Es war alles angerichtet für eine große rot-weiß-rote Party beim Hahnenkamm-Rennen.
Die jüngsten Speed-Ergebnisse der ÖSV-Asse stimmten, das Wetter war perfekt, es konnte erstmals seit 2013 die Originalstrecke gefahren werden und die Fans strömten in Massen ins Zielgelände.
Am Ende ging der Sieg an den Italiener Dominik Paris, Matthias Mayer belegte als bester Österreicher Platz acht.
Es ging fast alles schief, was nur schief gehen konnte: Einigen ÖSV-Läufern unterliefen Fehler, andere hatten einfach nur Pech. Dementsprechend groß waren Frust und Enttäuschung bei den Athleten.
Reichelt war überrascht
Hannes Reichelt, am Ende auf Rang neun, unterlief beim U-Hakerl ein grober Schnitzer. "Ich war nicht sauber über dem Ski, dann habe ich einen Schlag erwischt. Ich hatte nur Sorge, dass ich ins Netz krache, wollte nur noch die Kurve erwischen. Ich war im Tiefschnee, zum Glück habe ich es noch hinüber geschafft", beschreibt er den Fehler.
Faszination Mausefalle:
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"Sicher ärgert es mich, aber der geringe Zeit-Rückstand hat mich total überrascht. Man braucht hier auch Glück, bei meinem Fehler war ich aber schon selber schuld", so der Salzburger.
Ansonsten knallte er eine tolle Fahrt in den Schnee, holte nach dem Steher viel Zeit auf. "Ich dachte mir nur mehr, dass ich einfach ins Ziel fahre. Zuerst habe ich mir überlegt, dass ich erst recht alles riskiere – dann habe ich mir gedacht, dass es sich nicht mehr auszahlt. Dafür war es brutal schnell, echt überraschend."
Sein Fazit: "Normal fahren würde wahrscheinlich reichen, ich will es in Kitzbühel zu sehr zerreißen. Ich muss eigentlich nicht mehr viel ändern, einfach an manchen Stellen ein bisschen sauberer fahren. Ich bin froh, dass ich gesund nach Hause fahre und die Form grundsätzlich passt."
"Das ist richtig beschissen"
Auch Teamkollege Max Franz kann froh sein, heil geblieben zu sein. Als seine Bindung vor dem U-Hakerl aufging und er den Ski verlor, hätte sein Crash schließlich auch böse enden können.
"Auf der einen Seite will ich ruhig bleiben, auf der anderen ärgert es mich sehr. Du kannst aber ohnehin nichts machen. Es wäre schlimmer gewesen, wenn ich nach unten gekommen und einen kompletten Topfen gefahren wäre", beschreibt der 27-Jährige im Anschluss seine Gefühlslage.
"Es ist brutal schade, ich war topmotiviert. Oben, wo ich noch nie vorne war, hat es grün aufgeleuchtet", ärgert er sich vor allem darüber, dass seine Form eigentlich gestimmt hätte. "Aber es ist nunmal so. Die Bindung soll im Notfall aufgehen. Leider war es diesmal kein Notfall, das passiert aber einfach. Die Schuhe sind nicht auf die Ski geschraubt, das Material kann auch einmal nachgeben."
Eine Sache plagt die "Wildsau" dann aber doch: "Heute wäre es ein Hammer gewesen, ich wäre gerne ganz hinuntergefahren. Was richtig beschissen ist: Von ganz oben bis unten alleine hinunterzurutschen. Das ist bitter."
Selbstkritik bei Kriechmayr
Mit am größten war der Ärger bei Vincent Kriechmayr. Bis zum Mittelteil lag der Oberösterreicher auf Podest-Kurs, eher er im unteren Bereich endgültig einen Top-6-Platz verspielte und am Ende auf Platz elf landete.
"Ich bin schon angefressen, die Chance wäre heute groß gewesen. Ich habe es aber einfach nicht zusammengebracht. Auch wenn die Fahrt oben gut war hat es sich nicht so angefühlt", sagt er. "Unten habe ich den Oberhausberg und die Schrägfahrt vergeigt, dafür ist der Rückstand ganz okay. Es ist schade."
Bereits im Training hatte er über die Hausbergkante und Traverse Probleme. Diese Tatsache lässt ihm keine Ruhe und führt zu reichlich Selbstkritik: "Ich habe den selben Fehler wie im Training gemacht, irgendwann muss ich doch auch gescheiter werden. Mein Ziel war es, bei der Siegerehrung dabei zu sein. Es läuft derzeit einfach nicht, ich mache so viele dumme Fehler."
"Ich habe den selben Fehler wie im Training gemacht, irgendwann muss ich doch auch gescheiter werden. Mein Ziel war es, bei der Siegerehrung dabei zu sein. Es läuft derzeit einfach nicht, ich mache so viele dumme Fehler."
Der 25-Jährige hat aber noch einige Versuche, die Streif besser zu bezwingen. "So etwas darf man sich nicht leisten, wenn man zu den Besten gehören will. Nächstes Jahr in Kitzbühel muss ich es machen, das zipft mich einfach schon an", lautet seine Kampfansage.
Nur einer ist zufrieden
So richtig zufrieden war im Ziel eigentlich nur Matthias Mayer, als Achter bester ÖSV-Läufer. Obwohl einige nach seinem Triumph im Super-G auch mit einer Podiumsplatzierung in der Abfahrt spekuliert hatten.
"Aber mit der Top-10-Platzierung kann ich sehr gut leben, das war mein Ziel", winkt der Kärntner jedoch ab. "Ich bin zufrieden mit meiner Fahrt. Ich habe alles gegeben, in den Schleicher-Kurven im Mittelteil habe ich leider die Zeit verloren."
Der ganze Rummel nach seinem Sieg im Super-G, die vielen Termine und der entstandene Druck machten die Aufgabe für den Olympiasieger von 2014 nicht leichter. Das gibt er zu: "Es war nicht einfach. Viele Leute haben sich etwas erwartet. Ich bin aber wirklich zufrieden."
Und auch wenn die Zuseher mit der ausbleibenden Podestplatzierung eines ÖSV-Läufers nicht ganz zufrieden sein sollten, muss man die positiven Erkentnisse sehen: Die Form von Österreichs Speed-Assen stimmt, es fehlte nur das gewisse Etwas zur Top-Platzierung.