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Beichler: "Für mich persönlich ist das traurig"

Beichler:

Gegen Rapid Wien trifft Daniel Beichler zum viel umjubelten 2:2-Endstand in Runde 31, beim Saisonfinale gegen Ried kommt er noch einmal 26 Minuten zum Einsatz.

Offiziell verabschiedet wird er nicht, weil der Verein beim letzten Spiel nicht weiß, was man mit ihm vorhat. Das ist bis heute so. Denn Beichler selbst hat persönlich nie mehr etwas von einem Verantwortlichen des SK Sturm gehört.

"Jeder weiß, wie ich zu diesem Verein stehe und dass das für mich nicht irgendein Klub ist. Für mich persönlich ist das traurig", sagt der 26-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Aber warum diese seltsame Funkstille?

"Es ist ganz einfach erklärt. Sturm hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht angenommen habe. Gerhard Goldbrich hat dann gemeint, dass ich dem Verein mit meinem Berater ein Angebot machen soll. Das wurde daraufhin vom Vorstand besprochen und abgelehnt. Das hat mich nicht überrascht. Ich habe mir gedacht, dass wir uns in der Mitte treffen werden. Deshalb spricht man ja von Verhandlungen. Goldbrich hat gemeint, dass man eine Lösung finden werde und sich 'etwas Kreatives' einfallen lassen würde. Der Tenor war: 'Wir werden das hinkriegen'", erklärt Beichler.

Goldbrich: "Vertrag lag vier Wochen am Tisch"

Dazu sollte es nicht kommen. "In den Tagen danach habe ich nichts mehr von Sturm gehört. Dann ist mein Berater angerufen worden und man hat ihm gesagt, dass der Klub auch sein erstes Angebot zurückzieht. Es ist also nie zu einer Verhandlung gekommen, obwohl es immer geheißen hat, dass man in Kontakt bleibe."

Offenbar sah sich keiner der Schwarz-Weißen dazu in der Lage, dem Spieler persönlich mitzuteilen, wie man mit ihm plant.

Die Version des Vereins klingt ein wenig anders. 

"In Summe hat Daniel vier Wochen einen Vertrag am Tisch liegen gehabt. Wir sind fünf Mal zusammengesessen. Und wenn man sich beim fünften Mal noch immer nicht einig wird, sollte klar sein, wie es aussieht", schildert Goldbrich auf LAOLA1-Nachfrage. 

Noch dazu sei man Beichler entgegengekommen und habe ihm die Möglichkeit gegeben, mit Konditionstrainer Walter Niederkofler zu trainieren und die Trainingsgeräte in Messendorf zu benützen. 

"Noch ist nicht aller Tage Abend. Momentan finden wir nicht zusammen", sagt der General Manager abschließend.

Der fünffache ÖFB-Teamspieler hat aber mit Sturm bis auf weiteres abgeschlossen. Ihm gehe es lediglich darum, wie man sich voneinander getrennt hat: "Man hat sich nicht von mir verabschiedet. Das ist das Einzige, was ich sehr schade finde und mich stört." 

"Habe im Herbst keine guten Spiele gemacht"

Sportlich lagen die Trümpfe bestimmt nicht in der Hand des Spielers. "Ich bin mir meiner Situation bewusst. Im Herbst habe ich keine guten Spiele gemacht, im Frühjahr kam eine Verletzung dazu, dann habe ich wieder gespielt. Insgesamt war das aber nicht zufriedenstellend", ist sich Beichler klar. 

Seine Verwunderung bleibt, da er eigentlich mit allen im Verein ein gutes Verhältnis habe. "Es wäre für mich überhaupt kein Problem gewesen, wenn man mir das klar gesagt hätte. So ist das Geschäft. Da zählt nicht, woher man kommt oder was man schon geleistet hat. Aber ich bin jetzt auch keiner, der durchs Leben rennt und sagt, wie gekränkt er ist." 

Im Gegenteil. Als gebürtiger Grazer war er dem Verein immer verbunden und wünscht ihm nur Gutes: "Sie haben sehr gute Spieler geholt und werden auch eine gute Saison spielen. Aber das wird ohne mich sein. Ich werde sicher mit vielen Leuten in Kontakt bleiben." 

