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WM-Medaille: Schmidhofer hatte Vorahnung

Weltmeisterin Nicole Schmidhofer im großen Sieger-Interview:

WM-Medaille: Schmidhofer hatte Vorahnung

Nicole Schmidhofer holte im WM-Super-G von St. Moritz sensationell Gold.

Die Farbe der Medaille überrascht auch die 27-Jährige. Aber: "Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht eine Medaille werden könnte – wenn alles zusammenpasst", so die Weltmeisterin.

Bereits im Sommer, als sie nach ihrer Knieverletzung am Comeback feilte, hatte Schmidhofer eine Vorahnung: "Damals habe ich mir gedacht, wenn es wo möglich wäre, eines Tages eine WM-Medaille zu holen, könnte es der Super-G in St. Moritz sein."

Warum sie sich gerade hier den großen Wurf zutraute, was für sie am WM-Tag am mühsamsten war, warum es manchmal ein Tief braucht und vieles mehr erklärt Nicole Schmidhofer im großen Siegerinterview:

Frage: "Weltmeisterin Nicole Schmidhofer" - wie hört sich das an?

Nicole Schmidhofer: Sehr cool, aber noch nicht ganz zu glauben. Das muss erst sacken. Die Flower-Ceremony war sehr emotional. Als ich zu meiner Familie geschaut und meine Eltern gesehen habe, konnte ich es nicht mehr halten. Sie alle haben viel mit mir mitgemacht und hatten es nicht immer leicht, dennoch haben sie mich immer unterstützt.

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Frage: Wie geht es dir emotional?

Schmidhofer: Ich bin sehr stolz auf mich und mein Team. Auch meine Familie, die mich immer unterstützt hat. Nach so einer schweren Verletzung kann man mit einer WM-Goldmedaille nicht rechnen.

Frage: Hast du insgeheim nicht damit spekuliert?

Schmidhofer: Im Sommer habe ich mir gedacht, wenn es wo möglich wäre, eines Tages eine WM-Medaille zu holen, könnte es der Super-G in St. Moritz sein. Das Tempo ist nicht allzu hoch, die Sprünge gehen nicht weit. Je nach Kurssetzung kann es technisch sehr anspruchsvoll sein. All das kommt mir entgegen. Dass es eine Goldmedaille wird, hätte ich mir aber nie gedacht oder erträumt.

Frage: Was hast du dir vor dem Rennen sonst ausgerechnet?

Schmidhofer: Die Leistungen zuletzt waren gut, in den letzten Trainings in Saalbach war ich auch stark. Deswegen habe ich ich mir gedacht, dass es vielleicht eine Medaille werden könnte – wenn alles zusammenpasst.

Frage: Hast du während der Fahrt gespürt, dass dir der ganz große Wurf gelingen könnte?

Schmidhofer: Eigentlich nicht wirklich. Es hat sich aber so ähnlich angefühlt wie bei den Trainings – und dort ging es wie gesagt auch schon sehr gut. Ich habe auch beim Zielsprung nicht gehört, ob die Fans jubeln oder es laut ist. Deswegen war ich überrascht, als es grün aufgeleuchtet hat.

Frage: Wie schwer war es, im Ziel zu stehen und die anderen Läuferinnen abzuwarten?

Schmidhofer: Das war am mühsamsten. Es ist nicht angenehm, wenn du unten stehst und einige sagen schon Weltmeisterin zu dir. Da schlägt dein Herz doppelt schnell. Das war nicht weniger anstrengend als die Fahrt selbst.

"Das war am mühsamsten. Es ist nicht angenehm, wenn du unten stehst und einige sagen schon Weltmeisterin zu dir. Da schlägt dein Herz doppelt schnell. Das war nicht weniger anstrengend als die Fahrt selbst."

Frage: Wann hast du dann mit Gold spekuliert?

