LAOLA1: Ümit Korkmaz und Christoph Knasmüllner kamen unter Ihnen bisher zu keiner Einsatzminute. Wie sieht die aktuelle Situation der beiden aus?

Hasenhüttl: „Korki“ hat sich gleich mal verletzt, als ich gekommen bin und konnte nicht trainieren. „Knasi“ ist ein hervorragender Fußballer, hat aber diese Mentalität, gegen den Ball zu arbeiten, noch nicht verinnerlicht. Letzte Woche im Testspiel gegen Regensburg hat er das schon besser gemacht. Natürlich ist es jetzt aber schwer, rein zu kommen, weil die Mannschaft sich gefunden hat schon gut funktioniert.

LAOLA1: Sie haben mit Michael Henke einen enorm erfahrenen Co-Trainer an ihrer Seite. Ist das auch eine Bereicherung für ihre Arbeit und Entwicklung?

Hasenhüttl: Das ist eine absolute Bereicherung. Ich hatte bislang immer riesiges Glück mit meinen Co-Trainern und habe sehr von ihnen profitiert. Michael ist natürlich ein wandelndes Fußballbuch, das mit Geschichten ganze Abende füllen kann. Es war für mich anfangs schon ein bisschen ungewohnt, weil ich mir gedacht habe – puh, so ein erfahrener Mann, der hat ja immerhin unter Ottmar Hitzfeld CL-Titel gewonnen, wie geht der damit um, jetzt bei mir Co-Trainer zu sein. Aber es hat auf Anhieb gut funktioniert. Michael ist unglaublich loyal, unterstützt mich hundertprozentig und gibt mir auch viel Rückendeckung.

LAOLA1: In dieser engen Liga, auf Platz sechs fehlen beispielsweise nur sechs Punkte, ist da die Vorgabe vom Verein trotzdem nur der Klassenerhalt?

Hasenhüttl: Nur wäre vermessen. Als ich unterschrieben habe, hatten wir vier Punkte, mittlerweile haben wir 14. Es ist schon viel passiert, nur war der Abstand schon enorm. Durch diese kleine Serie haben wir einigermaßen die Tuchfühlung hergestellt, aber es wird sich bis zum Schluss keine Mannschaft entscheidend absetzen können. Daher geht es bei uns darum, die Klasse zu halten. Jedes weitere Ziel verbietet sich nach diesem Saisonbeginn absolut.

LAOAL1: Mittel- oder langfristig träumt man in Ingolstadt, mit Audi als starkem Partner im Hintergrund, aber doch von Größerem?

Hasenhüttl: Vom Träumen alleine ist noch nie jemand aufgestiegen. In Aalen waren auch jahrelang die Investitionen groß und die Ansprüche hoch. Erst als man gemerkt hat, dass es so nicht funktioniert und die Erwartungen in die richtigen Bahnen gelenkt wurden, hatte man Erfolg. So ähnlich muss es auch in Ingolstadt gehen. Den Verein gibt es noch nicht lange, es ist ja vermessen zu glauben, man kann in zwölf, 13 Jahren in die erste Liga marschieren. Außerdem ist Audi kein Sponsor, der nur in die Mannschaft investiert. Ingolstadt wird eine richtige Sportstadt, da fließt im Moment viel Geld in die Infrastruktur. Zuschauerzuspruch, Fan- und Vereinskultur - das muss alles noch wachsen und gehört einfach auch dazu, um sich Erstligist schimpfen zu dürfen. Das große Ziel, das irgendwann vielleicht einmal Bundesliga heißt, ist aktuell nicht realistisch. Wir müssen den Weg der kleinen Schritte gehen.

LAOLA1: Kamen die Anfragen aus der 2. Bundesliga oder gab es auch Interesse aus Österreich?

Hasenhüttl: Da waren einige Zweitligisten dabei und auch Angebote aus Österreich. Aber ich versuche, das unter Verschluss zu halten. Ich sage nicht, dass ich ihnen abgesagt habe, sie sagen nicht, dass sie mich kontaktiert haben, damit da gar keine Gerüchte aufkommen.

LAOLA1: Am Samstag steht das Duell mit Köln an. Gab es schon Kontakt zwischen Ihnen und Peter Stöger, seit er in Deutschland arbeitet?

Hasenhüttl: Ich habe ihm vor der Saison zu seinem Engagement gratuliert. Es hat mich riesig gefreut, dass er den Sprung geschafft hat. Ich finde ihn als Typ unglaublich souverän, die Art und Weise wie er draußen an der Linie steht, strahlt viel Ruhe aus. Er nimmt sich selbst nicht so wichtig, aber seine Jungs sind ihm sehr wichtig. Ich sehe da viele Parallelen zu der Art, wie ich versuche mit meinen Jungs umzugehen. Ich bin kein großer Prophet, wenn ich sage, dass Köln für mich der erste Aufstiegskandidat ist. Sie machen einen sehr gefestigten, souveränen Eindruck, auch wenn sie jetzt in Bochum verloren haben. Es wird nicht einfach für uns, dort etwas zu holen.

LAOLA1: Sie haben 1999/2000 selbst mit Köln den Sprung ins Oberhaus geschafft, was bedeutet ein Aufstieg für den Klub und die Stadt?

Hasenhüttl: Das ist unglaublich, für die Stadt ist das schon immer absoluter Ausnahmezustand, wenn du das schaffst. Diese Fußballeuphorie ist in Köln an jeder Ecke zu greifen. Natürlich bekommst du das aber auch zu spüren, wenn es nicht so läuft. Ich habe das selbst gemerkt: Im ersten Jahr waren wir die größten Flaschen und im zweiten Jahr die Helden. Das war ein extremes Wechselbad der Gefühle, aber so ist der Kölner. Es ist unglaublich viel Potenzial da und dieser Klub gehört einfach in die erste Liga.