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Wie holen wir die Fans zurück?

Wie holen wir die Fans zurück?

Seit Dienstag ist sie also endgültig vorbei.

Deutschland hat seine errungene Weltmeisterschaft mit bis zu 500.000 Zuschauern in Berlin gefeiert, als letzte Kicker der 32 Teilnehmer haben sie ihren Urlaub nun angetreten.

Dieser ist in Österreich längst vorbei, vielmehr geht es ab dem kommenden Wochenende so richtig los. Die Erste Liga startet am Freitag in ihre Saison, die Bundesliga folgt am Samstag.

Der Kracher Red Bull Salzburg gegen Rapid Wien eröffnet die 41. Saison, Oliver Kahn wird dabei als Werbebotschafter des neuen Bewerbssponsors „tipico“ den Ehren-Ankick vornehmen.

Zuschauerrückgang entgegenwirken

So weit, so attraktiv. Doch wie wird dem Zuschauerrückgang der Vorsaison von 9,6 Prozent entgegengewirkt? Die Bundesliga hat sich diesem Thema unter anderen per Marktforschungsanalyse angenommen.

Die Ergebnisse: Es soll familienfreundlichere Anstoßzeiten geben. Ab Runde acht kehrt die Liga dabei zu ihren früheren Kickoff-Zeiten zurück, spielt dann am Samstag wieder um 16 Uhr und 18:30 Uhr.

Ob ein um eine halbe Stunde früherer Beginn das Kraut fett macht? Es ist in jedem Fall ein Anfang.

Weiters kritisierten Fans das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die Sicherheit in den Stadien.

Die zehn Bundesliga-Trainer versuchen indes, mit attraktivem Fußball die Fans zurück ins Stadion zu holen. Der Grundstein dafür wurde schon vergangene Saison gelegt, schließlich wurden mit 3,3 Tore im Schnitt ein außerordentlicher Wert erzielt.

„Dafür braucht man nicht Fußball spielen zu können“

Auch andere Übungsleiter verweisen nur allzu gerne darauf, wie etwa ein Team aus Costa Rica – mit weniger Einwohner-Zahlen als Österreich – bis ins Viertelfinale vorstieß.

Rieds Oliver Glasner: „Ich habe der Mannschaft schon gesagt, dass man von der Mentalität und Einstellung vieles mitnehmen kann. Die Spieler sind nach der Saison noch einmal bis an ihre Grenzen gegangen, das hat mich auch von kleineren Teams beeindruckt, mit welcher Leidenschaft sie am Werk waren. Da braucht man kein großes fußballerisches Können, das kann man auch so umsetzen.“

„Alleine wegen den Toren wird es nicht sein“

„Wir haben sehr viele Tore geschossen, alleine deswegen kann es nicht sein“, sagt WAC-Trainer Didi Kühbauer deswegen nicht zu Unrecht. Sein Kollege Heimo Pfeifenberger hat diesbezüglich auch nicht vergessen, welcher Riesen-Skandal die Liga im vergangenen Herbst erschütterte.

„Ich glaube, wir haben alle Nachholbedarf, den Fußball ins richtige Licht zu rücken, außerdem geht es auch um Infrastruktur“, sagt der Neustadt-Trainer, der weiß: „Das ist finanziell nicht immer einfach.“

Die Bundesliga wird den Klubs deswegen innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Infrastrukturtopf in der Höhe von drei Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auf der anderen Seite sind aber auch Trainer und Spieler gefordert, die Zuschauer per attraktivem Spiel zurückzugewinnen.

Nicht wenige haben vor dieser Saison ein solches versprochen. LAOLA1 hakte nach und befragte alle zehn Coaches des Oberhauses über die fußballerischen Erwartungen für die neue Saison sowie was die Trainer auch von der Weltmeisterschaft in Brasilien mitgenommen haben.

Physis und Teamfähigkeit haben imponiert

Was den meisten dabei sofort einfällt, ist die von den 32 Teams an den Tag gelegte Bereitschaft, zu marschieren. „Die körperliche Belastbarkeit war unglaublich“, lobte Admiras Walter Knaller.

Austrias Gerald Baumgartner schlug in dieselbe Kerbe: „Man hat eine unglaubliche Fitness gesehen.“

Für Grödigs Neo-Bundesliga-Coach Michael Baur ist klar: „Am Zweikampfverhalten hat man gesehen, man kann sich einfach nicht mehr schonen.“

Kühbauer konkretisiert: „Die Spieler müssen das Tempo mitgehen. Wenn zwei, drei das nicht können oder wollen, wirst du Probleme bekommen. Zudem hat mich begeistert, dass die kleinen Teams über ihre Grenzen gegangen sind. Das Zusammengehörigkeitsgefühl war fantastisch.“

Am Ende setzte sich Deutschland bei der WM durch, das bekanntlich den Teamgeist massiv in den Vordergrund rückte. Das hat auch Sturms Darko Milanic gefallen.

