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Der Initiator der violetten Euphorie

Der Initiator der violetten Euphorie

Peter Stöger hatte die Lacher auf seiner Seite.

„Hoffentlich brauch‘ ich die nicht so schnell“, sagte der Austria-Trainer, als er am Mittwoch-Abend die Mitgliedskarte des violetten Legendenklubs entgegen nahm.

Es waren entspannte Stunden, die er erlebte. Ein Schulterklopfen hier, lobende Worte da. Am Verteilerkreis läuft es richtig rund.

Hätte dieser Abend schon vor der Sommerpause stattgefunden, wäre das Bild viel düsterer gewesen.

Der Tiefpunkt

„Da war die Stimmung am Tiefpunkt“, blickt Rekordspieler Robert Sara einige Wochen zurück.

Die Violetten stolperten unter Ivo Vastic durchs Frühjahr, konnten praktisch nie überzeugen.

„Entscheidend ist, dass du als Spieler deine Form am Feld präsentierst, damit die Fans sehen, dass du etwas erreichen willst. Das ist im Frühjahr nicht passiert“, sagt Austrias Jahrhundert-Torschütze Felix Gasselich.

Tatsächlich hatte vor allem Vastic seinen Kredit bei den Fans rasch verspielt. Der harte Kern stieg auf die Barrikaden und forderte vehement die Ablöse des erst im Winter installierten Cheftrainers. Durch das Nichterreichen eines internationalen Startplatzes erledigte sich dieses Thema von selbst.

Kuschel- statt Konfrontationskurs

Mittlerweile scheint diese Zeit ewig weit weg. Der FAK lacht von der Tabellenspitze, träumt wieder vom Meistertitel und spielt ansehnlichen Fußball.

Die Fans goutieren das, Euphorie ist zu spüren. Aus dem Konfrontationskurs wurde ein Kuschelkurs. Stöger wird bejubelt, wie seit Herbert Prohaska kein Austria-Trainer mehr. Nach jedem Spiel feiert die Osttribüne ihren Coach minutenlang.

Freilich hatte der 46-Jährige einen gewissen Startvorteil. Nach dem verpatzten Vastic-Experiment konnte er nur noch gewinnen.

Doch Sportvorstand Thomas Parits weiß, dass der Trainer durchaus Vorarbeit geleistet hat: „Er kommuniziert wirklich mit den Fans. Er hat sich schon vor der Saison mit den Fan-Capos getroffen und mit ihnen diskutiert.“

Der Schmäh ist zurück

Abgesehen davon legt der Coach mit seinen sachlichen Analysen eine Authentizität an den Tag, die dem oft uneinsichtig wirkenden Vastic zuweilen fehlte.

Das kommt auch innerhalb des Teams gut an. „Es ist wieder Leben in der Mannschaft, es wird gelacht, der Schmäh rennt“, beobachtet Andreas Ogris.

So sieht es auch Sara: „Unter ihm haben sie wieder Spaß beim Training. Das überträgt sich aufs Spiel.“

Nur Teil des großen Ganzen

Stöger selbst nimmt seine Rolle dabei gar nicht so wichtig: „Die Spieler trauen sich heuer einfach mehr zu. Das ist der Verdienst jedes Einzelnen und hat nichts mit mir zu tun. Sie glauben einfach an sich selbst. Ich kann viel predigen, aber wenn sie selber nicht das Gefühl haben, es schaffen zu können, dann nutzt es nichts.“

Auch das zeichnet den FAK-Coach aus. Er stellt sich nicht in den Vordergrund, ist ein Teamplayer, sieht sich als Teil eines großen Ganzen.

Und das Werk‘l läuft wie geschmiert. Deshalb hat Stöger derzeit nicht nur die Lacher, sondern auch die Spieler, Fans und Legenden auf seiner Seite.


Harald Prantl