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"Neustart" bei ÖSV-Abfahrts-Herren vor Olympia

ÖSV-Abfahrer starten mit neuem Trainer und hohen Zielen in die Olympia-Saison:

Österreichs Abfahrts-Herren stecken bereits mitten in der Vorbereitung auf die Olympia-Saison.

Beim ÖSV wurde eine Art "Neustart" eingeleitet, nach mageren Jahren und vielen Verletzungen sollen unter dem neuen Speed-Chef Josef "Sepp" Brunner wieder mehr Siege und Medaillen her. Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher wünscht sich beide Speed-Kugeln und Medaillen bei Olympia in Südkorea.

Am Weg zu Olympia will man von Beginn an Gas geben und besser in die Weltcup-Saison starten als in den letzten Jahren.

Das gilt nicht nur für die Rennen in Beaver Creek, sondern speziell auch für Lake Louise. Die Abfahrt in Kanada ist schnell, hat lange Kurven und ist nicht allzu steil. Damit ähnelt sie in vielen Elementen durchaus der Olympia-Abfahrt.

Brunner als "Glücksfall" für den ÖSV

Ob Hannes Reichelt deshalb seinen Urlaub derzeit am traumhaft schönen Louisensee in Alberta verbringt, ist nur ein Gerücht. Jedenfalls fehlte der Salzburger beim ersten Konditions-Kurs beim Stanglwirt in Going. Zusammen mit Olympiasieger Matthias Mayer ist der bald 37-jährige Routinier aber nach wie vor die Leitfigur im ÖSV-Abfahrtsteam.

"Das haben sie sich selbst erarbeitet", weiß auch Brunner, was er an seinen Assen hat. Der 58-jährige Steirer ist nach seinem unerwarteten und unschönen Abgang bei den Schweizern nicht böse ("Wir haben mittlerweile ein gutes, klärendes Gespräch gehabt") und zudem vom ÖSV mit offenen Armen empfangen worden. Er folgt auf Florian Winkler.

"Brunner ist sicher ein Glücksfall für uns", sagte Puelacher über das "Geschenk" der Schweizer, die den österreichischen Langzeit-Coach und Weltmeister-Trainer u.a. von Sonja Nef und Beat Feuz wegen angeblich "illoyalem Verhalten" gehen ließen. "Auch Winkler ist ein guter Trainer. Ich habe aber gespürt, dass es Veränderungen und die Mannschaft neue Impulse braucht", erklärte Puelacher den Wechsel aus ÖSV-Sicht.

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Brunner trifft auf ein Team von großer Klasse, das zuletzt aber auch von vielen Verletzungen etwas verunsichert war. Mit Klaus Kröll, Georg Streitberger und Joachim Puchner haben zudem drei Routiniers aufgehört, was eine "Durchmischung" der Mannschaft gebracht hat.

Dazu kommen neue Trainingsstrukturen. Man ist kleiner und flexibler aufgestellt und die Trainer sind genauer zugeordnet. Bei den Abfahrern wird es aufgrund der Anforderungen etwas anders funktionieren. Zudem möchte Brunner, dass sich die Abfahrer so oft und viel wie nur möglich aneinander messen.

Seine erste Kontaktaufnahme beim Schneekurs im Kaunertal, wo bereits intensiv an Materialabstimmungen gearbeitet wurde, war jedenfalls extrem positiv. "Bei einigen hatte ich sogar das Gefühl, dass man sie bremsen musste", stellte der Neo-Speedchef schmunzelnd fest.

Brunner: "Größte Herausforderung, die es gibt"

Brunner ist bewusst, was ihn nach zwei Jahrzehnten höchst erfolgreicher Arbeit in der Schweiz erwartet. "Auch in der Schweiz ist die Abfahrt die Königsdisziplin. Aber das jetzt ist sicher die größte Herausforderung, die es im Skizirkus gibt", ist dem Steirer aus Oberwölz bewusst. "Die Latte liegt hoch. Aber ich freue mich drauf, sonst hätte ich das nicht gemacht." Besonders wichtig sei, eine Dynamik zwischen Läufern, Trainern und Serviceleuten zu erzeugen.

Laut Brunner wird man im Herbst-Training vermehrt nach Zermatt und Saas Fee gehen. Dorthin hat der Österreicher durch seine langjährige Tätigkeit bei Swiss Ski gute Beziehungen.

Brunners Blick zurück ist keiner im Zorn. "Man ist immer für die Nation, für die man arbeitet, motiviert. Ich wünsche den Schweizern alles Gute, auch wenn es ein bisschen unverständlich war, wie das gelöst wurde. Jetzt freue ich mich auf die neue Aufgabe", sagte der Coach, der für seine klare Linie bekannt ist. "Ich bin aber kein Schleifer", betonte Brunner.

Einer, auf den Brunner auch bauen möchte, ist Max Franz. Dem Kärntner ist vergangenen Winter der erste Weltcupsieg sowie mit WM-Bronze Großes gelungen. "Das waren Highlights. Aber sonst war ich gar nicht zufrieden, weil die Konstanz total gefehlt hat", gab sich Franz selbstkritisch.

Dass Cousin Werner Franz einer von Brunners Co-Trainern ist, behagt ihm sehr. "Das hat mir vergangenen Winter mehr Sicherheit gegeben. Er versteht einfach, was ich sage."

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