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LAOLA1 blickt auf Sturms Saison zurück

LAOLA1 blickt auf Sturms Saison zurück

Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen.

LAOLA1 blickt auf die Saison von Sturm Graz zurück: Feedback für jeden eingesetzten Spieler, die Punkteausbeute gegen alle Gegner, ein Fazit dieser und ein Ausblick auf die kommende Spielzeit.

DAS SPIELER-ZEUGNIS


Christian Klem (34 Spiele/1 Tor/2 Assists): Der Dauerbrenner im Kader der Grazer, bis auf zwei Spiele immer über 90 Minuten dabei. Im Vergleich zu den schwachen letzten beiden Jahren deutlich konstanter, so gesehen war diese Saison ein Fortschritt. Aber da geht noch mehr. Es ist die alte Leier: Dem 24-Jährigen würde bessere Konkurrenz gut tun, vielleicht gelingt dann der ersehnte Sprung aufs nächste Level - Oshchypko war keine große Herausforderung. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Klem - endlich - sein erstes Bundesliga-Tor gelang.

Simon Piesinger (32/9/3): Ein Blick auf die Statistik erübrigt eigentlich jeden weiteren Kommentar. Wer hätte ihm nach seinem durchaus kritisierten Transfer solch eine Saison zugetraut? Fügte sich auch abseits seiner Scorer-Qualitäten besser als vielerorts erwartet ins Sturm-Spiel ein, gewann zunehmend an Selbstvertrauen. Nicht nur einer der ganz großen schwarz-weißen Gewinner, sondern einer der Shooting-Stars dieser Bundesliga-Saison.

Michael Madl (32/1/4): Seit Anfang dieser Saison Kapitän. Trat von Beginn an mit einer wesentlich positiveren Körpersprache auf und entwickelte sich zum absoluten Leader, der auch auf seine eigenen Leistungen nicht vergaß. In dieser Spielzeit einer der besten Bundesliga-Innenverteidiger, wofür er von Teamchef Marcel Koller mit einer Einberufung ins Nationalteam belohnt wurde, auch wenn er es nicht in den endgültigen 23-Mann-Kader geschafft hat.

Anel Hadzic (32/1/5): Solide, aber unauffällig. Hat als Stammkraft einen fairen Anteil am zwischenzeitlichen Höhenflug, und wenn er fehlt, merkt man dies der Organisation im Sturm-Spiel auch an. Mit seiner Erfahrung könnte er jedoch etwas mehr das Heft in die Hand nehmen. Darüber, dass 15 Gelbe Karten zu viel sind, muss man vermutlich nicht diskutieren.

Daniel Offenbacher (32/3/5): Der 23-Jährige hat keine schlechte Saison hinter sich, aber phasenweise ebenfalls recht brav und unauffällig, muss mehr Präsenz zeigen und gute Leistungen mit mehr Konstanz bringen. Dass er sich im Frühjahr wiederholt auf der Bank wiederfand, ist so gesehen kein Zufall - Hadzic und Piesinger waren ihm einen Schritt voraus. Wie gut ihm das Pendeln zwischen offensivem und defensiven Mittelfeld tut, sei dahingestellt - diese Vielseitigkeit garantiert ihm jedoch relativ viel Einsatzzeit.

Christian Gratzei (31/0/0): Persönlich war diese Saison ein Fortschritt. Nach längerem Pendeln zwischen Tor und Ersatzbank eroberte der Routinier bis auf eine kurze Phase im Herbst sein Stammleiberl zurück. Einige Gegentore, die klar auf seine Kappe gingen, trüben jedoch seine Bilanz. Sein Vertrag wurde auf Leistungsbasis verlängert, mit Michael Esser kommt jedoch starke Konkurrenz. Man darf gespannt sein, wie viel Einsatzzeit Gratzei kommende Saison bekommt.

Lukas Spendlhofer (31/2/0): Er kam als im Profi-Fußball wenig geprüfte Leihgabe von Inter Mailand und beendet die Saison als einer der Publikumslieblinge und Integrationsfiguren im Kader. Das sagt wohl alles über die gute Entwicklung des 21-Jährigen. Sein Mix aus Einsatzbereitschaft, gutem Auge und geschickter Spieleröffnung kommt an in Graz. Mit mehr Erfahrung lässt sich wohl auch der eine oder andere Konzentrationsmangel ausmerzen. Der fixe Wechsel zu Sturm sollte seiner Entwicklung weiterhin gut tun.