„Am Ende hat der Teamgeist entschieden. Wir haben gesehen, dass die großen Weltstars nicht in super Form waren. Aber Deutschland hat gezeigt, dass es als Mannschaft große Qualität hat.“

Es geht nur im Verbund

Rapids Zoran Barisic sieht die zuvor erwähnten Komponenten ebenfalls wichtig, heutzutage geht es ja auch nur noch im Verbund: „Es geht darum, Teamfähigkeit zu zeigen, jeder die individuellen Stärken der Mannschaft zur Verfügung zu stellen. Der Trend führt dahin, dass alle miteinander gegen den Ball arbeiten und diese Entwicklung hat sich aber auch so abgezeichnet.“

Glasner, als ehemaliger Co-Trainer Salzburgs federführend in der vergangenen Spielzeit, verspricht sich mehr: „Es war schon vergangene Saison sehr torreich und das wird sich fortsetzen, denn es geht viel um schnelles Umschalten. Beim Gegenpressing ist der Weg zum Tor nicht mehr so weit. Da sind viele Mannschaften dabei, das umzusetzen, das zu perfektionieren. Es wird eine attraktive Saison.“

Meister Salzburg hat das in der vergangenen Spielzeit auf höchstem Niveau vorgelebt. „Salzburg hat schon einen Fußball gespielt, der in Österreich nicht üblich war und international für Furore gesorgt hat. Den gilt es beizubehalten und zu bestätigen“, weiß Adi Hütter, 2013/14 noch Trainer in Grödig.

Der 44-Jährige nimmt selbst aber nicht allzu viel von der WM mit, denn die ausgegebene Spielweise hat der Vorarlberger in Brasilien nicht wirklich bemerkt. „Unsere Art und Weise, da habe ich nicht viel Ähnlichkeiten gesehen, weit vorne zu verteidigen oder Balleroberungen vor dem Tor zu erreichen.“

Weiters: „Die Zuschauer wollen keinen langweiligen Fußball sehen, deswegen hat mir das Finale auch gut gefallen, wo beide Teams einfach den Weg nach vorne gesucht haben – manchmal auch mit Risiko.“

Mut zum Risiko

Den Salzburger Weg haben einige Teams schon vergangene Saison eingeschlagen, wollen nun auch weitere gehen. „Ich erwarte diese Saison etwa auch Ried und Austria so wie Salzburg, das bedeutet, dass hohes Pressing und extrem schnell in die Tiefe gespielt wird“, blickt Milanic voraus.

Nicht jeder will aber diesen Weg gehen, auch der Sturm-Trainer nicht: „Wir wollen keine Kopie sein und unseren eigenen Stil spielen. Wir wollen schön und diszipliniert spielen, viele Abschlüsse suchen. Jedoch nicht immer direkt nach vorne, manchmal muss es auch in die Breite gehen.“

Barisic, der seine Spielidee beibehalten wird, sieht sich die ersten Runden einmal an: „Die Frage wird sein, ob es der Gegner dann so zulassen wird, wie du spielen möchtest. Wenn alle so spielen wollen, dass sie hoch attackieren, dann können wir uns darauf freuen, dass wir sehr viele Tore sehen.“

Indirekt bestätigt Altach-Trainer Damir Canadi diese These: „Salzburg war da ein großer Vorreiter mit ihrem Pressing-Spiel, die jungen Trainer versuchen, da viel umzusetzen. Auch wir versuchen, vorne den Gegner zu stören. Aber wir müssen uns auch einmal in den ersten neun Runden orientieren.“

Hütter macht seinen Kollegen dahingehend Mut. „Es wird immer wieder Rückschläge geben, das war auch bei mir mit Grödig der Fall. Aber wenn es durchgezogen wird, dann wird die Saison sicherlich interessant. Denn es werden viele Tore fallen, weil der Gedanke nach vorne geht und nicht immer nur hinten zu verteidigen.“

Baumgartner will eine Art Fortsetzung der WM in den heimischen Stadien sehen: „Man sollte es für die Liga nutzen, dass die WM bei den Leuten sehr gut angekommen ist, nämlich von der Spielweise. So kommen auch wieder mehr Fans ins Stadion.“

„Die Liga wird lebendiger“

Während vor zwei Saisonen oftmals die Null stand, suchen mehr und mehr Klubs, auch aus der unteren Tabellenhälfte den Weg nach vorne. Kühbauer, der auf mehr Spannung hofft, bleibt aber am Boden: „Wir werden nicht zu zaubern beginnen, das können die wenigsten.“

Der Trainer seines früheren Arbeitgebers, Knaller, freut sich schon richtig auf den Startschuss: „Die Liga wird lebendiger, schneller. Es sind viele junge Trainer dabei. Ich bin ja der Saurier in der Liga, aber auch meine Kollegen Oli Lederer und Michael Horvath gehen in diese Richtung. Es tut sich was, es wird enger, schneller und taktisch flexibler sein. Wir wollen noch dazu das Individual-Training forcieren. Man hat bei der WM gesehen, Individualisten können das Spiel entscheiden. Der ruhende Ball ist da etwa ein großes Thema, um enge Spiele zu entscheiden."

Auch den Kärntner haben es die deutschen Weltmeister angetan. „Die Deutschen haben mir am meisten imponiert, weil sie schnelles, schnörkelloses und humorloses Passspiel aufgezogen haben. An der letzten Linie haben sie riskiert. Da hatten sie die richtigen Laufwege und waren erfolgreich. Wenn uns das ähnlich gelingt, dann wären wir gut unterwegs.“

Attraktiveres Spiel, mehr Tore - mehr Fans? Alleine deswegen wird die Rechnung nicht aufgehen. Aber es wäre ein Anfang.

 

Bernhard Kastler