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Kulm kompakt: Kasai krank, Kraft nervös

Der Salzburger ist dennoch auf Medaillenkurs. Kranker Kasai fliegt Rekord:

Kulm kompakt: Kasai krank, Kraft nervös

11.000 Fans kamen am Kulm voll auf ihre Kosten.

Sensationelle Flüge, zwei Schanzenrekorde und ein Österreicher auf Medaillen-Kurs: Skiflug-Herz, was willst du mehr?

"Schanzen-Dino" Noriaki Kasai legte mit 240,5 Metern vor und versetzte das Publikum in Ekstase. Dabei fühlt er sich schon seit mehreren Tagen nicht gut und ließ am Donnerstag Training und Qualifikation aus.

Auch in den ersten beiden Wertungsdurchgängen wurde er von einer Verkühlung geschwächt, die ihn aber nicht daran hinderte, seinen eigenen japanischen Rekord zu egalisieren.

Kasai krank, aber mit Schanzenrekord

„Ich war ganz locker, deshalb hat es so gut geklappt“, verriet er sein Erfolgsgeheimnis. Der Schanzenrekord blieb ihm allerdings nur für wenige Minuten, ehe Peter Prevc einen draufsetzte.

Der slowenische Überflieger, Tournee-Sieger und Weltcup-Leader, verbesserte ihn auf 243 Meter. Für die Halbzeitführung nach Tag eins reichte es trotzdem nicht, die hat der Norweger Kenneth Gangnes inne. „Peter wird morgen voll angreifen, ich hoffe, ich kann das morgen noch mal so runterbringen“, meinte der Norweger.

Hinter Prevc folgt mit Stefan Kraft der beste Österreicher auf Position drei.

Kraft: "Heute kann ich sehr beruhigt schlafen"

Lediglich 3,8 Punkte fehlen dem Salzburger auf Gold. „Da kann ich gut und sehr beruhigt schlafen gehen“, grinste er nach Flügen auf 226,5 und 220 Meter. „Ich habe gezeigt, dass ich sehr stabil bin und mir jeder Sprung gelingt.“

In der Tat hat er den Kulm im Griff und segelte in steter Regelmäßigkeit über die 200er-Marke,  unabhängig von Wind und Wetter. Verantwortlich dafür macht er die Umbauarbeiten im Sommer.

„Man kann sich jetzt richtig auf das erste Flugdrittel konzentrieren, es sind keine Schläge mehr drin.

ÖSV setzt auf die Karte Kraft 

Besonders freut es den 22-Jährigen, dass er immer dann eine Schippe drauflegen kann, wenn es ans Eingemachte geht. „Seit B’hofen zeige ich die besten Sprünge im Wettkampf, das taugt mir extrem.“

Sofern das Wetter mitspielt, die Vorhersagen sagen Schneefall und stärkeren Wind voraus, und am Samstag die Durchgänge drei und vier über die Bühne gehen können, ist das auch dringend notwendig, denn mit dem Norweger Johann Andre Forfang sitzt ihm ein weiterer Norweger mit nur 0,6 Punkten Rückstand im Nacken. Kraft weiß, dass es bis zum letzten Sprung „eine ganz enge Kiste“ wird und ist froh, dabei zu sein.

Er ist der einzige ÖSV-Adler, der noch realistische Medaillenchancen hat, womit der ganze Druck auf ihm lastet. Keine einfache Situation, zumal er verriet: „Ich war heute extrem nervös.“

Für Kraft nicht ungewöhnlich, will er doch unbedingt vorne dabei bleiben. „Das braucht es anscheinend“, grinste er. „Ich habe schon oft bewiesen dass ich das auch umsetzen kann.“

Hayböck war wohl "zu ungeduldig"

Nicht nach Wunsch lief es für seinen Kumpel Michael Hayböck. Als Siebenter nach dem ersten Durchgang auf Tuchfühlung mit der Spitze, kam er im zweiten nicht über 175 Meter hinaus. Im Ranking folgte der Absturz auf Position 16.

„Ich habe gemerkt, es fehlt noch ein bisserl was. Vielleicht war ich im zweiten zu ungeduldig, weil ich vorne mit dabei sein wollte“, suchte er nach dem Grund für den Rückfall.

Für ganz vorne wird es nicht mehr reichen, daher gilt der Fokus ab sofort dem Teamwettkampf am Sonntag. Dafür will er die bis dahin ausstehenden Versuche als „Testflüge“ nutzen.

„Genau, so kann man es nennen. Ich muss noch etwas zulegen.“ Schließlich will auch er unbedingt mit Edelmetall aus Bad Mitterndorf abreisen. Die Chancen dazu stehen gut. Abgesehen von den Norwegern („Die sind eher unschlagbar“) befindet sich das ÖSV-Team mit allen anderen Nationen zumindest auf Augenhöhe. Die Fans könnten also auch weiterhin voll auf ihre Kosten kommen.

Christoph Nister

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