Thorsten Schick (28/4/12): Bei dieser Personalie bewies Sturm im August ein goldenes Transfer-Händchen. Der Rückkehrer, der die Saison noch bei der Admira in Angriff nahm, stabilisierte sofort die rechte Mittelfeldseite und zeigte auch offensiv sein Können, wie zwölf Assists untermauern.

Andreas Gruber (24/2/3): Der Flügelflitzer aus dem eigenen Nachwuchs ist zweifelsohne einer der Shootingstars, mit 24 Einsätzen hätte er zu Saisonbeginn vermutlich nicht gerechnet. Seine Schnelligkeit kann eine Waffe sein, mit mehr Erfahrung sollte sich auch die Effizienz verbessern.

Marko Stankovic (24/4/2): Mit seiner Routine einer der Leader im Team, auch seine Stärke im Kombinationsspiel war ein wichtiger Faktor. Müsste sich mit seinen Fähigkeiten jedoch konstanter in die Scorer-Wertung eintragen. Wird nach seinem bitteren Kreuzbandriss wohl erst mitten in der Herbst-Saison wieder ins Geschehen eingreifen können.

Martin Ehrenreich (22/1/2): Sein Comeback nach langer Verletzungspause überschnitt sich mit der Foda-Rückkehr, von Spiel eins der dritten Trainer-Ära des Deutschen an rechts in der Viererkette gesetzt. Dass der 32-Jährige seine Limits hat, ist keine Neuigkeit, stabilisierte die Problem-Position jedoch mit seiner Erfahrung. Bleibt weitere zwei Jahre an Bord. Dass in der Außenverteidigung ein Upgrade von Nöten ist, weiß aber jeder im Verein. Mit Marvin Potzmann, der rechts wie links in der Viererkette spielen kann, wurde bereits frisches Blut verpflichtet.

Josip Tadic (21/0/1): Foda und GM Gerhard Goldbrich lobten stets die Fortschritte des Kroaten, aber auf dem Feld konnte er sie nur in Ansätzen zeigen, und das ist schon sehr wohlwollend formuliert. Nach dem Ausfall von Kienast alles andere als ein tauglicher Ersatz im Angriff.

Daniel Beichler (21/3/2): Hartnäckige Verletzungsprobleme bremsten die Offensivkraft zum x-ten Mal in ihrer Karriere, vor allem das Frühjahr war abseits des Treffers gegen Rapid eines zum Vergessen. Die Option wurde nicht gezogen, ein Verbleib ist aber dennoch nicht ganz auszuschließen. Denn wenn ihm sein Körper keine Streiche spielt, ist er auch abseits des Platzes ein durchaus wertvolles Kadermitglied.

David Schloffer (19/1/1): Einer der größten Verlierer dieser Sturm-Saison. Lieferte im Vorjahr mit drei Toren und sechs Assists noch eine vertretbare Bilanz ab, machte sich jedoch schon damals mit seiner unkonstanten und vor allem in der Defensive schwachen Spielweise angreifbar. Nach der Verpflichtung von Schick war er seinen Stammplatz los. Foda setzte kaum bzw. meist nur in Phasen der Personalnot auf ihn.

Marco Djuricin (18/11/3): Wer Sturm in Richtung RB Salzburg verlässt, wandelt bezüglich Sympathiewerte im Normalfall auf dünnem Eis. Jubelte jedoch nach seinem Tor im ersten Aufeinandertreffen mit Sturm nicht und betonte stets, wie dankbar er den "Blackies" sei. Die Grazer Fans zahlten es ihm mit Respekt zurück - wohl auch aus Dankbarkeit. Denn seine elf Treffer im Herbst können sich sehen lassen und brachten dem Verein eine ansehnliche Transfersumme.

Donis Avdijaj (17/6/3): Mit seiner Kombination aus Spielwitz und frecher Schnauze dribbelte sich die Schalke-Leihgabe flott in die Herzen der Fans. Man darf nicht außer Acht lassen, dass das Talent erst 18 ist, entsprechend schleichen sich noch Höhen und Tiefen in seine Leistungen ein. Dass ihn Schalke in Graz belässt, sollte bei entsprechender Entwicklung für kommende Saison noch konstanter Höhen in Aussicht stellen.

Roman Kienast (12/7/2): Bei Austria Wien am Abstellgleis, bei Sturm funktionierte er, als wäre er nie weggewesen. Die Quote von sieben Toren in zwölf Spielen spricht für sich. Wie wichtig er binnen kurzer Zeit für die Sturm-Offensive wurde, zeigte sich spätestens, als er im Saison-Finish verletzungsbedingt nicht mehr zur Verfügung stand.

