapid und Salzburg unter Vertrag stand und zuvor ein Probetraining bei Arsenal absolvierte?

Wenn ja, dann sind Familie, Freunde und Bekannte angehalten, auch den Rest zu lesen. Wenn nicht, herzlich willkommen bei der ungewöhnlichen Geschichte des Gernot Messner.

„Es war eine riesige Erleichterung und ein riesiger Schritt“, erzählt der Kärntner im Gespräch mit LAOLA1 am Rande des Testspiels zwischen seinen „Wölfen“ und Hajduk Split in Belek.

Verletzungen gehörten dazu

Der Mittelfeldspieler spricht hierbei aber weder von Arsenal noch von Rapid oder Salzburg, sondern einfach davon, dass er zuletzt wieder einmal bei einem Spiel auf dem Feld stehen konnte. Denn zu der Geschichte von Messner gehören auch Verletzungen, und zwar nicht unerhebliche.

„In meinen fünf Bundesliga-Jahren stehen zwei Kreuzbandrisse und eine Schambeinentzündung zu Buche. Viel schlimmere Verletzungen gibt es für einen Fußballer nicht“, weiß der gebürtige Villacher, dem Erstere in einem wichtigen Fußball-Alter (22, 23 Jahre) passierten.

„Da habe ich dann zwei Jahre keinen Fußball gespielt, ich war nicht einsatzfähig“, spricht Messner die Zeit an, als er zwischen 2003 und 2005 in Folge der Kreuzbandrisse nicht spielen konnte.

Und das nach einem guten Jahr in Salzburg. Zuvor war der Mittelfeldmann 2001 noch ein halbes Jahr in Wien-Hütteldorf. Doch bei Rapid kam der von Spittal kommende Youngster nie zum Zug.

Matthäus gab ihm keine Chance

„Ich habe meine Chance gesehen, aber mit dem Trainer-Wechsel zu Lothar Matthäus war das vorbei. Da habe ich bereits im ersten Training gemerkt, dass ich völlig umsonst da bin. Er hat scheinbar nichts in mir gesehen, ich habe aber auch nie eine Chance bekommen.“

Noch im Winter 2001/2002 wechselte Messner daraufhin zu Salzburg, wo er im Frühjahr ebenfalls zum Zusehen verdammt war. Die Saison darauf folgte dann der Durchbruch samt Qualifikation für den UEFA-Cup. Im ersten Training darauf kam es aber zur verhängnisvollen Kreuzbandverletzung.

Nach der Übernahme von Salzburg durch Red Bull wechselte der heutige Jungvater nach Kärnten, um zwei Jahre in der Ersten Liga zu spielen. 2007 folgte der Wechsel zu Wolfsberg. Vergangenen Sommer kehrte Messner mit der Mannschaft von Trainer Nenad Bjelica in die Bundesliga zurück.

„Du kannst nicht immer Pech haben“

Die erste Hürde gen heimischer Eliteliga waren dabei die Aufstiegsspiele gegen Parndorf in der Regionalliga. Messners Lebensgefährtin, Bettina Auer (Schwester von Ex-BL-Profi Hubert und Ex-Tennisspielerin), wusste es bereits vorher: „Ich bin mir sicher, dass du aufsteigst, nur Pech kannst du nicht haben“, kann sich Messner an ihre Worte erinnern. Allerdings kam das Pech später wieder.

Im Oberhaus kehrte der Verletzungsteufel zurück. Mit der Schambeinentzündung tauchten auch Fragen auf. „Der Gedanke, aufhören zu müssen, war natürlich da. Das hat man bei Marco Reich (Karriereende, Anm.) gesehen. Ich hatte auch einige Bekannte, die mehr als ein Jahr gebraucht haben“, schildert der wiedergenesene Sohn von Trainer-Legende Kurt (Austria Klagenfurt).

Doch aufgeben gibt es im Leben des Familienvaters, Sohn Mika wurde vergangenes Jahr geboren, nicht. „Ich habe mich immer zurückgekämpft. Die Motivation ist einfach der Fußball selbst. Auch, dass wir mit dem WAC zwei Mal aufgestiegen sind und mir der Trainer weiter das Vertrauen schenkte, mich sogar zum Kapitän machte. Zudem gab es immer wieder Teilerfolge.“

Respekt von der Playstation-Generation

Die jüngeren Spieler respektieren ihren Anführer. Ersatz-Kapitän Michael Sollbauer verzichtet auf das traditionelle Anschreien von Siegen in der Kabine und überlässt diese Ehre dem Captain.

Messner gehört freilich zu den älteren Spielern der Wolfsberger, also nicht der „Playstation-Generation“ an. „Ich bin einer von nur drei Spielern, die überhaupt keinen Laptop mithaben“, erzählt die Nummer 8, die früher mit Peter Schöttel und Heimo Pfeifenberger noch in einem Team war.

„Früher ist im Trainingslager etwa Karten gespielt oder das eine oder andere Bier getrunken worden, heute ist die Playstation-Generation am Werk. Wenn der Trainer ihnen sagt, sie dürfen ein Bier trinken, bestellen sie sich dennoch ein Cola“, skizziert er die unterschiedlichen Zeiten.

Messner weiß, dass er schon viel erlebt hat. Nicht viele Österreicher können etwa von sich behaupten, dass sie schon einmal ein Probetraining bei Arsenal absolviert haben. Er schon.

Smalltalk mit Arsene Wenger

Mit 19 Jahren durfte er sich an der Seite von Dennis Bergkamp oder Marc Overmars sowie vor den Augen von Arsene Wenger, der immer wieder junge Spieler nach London holte, versuchen.

„Damals habe ich in der Regionalliga bei Spittal gespielt, agierte der Jugend entsprechend, ohne viel nachzudenken. Ich bin dann eben dort hingekommen und das war natürlich ein anderes Erlebnis. Die haben 18 Trainingsplätze, einen unglaublich großen Trainerstaff und das Trainingszentrum ist damals mit Waffe bewacht worden“, erinnert sich Messner zurück.

Mit Wenger sprach der Österreicher auch. „Er hat sich gefreut, dass er kurz sein Deutsch auspacken kann“, grinst der gescheiterte Testpilot aufgrund des mit dem Franzosen geführten Smalltalks.

Auch jetzt kann Messner wieder lachen. Die Schambeinentzündung ist abgeklungen, Schmerzen sind noch da, aber die viele Arbeit, die die stetige Behandlung erfordert, setzt er ohnehin fort.

Ratschläge für die Genesung hat er sich u.a. von Jürgen Säumel und Steffen Hofmann geholt, eine Therapie in Salzburg hat schließlich entscheidend geholfen. Nun gibt es nur noch ein Ziel.

„Ich will einfach schmerzfrei Fußballspielen.“ Und das in der Bundesliga, wo er bereits seine fünfte Saison verbringt, aber aktuell gerade einmal 23 Einsätze zu Buche stehen hat.

Solch eine ungewöhnliche Karriere soll so nicht enden. Die interessante Messe soll für Messner noch nicht gelesen sein.


Bernhard Kastler