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Hayböck: "Will mich in keinster Weise verändern"

ÖSV-Skisprung-Star Michael Hayböck im Weiten-Interview mit LAOLA1:

Hayböck:

"Weiter, immer weiter!"

Ein Zitat, das durch Fußball-Legende Oliver Kahn die Runde machte, passt perfekt in den Skisprung-Zirkus.

Die Weitenjagd erreichte in der vergangenen Saison eine neue Dimension, mit Peter Prevc aus Slowenien knackte erstmals ein Adler die 250-Meter-Schallmauer.

Der Weltrekordinhaber heißt aktuell Anders Fannemel (Norwegen), der tags darauf mit 251,5 Metern noch einen draufsetzte.

Die Frage nach dem "Wie weit" ist daher bei Skispringern allgegenwärtig. So auch bei Michael Hayböck, der sich dem Weiten-Interview mit LAOLA1 stellte. 

LAOLA1: Wie weit geht es im kommenden Weltcup-Winter für dich nach vorne?

Michael Hayböck: Dadurch, dass ich in der letzten Saison schon sehr erfolgreich war, gibt es nach vorne nicht mehr so viel Spielraum wie nach hinten (lacht). Ich bin mir dessen bewusst, dass es dort, wo ich angekommen bin, leichter zurück als nach vorne geht. Daran denke ich aber noch nicht, ich will mich wie in den letzten Jahren perfekt vorbereiten. Dann hoffe ich, dass ich noch den kleinen Schritt, den es nach vorne gibt, machen kann.

LAOLA1: Wie weit bist du in der Vorbereitung auf den Winter?

Hayböck: Da bin ich schon relativ weit. Ich muss sagen, dass ich auch sehr zufrieden damit bin. Es gab zwischendurch auch ein Loch bei den Sommer-GPs, da war ich überhaupt nicht zufrieden. Aus dem Training heraus konnte ich im Wettkampf nicht viel zeigen, zudem hat mit dem Material noch einiges nicht zusammengepasst. Ich bin aber auch einer, der sich ein paar Reserven behält und nicht schon im Sommer alle Karten ausspielt. Am Wochenende in Hinzenbach werde ich es anders machen, denn es ist schon eine der letzten Generalproben. Ich fühle mich gut.

LAOLA1: Wie weit kann und muss ein Skispringer gehen, um möglichst weit zu springen und dennoch einen Sturz zu vermeiden?

Hayböck: Man muss sicher sehr weit gehen. Es ist nicht möglich, irgendwo die Handbremse anzuziehen. Bei Thomas Morgenstern hat man es gesehen. Er wusste, dass er nicht mehr ganz an die Grenze gehen konnte. Deshalb hat er einen Schlussstrich gezogen, weil er sonst nicht mehr ganz vorne mitspringen hätte können. Als Springer muss man die Grenzen ausloten, um zu sehen, wie weit man gehen kann.

LAOLA1: Wie weit bist du mit deiner Pilotenausbildung?

Hayböck: Die ist seit zwei Jahren abgeschlossen, also die erste Grundstufe. Das ist dann der Privatpilot mit Sichtflug. Das betrifft einmotorige Propellerflugzeuge und ist der erste Schritt, den man bei Motorflugzeugen machen kann. Ich habe es in diesem Sommer wieder sehr genossen, diese Freiheit und dieses Hobby auszuleben.

LAOLA1: Inwieweit konntest du deine Karriereziele in den letzten Jahren bereits umsetzen und welche würdest du dir gerne noch erfüllen?

Hayböck: Ich habe es diesbezüglich sehr weit gebracht. Der Weltcupsieg in Bischofshofen in der letzten Saison war sicher eines der größten Ziele, die ich erreichen konnte. Ich habe zudem von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eine Medaille zuhause hängen. Wenn mir das vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, hätte ich es ihm wohl nicht ganz geglaubt. Ich bin, was diesen Punkt betrifft, schon sehr weit, es gibt aber nach wie vor große Ziele. In der kommenden Saison etwa ist die Skiflug-WM ein riesengroßes Ziel. Könnte ich dort was erreichen, würde es mich weiter nach vorne bringen.

LAOLA1: Wie weit muss man am Kulm segeln, um bei der Skiflug-WM eine Medaillenchance zu haben?

Hayböck: Sie wird ja noch mal leicht umgebaut und dadurch hoffentlich noch ein bisschen schöner zu fliegen. Der Luftstand wird flacher, das Risiko geringer. Um bei den Medaillenrängen mitkämpfen zu können, wird man wohl in Richtung Schanzenrekord fliegen müssen, momentan liegt er ja bei 237,5 Metern durch Severin Freund. Ich denke, dass man knapp 240 Meter brauchen wird, um eine Chance zu haben. Gott sei Dank ist mir so ein Flug beim Saisonabschluss in Planica (242 Meter, Anm.) schon gelungen. Ich weiß daher, wie es sich anfühlt (lacht).

LAOLA1: Inwieweit hast du dich aufgrund deiner Erfolge verändert?

Hayböck: Hoffentlich nicht viel. Darauf schaue ich auch mit Patrick Murnig und dem JumpandReach-Team. Es gehört dazu, dass man sich in seiner Persönlichkeit weiterentwickelt und sich nicht zu sehr verändert. Beispielsweise will ich weiterhin offen auf die Leute zugehen und ganz normal mit ihnen reden. Ich will mich in keinster Weise verändern, was das betrifft, und hoffe, dass ich auch derselbe bleibe.

LAOLA1: Wie weit darf man bei dir gehen, bis dir der Kragen platzt?

Hayböck: (lacht) Dadurch, dass ich ein sehr geduldiger Mensch bin, kann man bei mir sehr weit gehen. Wenn es zu weit ist, merkt man es. Ich lasse es mein Gegenüber zwar oft wenig spüren, aber Leute, die mich kennen, wissen es ganz genau.

LAOLA1: Wie weit fliegen die Skisprung-Stars in 20 Jahren?

Hayböck: Ich glaube, dass es vor 20 Jahren (200-Meter-Flüge galten als etwas Besonderes, Anm.) schon so war, dass man gedacht hat, man wäre Zenit angekommen. Irgendwie kann ich es mir momentan nicht vorstellen, dass es noch viel weiter geht. Die 250 Meter sind eine große Marke und ein Limit. Momentan gibt es auch keine Schanze, die viel weitere Flüge zulässt. In 20 Jahren kann es aber sein, dass wir an den 300 Metern schnuppern. Man wäre noch schneller in der Luft, die Kräfte bei der Landung wären größer. Das Material müsste sich dann auch mitentwickeln.

LAOLA1: Wie weit willst du beim Sommer Grand Prix in Hinzenbach platzierungstechnisch nach voren springen?

Hayböck: Platzierung nehme ich mir keine vor. Sicher wäre ein 27. Platz auf meiner Heimschanze kein großer Erfolg, das ist logisch. Nach wie vor bin ich aber in der Vorbereitung. Materialtechnisch und persönlich möchte ich weiter sein als bei den letzten Wettkämpfen. Das heißt, dass ich auf alle Fälle zufrieden wäre, könnte ich aus dem Training heraus in die Top-10 springen.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führte Christoph Nister

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