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"Man soll mich nicht vergessen"

„Natürlich wollte ich als Kind Rennfahrer werden“, sagt David Witteveen.

Die ersten vier Jahre seines Lebens verbrachte der Blondschopf in Italien. „Wäre ich länger geblieben, wäre es vielleicht etwas mit einer Motorsport-Karriere geworden“, meint er.

Doch Benzin im Blut ist eben nur in wenigen Fällen vererbbar. Also verschlug es ihn ins Fußball-Geschäft. „Gott sei Dank! Ich fahre nicht einmal Motorrad“, lacht der Wiener-Neustadt-Profi.

Die Verbindung zum Motorsport ist sein niederländischer Vater Jan. Der begann 1970 bei Fichtel&Sachs als 23-jähriger Ingenieur Einzylinder für diverse Motorrad-Klassen zu entwickeln und stieg im Laufe der Jahre bis zum Rennleiter bei Aprilia auf. Vor allem in Italien gilt er im Motorradsport als lebende Legende.

Der Papa als Präsident

Und nebenbei fand er auch noch Zeit, dem Sohnemann beim Kicken ein wenig unter die Arme zu greifen. Als dieser im Nachwuchs des SV Spittal kickte, übernahm er kurzerhand das Amt des Klub-Bosses.

„Er wollte, dass in dem Verein, in dem ich spiele, alles passt. Dann hat er sich dazu überreden lassen, den Präsidenten zu machen. Ich muss aber dazu sagen, dass er begeisterter Fußball-Fan ist“, berichtet Witteveen.

Kein Durchbruch in Salzburg

Als er im Sommer 2006 die Kärntner verließ, um bei Red Bull Salzburg anzuheuern, kam er erstmals in Kontakt zu seinem aktuellen Trainer. „Ich habe ihn damals geholt“, erinnert sich Heimo Pfeifenberger.

Obwohl er in der Regionalliga West und in der Ersten Liga anständige Leistungen für die RB Juniors ablieferte, vermochte ihm der Sprung zu den Profis nicht zu gelingen. Lediglich in einem Cup-Spiel gegen den SCR Altach saß der Angreifer einmal auf der Bank von Giovanni Trapattoni.

Und weil man eben manchmal einen Schritt zurück machen muss, um anschließend zwei nach vorne zu kommen, heuerte er nach zwei Jahren in der Mozartstadt bei Regionalligist Wolfsberg an.

Das einzige Tor gegen die Rangers

Der Plan ging auf. Im Sommer 2009 überzeugte er bei einem Probetraining die Verantwortlichen von Heart of Midlothian und bekam einen Vertrag in der schottischen Premier League. Eineinhalb Jahre blieb er in Großbritannien.

„Sportlich war es nicht so erfolgreich, wie ich mir das vorgestellt habe. Am Anfang hat es eigentlich ziemlich gut ausgesehen, dann kam ein Trainerwechsel und ich habe nicht mehr gespielt“, blickt er zurück.

Tatsächlich ließ Witteveen bei seinem zweiten Einsatz für seinen neuen Arbeitgeber mit einem Tor gegen die Glasgow Rangers aufhorchen. Es blieb jedoch der einzige Treffer für den Klub, der ihn danach in die zweite Liga an Greenock Morton und den Dundee FC verlieh. Auch ein kurzfristiges Engagement bei Stirling Albion steht im Lebenslauf.

"Es hätte besser laufen können"

„Es hätte besser laufen können. Aber ich bin trotzdem überglücklich, das erlebt haben zu dürfen. Es ist ein komplett anderer Fußball, eine ganz andere Atmosphäre. Außerdem war es privat ein Erlebnis, eine andere Kultur kennenzulernen. Da konnte ich sehr viel mitnehmen“, sieht er sein Schottland-Abenteuer positiv.

Nachsatz mit einem Augenzwinkern: „Das Wetter war für einen Fußballer Weltklasse. Zu heiß war es nie.“

Keine Konstanz

Nicht nach Plan verlief die Rückkehr in die Heimat. Zwar nahm der SV Horn den Stürmer im Winter 2010/11 unter Vertrag, spielen durfte er in der Regionalliga aber nicht, da er in dieser Saison bereits für zwei andere Teams aufgelaufen war.

Es folgte eine Saison beim FC Lustenau, ehe er vergangenen Sommer beim SV Grödig unterschrieb. Vereinswechsel über Vereinswechsel. „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Zu den jeweiligen Zeitpunkten habe ich darin immer den richtigen Weg gesehen“, sagt Witteveen.

„Ich hatte teilweise Verletzungen, die nicht so einfach wegzustecken waren. Deswegen war es immer ein Auf und Ab. Konstanz habe ich nie so richtig reinbekommen. Erst in der letzten Saison hat es richtig gut gepasst.“

"Bin von Haas und Hütter sehr enttäuscht"

Und wie! Mit 17 Treffern war der Goalgetter maßgeblich am Aufstieg der Grödiger beteiligt. Zu einer Vertragsverlängerung kam es aber nicht. „Ich bin menschlich von Christian Haas und Adi Hütter sehr enttäuscht. Aber für mich ist die Sache jetzt erledigt, es bringt ja nichts, darüber nachzudenken“, will der 28-Jährige darüber nicht viel sagen.

Viel lieber spricht er über seine neue Aufgabe in Wiener Neustadt. Immerhin steht er vor seiner allerersten Saison in der Bundesliga. „Er ist ein bisschen ein Spätstarter“, lacht Pfeifenberger.

Witteveen selbst sagt: „Ich bin froh, dass ich es überhaupt noch in die Bundesliga geschafft habe. Ich freue mich schon riesig auf meine Premieren-Saison. Ich will mich so gut wie möglich verkaufen und meine Tore schießen. Man soll mich nicht so schnell wieder vergessen.“

Spaß statt Zwang

Wie viele Tore es diesmal werden, vermag er nicht zu prognostizieren: „Ich will einfach Spaß am Kicken haben. Was mir gelingt, das gelingt mir. Erzwingen kann man sowieso nichts.“

Sein neuer Coach traut ihm jedenfalls einiges zu: „Mit seinem Körper ist er im Strafraum ein gefährlicher Stürmer. Genauso einen Typen haben wir gesucht. Und in der zweiten Liga hat er auch schon beweisen, dass er seine Tore machen kann.“

Es ist die nächste Station, das nächste Abenteuer des David Witteveen. Viel abwechslungsreicher hätte es auch als Rennsportler nicht werden können.


Harald Prantl