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Tops & Flops der 65. Vierschanzen-Tournee

"Fremdkörper" als Spielverderber. Ein Österreicher als Sieger:

Tops & Flops der 65. Vierschanzen-Tournee

Die 65. Vierschanzen-Tournee ist Geschichte und fand mit Kamil Stoch einen würdigen Sieger.

Die ÖSV-Adler wurden nach einem Traumstart von einem Virus heimgesucht und vom Winde verweht, ein Österreicher darf sich dennoch als Sieger fühlen.

Für einen der Top-Favoriten und den Titelverteidiger ging das erste Saisonhighlight hingegen in die Hose. Eine Legende feierte ein unglaubliches Jubiläum.

Die Tops und Flops der Vierschanzen-Tournee:

KAMIL STOCH

Ehre, wem Ehre gebührt. Kamil Stoch behielt über die gesamte Tournee-Dauer die Nerven und bewies mit den Plätzen 2, 2, 4 und 1 unglaubliche Konstanz. Auch von seinem schmerzenden Arm nach dem Sturz in Innsbruck ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Der 29-Jährige kürte sich als erst zweiter Pole nach Adam Malysz (2001) zum Tournee-Sieger und ist nun einer von nur fünf Springern, die sowohl Olympia-Gold, WM-Gold, den Gesamtweltcup und die Tournee gewinnen konnten. Stoch stellte in Bischofshofen unter Beweis, dass er ein ganz Großer ist und fühlte im Moment des Erfolgs mit seinem geschlagenen Konkurrenten Daniel Andre Tande. "Es ist traurig, was mit Daniel passiert ist. Ich wollte ein sportliches Duell", sagte Stoch.

VIRUS

Eine gemeine Virusinfektion erwies sich für die ÖSV-Adler als Spielverderber. In der Nacht vor dem Bewerb in Innsbruck strecke der Magen-Darm-Infekt Michael Hayböck nieder, der daraufhin das Bergiselspringen auslassen musste. Auch Stefan Kraft raubte das Virus den Schlaf und die Kraft, wobei er das im Nachhinein nicht als Ausrede gelten lassen wollte. Mit Andreas Kofler und Florian Altenburger waren zwei weitere rot-weiß-rote Adler angeschlagen.

ÖSV-ADLER

Nach den Plätzen eins und drei in Oberstdorf durch Stefan Kraft und Michael Hayböck machten sich die heimischen Adler zurecht Hoffnungen auf den Gesamtsieg. Vor allem Kraft startete furios in die Mission "Goldener Adler". Ausgerechnet beim Tournee-Auftakt den ersten Saisonsieg zu feiern zeugt von enormer Nervenstärke. Mit Rang drei in Garmisch gelang dem Salzburger zudem sein erster Podestplatz auf der von ihm ungeliebten Schanze. Umso bitterer, dass er und seine Teamkollegen in Innsbruck vom Virus bzw. Wind zurückgeworfen wurden. Beim Finale überzeugte neben Youngster Markus Schiffner (11.) leider nur Hayböck mit Rang zwei. Was bleibt ist die Enttäuschung über den verpassten Spitzenplatz in der Gesamtwertung, denn erstmals seit elf Jahren schaffte es kein ÖSV-Adler unter die Top drei.

CHAOS IN INNSBRUCK

Das dritte Springen in Innsbruck avancierte zur Farce. Nach Stürzen von Kamil Stoch im Probedurchgang und Florian Altenburger im ersten Durchgang nahm der Wind eine entscheidende Rolle ein. Hinter Sieger Tande wehte es Robert Johansson (NOR) und Evgeniy Klimov (RUS) aufs Podest. Für beide war es der erste Stockerlplatz ihrer Karriere. Die äußeren Bedingungen sorgten ebenfalls für eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung. „Ein Witz“, wetterte Simon Ammann nach der Windlotterie.

FLORIAN LIEGL

Die Windlotterie in Innsbruck hatte neben Tande noch einen weiteren Sieger: Florian Liegl. Der Trainer der nationalen ÖSV-Gruppe verweigerte seinem Schützling Stefan Huber die Freigabe für seinen Sprung, weil er die Verhältnisse als zu gefährlich betrachtete. Der Ex-Aktive stellte sich damit demonstrativ gegen die Startfreigabe der Jury, um die Gesundheit seines Springers zu schützen.

PREVC-BRÜDER

Domen Prevc war nach seinen vier Saisonsiegen als Topfavorit in die Tournee gestartet. Der 17-Jährige bekam jedoch gleich beim Auftakt zu spüren, dass die Vierschanzen-Tournee ihre eigenen Gesetzte hat. Der Teenager zeigte in Oberstdorf Nerven und verabschiedete sich mit Platz 26 gleich zu Beginn aus dem Kampf um den Gesamtsieg, am Ende wurde er Neunter. Auch sein älterer Bruder Peter fand beim ersten Saisonhighlight nicht zu alter Stärke zurück. Der Tournee-Sieger der vergangenen Saison musste sich mit Rang 14 begnügen.

NORIAKI KASAI

Man kann es noch so oft erwähnen: Noriaki Kasai ist einfach eine Legende! Der 44-Jährige bestritt in Innsbruck seinen 100. Bewerb bei einer Vierschanzen-Tournee. Zu Ehren des Skisprung-Evergreens wurde am Bergisel sogar der rote Teppich ausgerollt und Kasai bekam eine Torte und die Startnummer mit der Hundert drauf. Als Draufgabe gab es für den Japaner noch den ersten Top-Ten-Platz in dieser Saison.

NORWEGEN

Die Mannen von Alexander Stöckl fanden nach dem durchwachsenen Saisonstart auch bei der Tournee nicht in die Spur. Abgesehen von Daniel Andre Tande enttäuschten die Norweger auf ganzer Linie. Schafften es im Vorjahr noch drei Athleten (Gangnes, Forfang, Fannemel) unter die Top Acht der Gesamtwertung, ist Andreas Stjernen in Abwesenheit des verletzten Kenneth Gangnes als Zehnter zweitbester "Wikinger".

SPANNUNG

Im vergangenen Jahr der einsame Triumph von Peter Prevc, davor sieben österreichische Gesamtsiege in Serie. In diesem Jahr lieferten sich Tande, Stoch und Kraft – zumindest bis Innsbruck – einen spannenden Dreikampf. Das engste Finale seit elf Jahren zwischen dem Norweger und dem Polen - die beiden trennten vor dem letzten Springen nur 90 Zentimeter - bildete einen würdigen Schlusspunkt für die 65. Vierschanzen-Tournee, auch wenn am Ende ein Bindungszapfen für die Entscheidung sorgte.

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