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Risikosport Skispringen: Die Gefahr springt mit

Risiko-Sportart Skispringen - die Häufigkeit an schweren Stürzen nimmt zu:

Risikosport Skispringen: Die Gefahr springt mit

Das Risiko ist im Skispringen ständiger Begleiter.

Eine falsche Bewegung, ein kleiner Fehler, eine Unachtsamkeit reicht, schon droht ein verheerender Sturz.

Hinzu kommt, dass man äußere Umstände wie den Wind nicht beeinflussen kann. Im Fall von Lukas Müller, der am Kulm so schwer gestürzt ist, kam ein weiterer, unvorhersehbarer Faktor hinzu: Ein Materialfehler.

Müller Opfer eines Materialproblems

Auch wenn die Sturzursache des 23-Jährigen noch nicht restlos geklärt ist, geht man davon aus, dass an seinem linken Schuh etwas nicht in Ordnung war. „Es war ein Materialproblem in der Luft“, bestätigte Wettkampfleiter Harald Haim, der von Fotos spricht, die darauf hindeuten, „dass sich der Schuh am Fuß gelockert hat.“

Dadurch habe Müller die Stabilität verloren und sei schlussendlich mit 110 km/h gen Boden gekracht.

Für den Skisprung-Zirkus erneut ein Schock. Erneut deshalb, weil der schwere Sturz von Müller leider kein Einzelfall ist. In der jüngeren Vergangenheit häuften sich solche Unfälle.

„Da kommen Erinnerungen hoch, vor allem, wenn man weiß, was in den letzten Jahren im Skispringen passiert ist“, thematisierte auch ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin die Wiederkehr dieser Stürze. Allein in den letzten zwei Jahren gab es eine Handvoll dramatischer Zwischenfälle. Ein Überblick:

Dezember 2013: Thomas MORGENSTERN

Thomas Morgenstern kommt beim Weltcupbewerb in Titisee-Neustadt schwer zu Sturz. Nachdem zunächst Schlimmeres befürchtet wird, stellt sich heraus, dass der Kärntner verhältnismäßig glimpflich davonkommt. Neben Blutergüssen am ganzen Körper, Gesichtsabschürfungen und schweren Prellungen ist ein Fingerbruch die schwerste Verletzung. „Ich kann mich nur noch erinnern, wie Klitschko zu einem Schlag ausgeholt hat. Danach sind alle Lichter ausgegangen“, fand er schnell seinen Humor wieder.

Jänner 2014: Thomas MORGENSTERN

Erneut war es Morgenstern, der mit einer „Brezn“ eine Nation schockte. Bei einem Trainingssprung für das Skifliegen am Kulm berühren sich die Ski-Enden des Olympiasiegers. „Gerade in diesem Moment hat Thomas attackiert, ist aus dem System gekommen, und der Ski ist abgeschmiert“, erklärte Ernst Vettori, der sportliche Leiter. Morgenstern verbrachte mehrere Tage auf der Intensivstation, zog sich ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenverletzung zu. Der Olympia-Traum schien zerplatzt. Nur wenige Wochen nahm er wieder am Zitterbalken Platz und gewann in Sochi Team-Silber. Ganz der Alte wurde er nie wieder, im Sommer 2014 beendete er deswegen die Karriere.

Jänner 2015: Simon AMMANN

Beim Tournee-Abschlussspringen in Bischofshofen der Schock: Simon Ammann stürzte schwer und wurde blutüberströmt abtransportiert. „Er ist ansprechbar und kann alles bewegen“, gab der Schweizer Skiverband zum Glück schnell Entwarnung. Die Nachwirkungen sind aber bis heute zu spüren. „Es gibt noch Überreste des Sturzes“, erklärte der vierfache Olympiasieger vor wenigen Wochen im LAOLA1-Interview. Die Umstellung seiner Landeposition klappt bis dato nicht nach Wunsch, der Kopf spielt ihm auch ein Jahr nach dem Crash regelmäßig einen Streich.

Jänner 2015: Nick FAIRALL

Am Tag des Ammann-Sturzes ging der Unfall von Nick Fairall beinahe etwas unter, dabei erwischte es den US-Amerikaner deutlich schlimmer. Zwei gebrochene Rippen, eine Lungenpunktion, eine Nierenquetschung und innere Blutungen trug er davon. Da er sich auch noch einen Lendenwirbel brach und ein weiterer verschoben wurde, ist er bis heute auf den Rollstuhl gefesselt. Der 26-Jährige gibt die Hoffnung aber nicht auf und verfolgt, wie er im Interview mit LAOLA1 bestätigte, ein großes Ziel: „Ich will wieder Skispringen!“

Februar 2015: Nick ALEXANDER

Das US-Team hatte den Schock von Fairall noch nicht verdaut, da musste es bereits den nächsten hinnehmen. Beim WM-Mixed-Bewerb im schwedischen Falun erwischte es mit Nick Alexander erneut einen aus ihrem Team. Der damals 26-Jährige zog sich einen Riss des vordere Kreuzbandes zu, beschädigte zudem das hintere. Beide Menisci waren gerissen, auch ein Knorpelschaden gesellte sich zur langen Liste seiner Verletzungen. Kurzum: Sein Knie erlitt einen Totalschaden. Nach einer Operation war eine mehrmonatige Zwangspause die Folge. Aufgeben war auch für Alexander kein Thema, inzwischen ist er wieder Teil des US-Weltcup-Teams.

Christoph Nister

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