Aleksandar Todorovski (11/0/0): Der Mazedonier enttäuschte eineinhalb Jahre lang als Rechtsverteidiger. Im Winter übersiedelte er nach Polen zu Zaglebie Lubin.

Marc Andre Schmerböck (11/0/1): Zu Saison-Beginn noch regelmäßig als Joker am Feld, warf eine Knie-OP den Flügelflitzer aus der Bahn. Fand auch im Frühjahr nicht wirklich in die Spur. Letztlich ein verlorenes Jahr für den 21-Jährigen.

Sandi Lovric (8/0/0): Der jüngste Bundesliga-Spieler durfte in dieser Saison seine ersten Gehversuche in der höchsten Spielklasse wagen und schlug sich dabei tapfer. Der zentrale Mittelfeldspieler ist ein Juwel. Es wird an Foda liegen, ihn dementsprechend zu entwickeln.

Tomislav Barbaric (7/0/0): Einer jener Wunschspieler von Ex-Coach Darko Milanic, die in Graz-Liebenau überhaupt nicht funktionierten. Zwar kopfballstark, aber im Spielaufbau eine einzige Vorgabe. In der Winterpause wurde das Missverständnis korrigiert und Barbaric nach Split abgegeben.

Wilson Kamavuaka (7/0/0): Schwer zu beurteilen, da vor seinem Engagement ohne Spielpraxis und früh nach seiner Verpflichtung verletzt. Lieferte die eine oder andere solide Partie ab, aber auch Spiele, in denen er keine so gute Figur machte. Zeigte jedoch genügend Ansätze, um einen weiteren (leistungsbezogenen) Vertrag als Backup von Madl und Spendlhofer zu bekommen. Wenn er erstmals eine Vorbereitung unter Foda in den Beinen hate, sollte er fitter wirken als im Frühjahr. An seiner Robustheit scheitert es ohnehin nicht.

Bright Edomwonyi (6/0/0): Schwer zu beurteilen, Teil zwei. Der Winter-Neuzugang überzeugte in der Vorbereitung, in der Liga selbst wollte es nicht auf Anhieb klappen. Letztlich war seine Saison durch einen Mittelfußknochenbruch früh beendet. Man darf gespannt sein, wie er im Herbst seine Schnelligkeit zur Geltung bringt.

Benedikt Pliquett (4/0/0): In dieser Saison zog der Deutsche gegen Gratzei ganz klar den Kürzeren. Dennoch: Er war eine Bereicherung für die Liga.

Naim Sharifi (4/0/0): Machte bei seinem ersten Einsatz in Grödig einen hoffnungsvollen und dynamischen Eindruck, zog sich in dieser Partie jedoch einen Kreuzbandriss zu. Damit war die Saison des ehemaligen Kapfenbergers im Prinzip gelaufen, denn er schaffte erst im Frühjahrs-Finish sein Comeback.

Igor Oschchypko (3/0/0): Gut, dass Klem einmal so etwas Ähnliches wie Konkurrenz hatte. Aber richtig gefordert hat der Ukrainer den etatmäßigen Linksverteidiger nicht.

Benjamin Rosenberger (2/0/0): Der 18-Jährige bekam in zwei Kurzeinsätzen seine ersten beiden Gehversuche in der Bundesliga gewährt. Bitter: Das Talent zog sich vor wenigen Wochen einen Kreuzbandriss zu.

Andreas Pfingstner (2/0/0): Bis in die Frühjahrs-Saison zwang ein Knochenödem den Innenverteidiger zum Pausieren. Durfte zwei Mal über 90 Minuten einspringen, machte dabei in Wiener Neustadt eine schlechte Figur. In Graz hofft man jedoch, dass sich der 22-Jährige noch so entwickelt, wie er es in der Vorsaison angedeutet hatte.

Tobias Schützenauer (2/0/0): Der 18-Jährige schnupperte in den finalen beiden Runden erstmals Bundesliga-Luft und lieferte dabei Talentproben ab. Ließ kein Gegentor zu. Kann sich 2015/16 hinter Esser und Gratzei entwickeln.

Taisuke Akiyoshi (2/0/0): Aus diesem Transfer wird man nicht so recht schlau. Warum genau man den 26-jährigen Japaner an die Mur lotste, bleibt ein Rätsel.

