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"Am Ende des Tages musst du auf dich schauen"

„Fast fix.“

Eine überstrapazierte Floskel, die immer inflationärer in Verbindung mit möglichen Transfers verwendet wird.

„Fast fix“ soll auch der Wechsel von Terrence Boyd zu RB Leipzig sein. So zumindest erfuhr es der Noch-Rapidler aus den Medien. Bei ihm selbst fragte keiner nach.

Dass Interesse vorliegt, leugnet der 23-jährige US-Teamspieler nicht. Dass die Sachsen nicht der einzige Interessent sind, ebenso wenig.

Der aktuelle Status quo liest sich jedoch anders, wie Boyd im LAOLA1-Interview bestätigt: „Es hat bereits mit einem Shitstorm der Fans angefangen, dabei ist noch überhaupt nichts fix. Ich habe nichts unterschrieben und war auch bei keinem Medizincheck.“

Leipzig, Wigan oder Sporting?

Der Stürmer konnte in der vergangenen Spielzeit mit 15 Liga- und fünf Europa-League-Toren aufzeigen und stand zudem im vorläufigen 30-Mann-WM-Kader der USA.

Das weckt Begehrlichkeiten. Wie der ehrgeizige Angreifer verrät, ist neben Leipzig auch weiterhin Wigan Athletic ein Thema. Neu sind die Abwerbeversuche von Sporting Lissabon.

„Noch kann nichts konkret sein, weil sich die Vereine zuerst mit Rapid einigen müssen. Ich habe noch gar nichts damit zu tun, weil ich noch nichts entscheiden kann“, so der US-Boy, dessen Vertrag bei den Hütteldorfern noch bis 2015 laufen würde.

Laut Sportdirektor Andreas Müller will man den Goalgetter nur bei einem „unmoralischen Angebot“ ziehen lassen. Somit wird Boyd am Sonntag mit Rapid die Reise ins Trainingslager nach Schärding antreten.

Ein klares Bild im Kopf

Der Spieler selbst kann den Verein verstehen, fordert aber auch Verständnis für seine Sicht der Dinge.

„Generell habe ich schon gesagt, dass ich gerne wechseln möchte. Ich denke, dass es auf jeden Fall Zeit für diesen Schritt ist. Ich war zwei Jahre in Österreich, brauche eine neue Herausforderung und will mich sportlich weiterentwickeln.“

Boyd startete die Vorbereitung noch bei Rapid

Bei Leipzig sieht er das differenzierter, auch wenn es sich um denselben Konzern handelt. Schließlich hätte ein Wechsel nach Deutschland keinen direkten Einfluss auf Rapid.

Wer würde mehr Geld ablehnen?

Boyd hat eine Meinung, zu der er steht. Dafür ist er bekannt, damit verschaffte er sich auch in Wien viele Sympathien. Ein Mann, der nicht um den heißen Brei herumredet.

Obwohl er noch einmal bekräftigt, dass ein Wechsel zu Leipzig (noch) nicht spruchreif ist, fordert der Leistungsträger mehr Verständnis für das Fußballgeschäft.

„Mein Stiefvater ist Elektriker. Wenn der ein Angebot von einer Firma kriegt, wo er mehr Geld verdient, bleibt er auch nicht da, weil ihm die Mitarbeiter so gefallen. Ich würde gerne die Fans sehen, die ein Angebot und Geld ablehnen, weil es ein bestimmter Konzern ist. Am Ende des Tages musst du auf dich schauen, das muss auch einmal gesagt werden.“

Für Sentimentalitäten sei im Business heutzutage kein Platz mehr. Leipzig wäre aufgelegt. Dass er irgendwann einmal in seiner Heimat spielen will, liegt auf der Hand.

Entscheidung liegt bei Rapid

Doch noch ist keine Entscheidung gefallen. Seiner Meinung nach, seien alle drei Möglichkeiten konkret.

„Ich muss einfach das richtige Gefühl haben und wissen, dass ich meine Einsatzchancen bekomme. Der Wettbewerb muss einfach höher sein als in Österreich. Dann liegt es an mir, ob ich mich durchsetze, dort gut ankomme und Tore schieße.“

Die Gespräche mit Rapid beschreibt Boyd als offen und ehrlich. Schlussendlich liegt die Entscheidung beim Verein, ob man bei einem guten Angebot für den Stürmer schwach wird oder nicht.

Erst dann stellt sich die Frage: Deutschland, England oder Portugal? Noch ist aber nichts „fast fix“.


Alexander Karper

Boyd hat ein klares Bild im Kopf, wohin ihn sein Weg führen soll. Dieses behält er noch für sich. Fakt ist aber, dass er sich auf einem höheren Level beweisen will.

„Es geht mir einfach um die österreichische Liga an sich, ich will einfach hier raus“, hält der Legionär mit seiner Planung nicht lange hinter dem Berg.

„Nie wieder violett“ und heikles Thema Red Bull

Müsste er aufgrund des bestehenden Vertrags bleiben, könnte er sich nur schwer mit der Situation anfreunden, auch wenn er weiß, was er an Rapid hat.

„Rapid wird immer ein Teil von mir sein. Ich werde in meinem Leben nie wieder violette Klamotten anziehen, einfach weil ich diese ganze Rivalität hier so mitbekommen habe.“

Ein Wechsel zum Red-Bull-Konzern wird von der Anhängerschaft aber beinahe schon mit einem Übertritt zum Stadtrivalen Austria gleichgesetzt.

„Das ist auch ein heikles Thema“, weiß Boyd, der erst kürzlich die Reaktionen auf den Wechsel von Marcel Sabitzer zu den „Bullen“ hautnah miterlebte.

Wechsel zum Liga-Konkurrenten ausgeschlossen

Treue zu einem Verein hin oder her, schlussendlich müsse jeder für sich entscheiden, was für ihn am besten sei.

Dem Beispiel von Sabitzer zu folgen, kam für Boyd nie in Frage. Einen Wechsel zum Liga-Konkurrenten schließt er aus.

„Ich kann die Fans natürlich verstehen. Ich weiß, wie Rapid tickt. Ich bin jetzt zwei Jahre hier, habe mir gegen Salzburg immer den Arsch aufgerissen. Ich habe immer gesagt, dass ich nicht zu RB Salzburg gehe, das kann ich Rapid nicht antun. Das will ich auch nicht. Genauso würde ich nicht zur Austria gehen.“