Kampf gegen die Knie-Probleme

In Kontakt stand und steht Beichler auch mit potenziellen neuen Arbeitgebern. Allerdings lag der Fokus zunächst auf seiner Gesundheit: "Es ist so, dass ich das ganze Frühjahr über Probleme mit dem Knie gehabt habe. Am Ende der Saison habe ich gespielt und über den Schmerz drübergehen können. Jetzt muss ich aber komplett fit werden." 

Durch seine Einsätze habe er die vorzeitige Genesung hinausgezögert. "Es war eine langwierige Geschichte. Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen, dass es nicht unbedingt besser geworden ist. Jetzt braucht es vielleicht noch zwei Wochen, dann bin ich aber wieder ganz fit."

Und Trainer Franco Foda hat einen besonderen Anteil daran. Auch wenn ihm zuletzt von Keeper Benedikt Pliquett im Interview mit "Sportnet" menschliche Defizite vorgeworfen wurden.

Zu Pliquett: "Würde mich von einem Verein nie so verabschieden"

"Der Bene ist ein Typ, der frei Schnauze redet. Das ist in der heutigen Zeit sicher nicht schlecht, weil es das nicht mehr so oft gibt. Ich war als Junger auch einer, der unüberlegt Sachen gesagt hat", meint Beichler.

Die Vorwürfe kann der Stürmer, der unter Foda seinen Durchbruch schaffte, nicht verstehen: "Für mich ist er auch menschlich ein Riesentyp, aber ich habe eine andere Geschichte mit ihm. Er hat mich begleitet und auch sehr oft zusammengeschissen, dass ich mir gedacht habe: Was ist das für ein Trainer? Aber er hat es eigentlich immer gut gemeint."

Gewisse Dinge, die er selbst nicht kennt, mögen Pliquett zu diesen Aussagen verleitet haben, glaubt Beichler. Ungereimtheiten am Platz wären ihm nicht aufgefallen: "Das Tormanntraining kann ich nicht beurteilen. Ich persönlich würde mich von einem Verein nie so verabschieden. Ich weiß nicht, ob es auch aus Stolz heraus passiert ist."

Dass Foda bei seiner Rückkehr die eine oder andere Umstellung vornehmen würde, war anzunehmen. "Er hatte gewisse Vorstellungen, weil es bis dahin sportlich nicht wirklich gelaufen ist. Dann hat er eben im Tor umgestellt, auch wenn Bene an den Ergebnissen wahrscheinlich am wenigsten Schuld gehabt hat. Es war eine extrem harte Entscheidung, aber letztlich haben wir mit Franco unsere Ziele erreicht", sagt der 26-Jährige. 

Für Pliquett geht das Fußballerleben nun auf Mallorca weiter. Wie es für Beichler weitergeht, wird man erst sehen.

 

Andreas Terler

Mithilfe von Therapien und zwei täglichen Einheiten bereitet sich Beichler auf ein neues Engagement vor. Mit einem Klub wäre es beinahe schon zu einer Einigung gekommen. "Das wäre sehr interessant gewesen. Dort habe ich aber letztlich selbst abgesagt, weil ich ihnen gesagt habe, dass ich noch nicht sofort einsatzfähig bin." 

Bald soll es aber soweit sein: "Nachdem es meinem Knie besser geht, will ich demnächst bei einem Klub sein. Und ich werde nicht zu einem Verein wechseln, nur damit ich einen habe. Es muss alles passen."

Warum der Abgang leichter fällt

Und das kann auch in der Ersten Liga der Fall sein. "Die Liga ist heuer unglaublich attraktiv im Vergleich zu den letzten Jahren. Ausschließen will ich nichts."

Wenn bei ihm selbst alles passt, traut sich Beichler einiges zu. "Wenn ich fit bin, kann ich gute Leistung bringen. Vielleicht war das mit der Sturm-Sache jetzt gar nicht ungünstig für mich, weil ich die Zeit gebraucht habe, um vollkommen fit zu werden." 

Der Abschied aus Graz falle ihm auch deshalb leichter, weil der Verein jetzt ganz anders dasteht als noch bei seiner Rückkehr: "Damals bin ich zu einem Verein gekommen, den ich nicht wiedererkannt habe. Es hat ganz wenig funktioniert. Es waren zerrüttete Verhältnisse. Jetzt ist Sturm aber wieder auf einem Weg, den man vom Klub gewöhnt ist."