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Monacos Geschichten: Als Kliens Diamant verschwand

Ein superteurer Crash, eine Yacht-Party und mehr: Anekdoten aus Monaco.

Monacos Geschichten: Als Kliens Diamant verschwand Foto: © getty

Der Grand Prix von Monaco gilt nicht nur angesichts seiner Tradition als Highlight der Formel-1-Saison.

Glamour des Fürstentums und der "Königsklasse" ergänzen sich und ziehen einander an, alle Augen sind auf den Stadtstaat gerichtet, durch dessen enge Gassen 78 Runden am absoluten Limit absolviert werden.

Seine lange Geschichte, seine besonderen Herausforderungen und das Rundherum sind aber nicht die einzigen Gründe, die den Monaco-GP immer wieder unvergesslich machen. Im Laufe der Zeit haben sich besondere Geschichten angesammelt.

LAOLA1 hat zum 20-Jahre-Schwerpunkt einige Anekdoten aus diesem Jahrtausend zusammengetragen:

Christian Kliens 300.000-Euro-Crash (2004)

Gibt es in der Formel 1 Kleinholz, wird es teuer. Aber ein so kleines Malheur wie jenes von Christian Klien 2004 hatte sicher nie dermaßen gravierende finanzielle Folgen: Der Österreicher verlor nämlich nur den Frontflügel seines Jaguar.

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Das Problem an der Sache: An eben jenem Frontflügel befand sich ein 300.000 Euro teurer Diamant. Marketing-"Genies" hielten es für eine geniale Idee, zur Promotion des Films "Ocean's Twelve", der in eben jenem Jahr Premiere feierte, an beiden Jaguars einen solchen Edelstein an vorderster Front zu montieren.

Eine passende Idee für den "Reich-und-schön"-Glamour des Fürstentums, aber keine kluge - oder was sollte auf der engsten Strecke des Jahres, in der mit 300 km/h knapp an Leitplanken vorbeigeräubert wird, schon schiefgehen?

Lange dauerte es nicht bis zum quasi Unvermeidlichen: Schon in Runde eins landete Klien in der Bande. Der Stein verschwand und wurde nie mehr gefunden, denn das Team durfte sich erst nach dem Rennen auf die Suche machen - da war vermutlich schon ein Zuschauer mal eben 300.000 Euro reicher. Auf den Kosten blieb die Firma "Steinmetz" sitzen, von der die Diamanten geliehen waren. Seltsamerweise fand sich zuvor keine Versicherung, die sich für den PR-Stunt einspannen ließ...

"Superman" David Coulthard (2006)

Besondere "Outfits" für den besondersten Grand Prix des Jahres sind keine Erfindung von McLaren. Kliens Diamant-Malheur hatte seinen Ursprung in einer Sonderlackierung, und Jaguars Nachfolger Red Bull Racing setzte die Tradition, Filme in Monaco zu promoten, in den folgenden zwei Jahren fort.

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2005 wurde beim Monaco-Debüt des Rennstalls anlässlich des Release von "Star Wars: Episode 3" sogar die Boxen-Crew in Stormtrooper-Rüstungen gesteckt.

2006 war "Superman Returns" an der Reihe, und Clark Kent brachte besonderes Glück: David Coulthard fuhr mit Platz drei den ersten Podestplatz überhaupt für Red Bull heraus.

Zur Feier des Tages tauchte der Schotte sogar mit einem Cape bei der Siegerehrung auf. Nass wurde es für Christian Horner: Der Teamchef hatte angekündigt, bei einem Podestplatz nackt in den Pool zu springen. Zumindest das Cape wurde ihm für die Aktion doch zugestanden...

Michael Schumachers "Rascasse-Gate" (2006)

Der siebenfache Weltmeister hatte nicht nur Fans. Einige zweifelhafte Aktionen handelten Schumacher schon in den Neunzigern den wenig schmeichelhaften Kosenamen "Schummel-Schumi" ein. 2006 brachte der Deutsche im Qualifying eine Aktion, die sich dauerhaft ins Formel-1-Gedächtnis brennen sollte.

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Kurz vor Ende des Qualifyings war der damals noch auf Ferrari fahrende Schumacher an der Spitze. In der Rascasse-Haarnadel schien er plötzlich ein Problem zu haben - und hielt an. Die Strecke war für die nachfolgenden Fahrer blockiert, die Quali zu Ende. Der Übeltäter schob das Geschehene auf ein Motoren-Problem, die Rennkommissare waren nach Sichtung der Daten - und achtstündiger Sitzung! - anderer Meinung und sahen eine grobe Unsportlichkeit. Schumacher war seine Pole los und seinem Ruf einmal mehr gerecht geworden.

Offiziell gab Schumacher nie ein Geständnis ab, sein damaliger Teamkollege Felipe Massa gab aber in einer Doku zu Protokoll: "Es hat ein Jahr gedauert, bis er mir gesagt hat, er hat es absichtlich getan."

Kimi Räikkönens Yacht-Frustsaufen (2006)

Nach der Strafversetzung ans Ende des Feldes gehörte der Kampf um den Sieg Fernando Alonso und Kimi Räikkönen. Der Finne jagte den amtierenden Weltmeister bis in die spätere Phase des Rennens unerbittlich, ehe ihm eine Safety-Car-Phase alle Chancen kostete und das Tischtuch zwischen ihm und McLaren wohl endgültig zerschnitt. Sein Silberpfeil, der ihm schon im Jahr zuvor aufgrund zahlreicher Defekte die WM-Chancen kostete, machte mit einem kaputten Hitzeschild am Auspuff schlapp.

