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Kitzbühel: Kampfansage von Max Franz

Das sagt Max Franz zu seiner Favoritenrolle beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel:

Kitzbühel: Kampfansage von Max Franz

Understatement ist nichts für Max Franz.

Angesprochen auf seine Favoritenrolle bei der Hahnenkamm-Abfahrt, in die er von zahlreichen anderen Läufern gedrängt wird, reagiert er gelassen: "Das ist schön, ich will hier ja auch gewinnen. Wenn alles zusammenpasst wäre es cool, die Erwartungen zu erfüllen."

"Ich mache mir nicht mehr Druck, dass ich unbedingt gewinnen muss – ich will es aber. Ganz klar", beschreibt der Kärntner selbst seine Herangehensweise.

Eine Kampfansage an die Konkurrenz. Aber auch ein Zeichen für sein Selbstvertrauen. Kein Wunder, konnte Franz doch die letzte Abfahrt in Gröden für sich entscheiden.

Warum alles ein bisschen leichter ist

Auch bei den Trainings in Kitzbühel stellte er seine starke Form unter Beweis. Während er sich laut eigener Aussage im ersten Training "herantasten" wollte, ging er es im zweiten Training schon forscher an. Schließlich landete er mit nur 16 Hundertstel Rückstand auf Trainingssieger Aleksander Aamodt Kilde auf Rang fünf.

Faszination Mausefalle:
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Bis zur letzten Zwischenzeit lag Franz jedoch in Führung, nur ein Patzer am Hausberg und in Folge bei der Traverse kosteten Zeit. "Das Gefühl war nicht so gut, aber das geht wahrscheinlich jedem so", kann er danach scherzen.

Ein weiterer Beweis dafür, wie befreit der 27-Jährige ist. Hauptverantwortlich dafür ist sein erster Weltcup-Sieg in Gröden vor einem Monat: "Es ist derzeit alles ein bisschen leichter, der erste Sieg tut schon gut."

Warum ihm der Knopf aufging

Jener Erfolg, dem er so lange nachgelaufen ist. Jener Erfolg, den er unbedingt wollte. Jener Erfolg, den alle längst von ihm erwartet hatten. Warum genau in dieser Saison der Knopf aufging, weiß der gebürtige Klagenfurter selbst nicht so genau.

Das sei aber gar nicht tragisch. "Wenn es gut läuft, dann fragt man nicht, warum es gut läuft. Dann nimmt man es einfach so", will er sich in dieser Hinsicht keinen großen Kopf machen.

Er selbst denkt jedenfalls, dass ihm seine Verbissenheit lange im Weg stand: "Erzwingen kann man nichts. Letztes Jahr habe ich stark gekämpft, dass ich nach vor komme. Heuer war es anders, weil ich die Verletzung hatte. So ist der eigene Druck weniger geworden, ich wurde lockerer. Vielleicht hat genau das bislang immer gefehlt."

Warum sein Cousin eine Rolle spielt

Ein weiterer Erfolgsfaktor sei sein Cousin Werner Franz, der seit dieser Saison als Trainer in der ÖSV-Speedgruppe tätig ist. "Er hat alles mitgemacht, war im Weltcup ein Spitzenläufer, aber musste auch Quali fahren. Er hat einen anderen Zugang zu den Läufern, erklärt die Sachen anders. Er bringt frischen Wind hinein, das tut sehr gut. Er nimmt mir den Druck, den ich mir selbst auferlege. Er schaut, dass ich immer schön locker bin. Ich weiß nicht, ob er das bewusst macht oder er einfach so ist. Im Moment läuft es aber ganz gut."

"Wenn es gut läuft dann fragt man nicht, warum es gut läuft. Dann nimmt man es einfach so."

Max Franz

Für die Sreif hat Werner Franz sicher einige gute Tipps parat, schließlich fuhr er hier in der Abfahrt vier Mal (2xZweiter, 2xDritter) auf das Podest. Cousin Max gelang dies noch nicht, ein fünfter Platz 2013 ist bislang die beste Platzierung. Im Vorjahr erwischte es ihn im Training nach der Hausbergkante, er verletzte sich am Knie und am Handgelenk und konnte erst ganz am Ende der Saison zurückkehren.

Warum die Streif so besonders ist

Den Sturz habe er abgehakt, auch wenn er speziell im ersten Training an dieser Stelle herausgenommen hat: "Ich habe es mir angesehen und mir gedacht, wie blöd ich letztes Jahr an dieser Stelle war. Ich wollte jetzt rund bleiben und mir Platz lassen. Während der Fahrt habe ich mir dann gedacht, dass es gar ein bisschen weit ist. Da verlierst du schon viel Zeit."

Im Rennen wird dies aber kein Thema mehr sein, die "Wildsau" will voll angreifen. Auch, wenn dies in Kitzbühel immer mit Bedacht passieren muss. "Respekt ist selbstverständlich, darüber brauchen wir gar nicht reden. Du darfst hier herunter keinen Moment lang unaufmerksam sein, sonst bist du erster Verlierer – und das ist ein Scheiß", spricht er über den "Mythos Streif".

Nachsatz: "Ich habe die letzten Jahre schon zu oft das Wort 'Respekt' verwendet, aber du brauchst ihn hier einfach. Sonst bekommst du einen Arschtritt und bist weg vom Fenster."

Und das wäre bitter - gerade jetzt, wo es so gut läuft.

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz

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