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Lukas Müller berichtet über Therapie-Fortschritte

Der am Kulm verunglückte Skispringer Lukas Müller stellt sich erstmals den Fragen der Öffentlichkeit.

Lukas Müller berichtet über Therapie-Fortschritte

Der vor sechs Wochen beim Skifliegen auf dem Kulm schwer verunglückte Skispringer Lukas Müller hat am Dienstag erstmals öffentlich zu seinem Unfall Stellung genommen.

"So schlimm der Unfall damals war, so viele super Sachen sind seither passiert - angefangen mit der Behandlung auf der Intensivstation", berichtet der Kärntner bei einer PK im LKH Graz von den erzielten Fortschritten. Mittlerweile könne er eine Zehe bewegen.

Bei Müller war eine inkomplette Querschnittslähmung diagnostiziert worden.

Von Graz nach Bad Häring

Müller wird am Mittwoch das LKH Graz verlassen und sein Rehaprogramm im Rehabilitationszentrum Bad Häring in Tirol beginnen.

Durch einen "experimentellen Heilversuch" mit einer sogenannten hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) machte Müller deutliche Fortschritte und kann wieder eine Zehe selbst bewegen.

Zum Pressegespräch am Dienstag am Universitätsklinikum rollte der Kärntner Sportler selbst mit dem Rollstuhl vor die Presse und berichtete von seinen bisherigen Therapien in der Druckkammer: Der Trainingseffekt in dieser sei besonders wertvoll. Von Tag zu Tag schaffe er mehr. Mittlerweile kann er sich selbst aufsetzen und sich in den Rollstuhl hieven. Schon nach drei Wochen habe er die Muskeln in einer seiner Zehen wieder gespürt und es mit Willenskraft und Training geschafft, diese leicht zu bewegen.

"Würde wieder springen"

Wieder von einer Schanze zu springen sei seiner Ansicht nach momentan noch "utopisch", aber: "Wenn ich je wieder die Möglichkeit hätte zu springen, würde ich es machen", zeigte sich Müller überzeugt.

In erster Linie wolle er aber wieder auf die Beine kommen. Er sei nun sechs Wochen nach dem Sturz noch zuversichtlicher als nach der OP und freue sich auf die Reha, weil da die Therapien noch mehr werden. Einzig seine Krämpfe, die ihn jeden Tag plagen, würden ihn etwas hemmen.

Das LKH Graz werde er mit einem "weinenden Auge" verlassen, weil er die Leute lieb gewonnen habe: "Ich bin gerne da, auch wenn der Grund nicht schön ist. Die Schwestern hier sind zu Freundinnen geworden", lobte Müller sein Umfeld.

"Wusste sofort, die Füße sind weg"

Von seinem Sturz wisse Müller noch alles: "Ich schlug auf und wusste sofort, die Füße sind weg."

Er sei nicht bewusstlos gewesen, auch wenn es so ausgesehen hat, und die Luft blieb ihm nicht wie bei früheren Stürzen weg: "Da wusste ich, dass die Kraft des Aufschlags woanders hin ist, nämlich in die Wirbelsäule."

Bezüglich seiner Schuhe meinte er, dass sie für eine Flugschanze zu locker gebunden waren. Von der Skiflug-WM auf dem Kulm habe er nach dem Sturz nur wenig wahrgenommen, weil er von den Medikamenten benebelt war.

Beim Einzelspringen am Samstag habe er aber sehr wohl gemerkt, wie viele Menschen an ihn dachten: "Ich hatte das Gefühl, ich bin nicht allein."

Berührende Genesungswünsche

Vor allem die Genesungswünsche von seinem Kollegen Stefan Kraft, die er über das Fernsehen mitgeteilt bekam, hätten ihn sehr berührt. Vor den österreichischen Springern, die trotz des schweren Sturzes im Team-Bewerb Bronze geholt haben, ziehe er den Hut: "Das sind schon coole Hund'."

Müllers Fortschritte in der Therapie erklärten die Ärzte mit mehreren Faktoren, die zusammenspielten: Perfekte Erstversorgung, schnelle Operation und rascher Beginn der HBO-Therapie.

Außerdem sei Müller ein "toller Partner als Patient" gewesen, meinte Gernot Brunner, ärztlicher Direktor des LKH Graz. Schon in der ersten Nacht nach der Operation wurde mit der Sauerstofftherapie in der Druckkammer begonnen: Dabei atmet der Patient unter Überdruck reinen Sauerstoff ein, schilderte Medizinerin Freyja Smolle-Jüttner.

Der Sauerstoff wirke in so hoher Konzentration wie ein Medikament im Körper, lindert Verletzungsfolgen und beschleunigt die Regeneration.

 "Verlauf sehr zufriedenstellend"

"Der Verlauf ist sehr zufriedenstellend", sagte Smolle-Jüttner.

Da es sich aber um ein experimentelles Verfahren handelt, das österreichweit nur am Klinikum Graz möglich ist, müsste vor weiteren Behandlungen bei anderen Patienten erst eine klinische Studie erstellt werden: "Das Verfahren ist noch nicht beim Menschen erforscht. Es freut uns, dass es bei Lukas so gut hingehauen hat, aber wir wissen nicht, ob es das auch weiterhin hätte."

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