Danijel Klaric (1/0/0): 16 Tore in 23 Regionalliga-Spielen - dies belohnte Foda mit einer Bundesliga-Minute gegen Austria Wien.

Florian Kainz (1/0/0): Ja, beim Saison-Auftakt in Altach war Kainz noch Sturm-Spieler. Der Rest ist Transfer-Geschichte...


FAZIT UND KADERPERSPEKTIVE: Der Umbruch scheint vollzogen. Der Unterschied zu den vergangenen Jahren ist jedenfalls eklatant. In der Phase nach dem Meistertitel 2011 war der Kader oft unausgewogen, zahlreiche nicht mehr benötigte Spieler saßen ihre Verträge ab. Nicht, dass aktuell jede Personalie im Kader Sinn macht, aber das Grundgerüst steht. Jene Spieler, auf die man wirklich setzt, stehen auch für die kommende Spielzeit unter Vertrag, weshalb man sich auf punktuelle Ergänzungen konzentrieren kann. Michael Esser wird den Konkurrenzkampf im Tor anheizen, Marvin Potzmann ist der dringend benötigte Neuzugang in der Außenverteidigung - der bisherige Grödiger kann rechts wie links spielen. Dass Spendlhofer und Avdijaj auch in der kommenden Saison das Sturm-Trikot tragen, sind wichtige Puzzlesteine. Die Strategie, auf junge und dynamische Spieler zu setzen, macht sich bislang bezahlt. Sturm steht, sofern man nicht wieder einmal wichtige Spieler in der Transferzeit verliert, mit einem hoffnungsvollen Kader da - wer hätte es vor zwei Jahren gedacht?


*) Anmerkung: Die Pfeile symbolisieren, ob die Saison für einen Spieler nach Kritierien wie Leistung, Einsatzzeit und Standing innerhalb eines Vereins ein Fort- oder Rückschritt war, oder ob er sein Level gehalten hat.

SO VIELE PUNKTE HOLTE STURM GEGEN...

 

RB SALZBURG

Punkte:



SK RAPID

Punkte:



SCR ALTACH

Punkte:



WOLFSBERGER AC

Punkte:




SV RIED

Punkte:




AUSTRIA WIEN

Punkte:

 



SV GRÖDIG

Punkte:



FC ADMIRA WACKER

Punkte:

 

 

SC WIENER NEUSTADT

Punkte:


LAOLA1-BILANZ

 

Die Saison endete mit einer Enttäuschung. Zumindest mit einer kleinen. Nur zu gerne hätte man den dritten Rang erobert und somit die beste Platzierung seit dem Meistertitel 2011 eingefahren. Dies ist jedoch nur ein kleiner Wermutstropfen. Denn auch so führte der spürbare Aufschwung Sturm Graz zurück in den Europacup, ein noch besseres Abschneiden wurde durch die magere Ausbeute in den Duellen mit den Top-3 liegengelassen. Die Stimmung in und rund um den Verein ist nicht mehr mit diesem lethargisch-pessimistischen Trott der vergangenen Jahren vergleichbar. Franco Foda sei Dank? Auch. Dass Leeds United auf die Idee kam, den bereits ratlos wirkenden Darko Milanic zu engagieren, war letztlich ein Glücksfall. "Sturm neu" konnte "Foda neu" bestens gebrauchen. Der Deutsche entfachte von Tag eins an Aufbruchstimmung - gefühlt ist es, als wäre der Meistermacher nie weg gewesen. Letztlich schaffte er es, auf dem bereits vorhandenen Fundament eines völlig überarbeiteten Kaders aufzubauen. Während man sich vereinsintern vielleicht Gedanken machen sollte, warum in Graz offenbar nur genau ein Trainer funktioniert, kann man derzeit in eine positivere Zukunft blicken. Schafft man es auf dieser Saison aufzubauen, ist es nicht unrealistisch, den Abstand zu einer im Umbruch befindlichen Mannschaft von RB Salzburg und zu Rapid Wien zu verkürzen. Auffällig ist zudem, wie sich derzeit auch das in den Jahren davor stets unruhige Umfeld im Griff hat. Begleiterscheinungen des Erfolgs und somit ein "Foda-Effekt"? Vermutlich. Bei aller berechtiger Kritik in den Jahren davor, kann man Präsident Christian Jauk zu seinen erfolgreichen "Männergesprächen" mit Foda nur gratulieren. Der Vereins-Boss ist über seinen Schatten gesprungen. Bislang gibt ihm der Aufschwung recht.

 

Peter Altmann