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Räikkönen bewältigte seinen Frust auf seine eigene, unverwechselbare Art: Mit einem Bier. Auf der Yacht eines Freundes. Anstelle ins Motorhome zurückzukehren, kletterte der Finne aus seinem kaputten Auto und wanderte in den Hafen, wo ihn die Kameras noch vor dem Ende des Rennens oberkörperfrei und zumindest äußerlich entspannt einfingen.

"Es ist immer sehr enttäuschend, wenn man nicht ins Ziel kommt. Aber besonders hart ist es, wenn man eine so gute Siegchance hat", grummelte Räikkönen danach. Am Ende des Jahres wurde wieder Alonso Weltmeister - und Räikkönen verabschiedete sich zu einem Team, von dem er sich bessere WM-Chancen erwartete. Zurecht: Schon 2007 wurde er mit Ferrari zum ersten und einzigen Mal Champion. Ganz ohne Anlässe zur Frustbewältigung.

Jenson Buttons Triumph-Lauf (2009)

2009 war das Jahr des Jenson Button. BrawnGP hatte in seiner einzigen Saison - ehe der Rennstall zu Mercedes wurde - den "Heiligen Gral" gefunden und dominierte vor allem die erste Saisonhälfte dank eines überlegenen Doppel-Diffusors, ehe die Konkurrenz nachziehen konnte. Der Brite gewann fünf der ersten sechs Rennen, darunter auch den Grand Prix von Monaco, und wurde Weltmeister.

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Dass er so gar keine Übung mit Siegen im Fürstentum hatte, bewies er aber gleich nach der Zielflagge. Statt sich für die Siegerehrung wie in Monaco üblich auf der Start-Ziel-Gerade aufzustellen, fuhr er in die Boxengasse - und musste die Beine in die Hand nehmen. Es gibt sicher Lustigeres, als nach 78 Runden durch die engen Gassen von Monte Carlo auch noch eine Jogging-Runde in voller Montur inklusive Helm hinzulegen - aber zumindest wurde ein weiterer denkwürdiger Monaco-Moment daraus.

2017 sprang Button als Ersatzfahrer gerade in Monaco noch einmal ein und übernahm bei McLaren für Fernando Alonso, der sich ob des Frusts als Hinterbänkler lieber zu einer Teilnahme am Indy 500 entschied. Ob Button die Ankündigung in Richtung des Spaniers wahrmachte, in seinen Sitz zu pinkeln, ist nicht überliefert. Erfolg hatte er jedenfalls keinen: Button kam nicht ins Ziel.

Nico Rosbergs Triple im Wohnzimmer (2013-2015)

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Es gibt nicht viele Kategorien, in denen Nico Rosberg seinem langjährigen Teamkollegen Lewis Hamilton ebenbürtig oder gar überlegen war. Aber drei seiner 23 Grand-Prix-Siege - und damit gleich viele wie der siebenfache Weltmeister - gelangen dem Deutschen in seiner Wahl-Heimat Monaco.

Dabei gelang dem Weltmeister von 2016 sogar ein Kunststück, welches nur Senna mit fünf Siegen en suite (1989-1993) zu übertrumpfen wusste: Drei aufeinanderfolgende Triumphe. Neben Rosberg schafften das auch Graham Hill (1963-1965) und Alain Prost (1984-1986), ihres Zeichens Fahrer, die sich auf ewig in die Historie des Sports gebrannt haben.

Tragödie und Triumph des Daniel Ricciardo (2016/2018)

Es hätte der größte Sieg des Daniel Ricciardo werden können, stattdessen wurde es die größte Niederlage. 2016 fuhr der Australier vermeintlich ungefährdet dem prestigeträchtigen Sieg im Fürstentum entgegen, doch Red Bull Racing sorgte für ein Drama: Die Reifen lagen nicht parat, Ricciardo verlor an der Box genau jene Sekunden auf Lewis Hamilton, die ihm den Triumph kosteten.

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Ricciardo schäumte - und mit ihm litten fast alle Formel-1-Fans. "Selbst Jahre danach erinnere ich mich noch so detailliert an diesen Tag. Ich sehe mich durch die Kurve vor dem Tunnel fahren und ich war so wütend. Es hätte mir nichts ausgemacht, mit einem Defekt auszuscheiden", schrieb der Australier noch Jahre danach.

Doch es war nur der bittere Grundstein für eine Feel-Good-Story. 2018 holte Ricciardo alles nach und durfte sein berühmtes Lächeln aus der Fürstenloge strahlen lassen. Es war sein letzter Sieg für Red Bull Racing und der bis dato letzte seiner sieben GP-Erfolge. "Den habe ich erst einige Tage später richtig genossen, an diesem Abend war ich einfach nur ausgebrannt. Es war wie ein sehr tiefes Ausatmen."

Im Gedenken an Niki Lauda (2019)

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Der bisher letzte Grand Prix von Monaco stand ganz im Zeichen des Ablebens von Niki Lauda. Österreichs Formel-1-Legende verstarb nur wenige Tage zuvor am 20. Mai und hinterließ vor allem im Team von Mercedes, wo der dreifache Weltmeister zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender und Mitbesitzer war, eine Lücke.

Während die Silberpfeile Lauda mit einem roten "Halo" und einem roten Stern auf der Motorhaube - ein Tribut, das übrigens seither durchgehend auf den Mercedes zu finden ist - ehrten, rückte auch die restliche Formel 1 aus, der Legende zu gedenken. Laudas rote Kappe wurde zum prägenden Bild des Fahrerlagers, und sowohl Lewis Hamilton, als auch Sebastian Vettel gestalteten ihren Helm ganz im Andenken an eines ihrer Idole.

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