Schmidhofer: Als Christine Scheyer (Nummer 30/Anm.) unten war, sie ist immer für Überraschungen gut. Ich habe noch zu Tina Weirather gesagt, das wäre jetzt das Blödeste, was passieren könnte, wenn mir das eine eigene Teamkollegen noch versaut mit einer Goldmedaille. Als sie unten war, ist alles gesackt und die Nervosität ist etwas gewichen.

Frage: Nach deiner Zieldurchfahrt hast du mit dem Finger auf den Berg gezeigt. Kannst du diese Geste erklären?

Schmidhofer: Meine Eltern sind auf dem Hang im Zielbereich gestanden. Ich habe die Fahne gesehen, das ist dann in der Emotion passiert. Die Medaille gehört ja nicht nur mir, da haben viele Anteil daran.

Frage: Wie viel bedeutet die Anwesenheit deiner Familie?

Schmidhofer: Sehr viel. Dass das genau so zusammenpasst, ist cool. Bei meinen einzigen beiden Podestplätzen im Weltcup war niemand da. Ich dachte schon, dass es vielleicht gar nicht funktioniert, wenn jemand aus meiner Familie zuschauen ist. Scheinbar geht es aber doch.

Frage: Im Jänner 2016 hat dich eine schwere Knieverletzung außer Gefecht gesetzt, jetzt bist du Weltmeisterin. Verrückt oder?

Schmidhofer: Im ersten Moment war das damals ein brutaler Schock. Meine Form war sehr gut, jeder hat nur noch auf die erste Podestplatzierung gewartet – ich selbst auch. Dann ging ein Sprung in Cortina viel zu weit, Kreuzband und Meniskus waren kaputt. Der Arzt hat gemeint, er näht den Meniskus einmal zusammen und versucht es so. Er war dann selbst überrascht, dass es so gut und schnell verheilt. Ich habe seit Lake Louise keine Schmerzen mehr, das Timing war perfekt. Das Knie macht auch jetzt keine Probleme, braucht aber natürlich etwas Pflege.

Frage: Fährst du seit der Verletzung anders?

Schmidhofer: An meiner Technik hat sich eigentlich nichts verändert. Meine Kolleginnen meinen sogar, ich stehe seit der Verletzung sogar noch besser am Ski. Das haben sie mir schon bei meinem Comeback gesagt. Ich habe mir gedacht, warum ich dann nicht auch etwas schneller Skifahren sollte.

Frage: Du hast in deiner Karriere viel mitgemacht, nicht nur die Verletzung. 2007 hast du zwei Goldmedaillen bei der Junioren-WM geholt, mit einem Weltcupsieg hat es aber nie geklappt. Zwischenzeitlich bist du auch aus dem ÖSV-Kader gefallen. Denkt man in so einem Moment an all das zurück?

Schmidhofer: Alles was passiert ist, hat dazu beigetragen, dass ich heute hier stehe. Ich bin in jeder Situation reifer geworden, auch durch die Verletzung. Ab und zu braucht man einen Schubser oder ein Tief, um Schwung zu holen. Scheinbar musste es so sein.

Frage: Am Abend steht die Medaillenzeremonie an – hast du schon eine Idee wie das ablaufen könnte?

Schmidhofer: Nein gar nicht. Ich muss mich jetzt einmal konzentrieren, dass ich bei den Interviews etwas auf Englisch herausbringe und mich die internationalen Journalisten verstehen (lacht). Ich lasse das einfach auf mich zukommen und werde versuchen, meine Emotionen im Griff zu haben. Morgen geht das Leben mit dem Abfahrtstraining schon wieder ganz normal weiter.

Frage: Wie sehr kannst du den Titel bei all dem Trubel und den Auftritten überhaupt schon genießen?

Schmidhofer: Die Zieldurchfahrt war irrsinnig cool, weil die Fans gejubelt haben, obwohl ich vor Lara Gut gefahren bin. Auch die Flower-Ceremony war schön und emotional. Alles andere passiert so schnell – bei den Interviews weiß ich gar nicht, was ich schon wie oft gesagt habe. Das macht aber gar nichts, dafür nehme ich mir gerne Zeit.

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