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Die große Hochrechnung im Kugel-Duell

Hirscher oder Svindal? Die Hochrechnung sagt den Gesamtweltcup-Sieger voraus:

Die große Hochrechnung im Kugel-Duell

Der Gesamtweltcup ist das große Ziel jedes Skifahrers.

Die große Kugel kürt den konstantesten und besten Läufer der Saison. Faktoren wie Tagesform, Wetter und Startnummer - die bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen eine große Rolle spielen und über Sieg oder Niederlage entscheiden können - fallen zu einem großen Teil weg. Über die Saison gleicht sich alles aus.

Umso bemerkenswerter ist es, dass Marcel Hirscher den "depperten Glasbecher", wie er ihn gerne nennt, zuletzt viermal in Serie gewinnen konnte. Mit einer weiteren großen Kugel würde er Geschichte schreiben: Noch kein Skifahrer konnte den Gesamtweltcup fünfmal in Folge für sich entscheiden, zudem würde Hirscher zu Marc Girardellis Bestmarke (5 Gesamtweltcupsiege insgesamt) aufschließen.

Ist wirklich "alles weg"?

Zuletzt unterlief dem 26-Jährigen im Wengen-Slalom ein Missgeschick. Nach seinem Ausfall wirkte er etwas geknickt und befürchtete: "Es kann sein, dass alles vorbei ist. Slalomkugel weg, Gesamtweltcup weg." (Hirscher nach Wengen>>>)

Ausgangslage:
Name Punkte Abfahrt (Schnitt) Punkte Super-G (Schnitt) Punkte RTL (Schnitt) Punkte Slalom (Schnitt) Punkte Kombi (Schnitt)
Svindal 436 (87,2) 210 (70) 90 (3,3) / 80 (80)
Hirscher / 100 (33,3) 360 (90) 340 (68) / (80)

Bei Hirscher stehen hingegen nur noch 16 oder 17 Starts am Programm. In seinen Paradedisziplinen Riesentorlauf und Slalom sind noch sechs bzw. fünf Rennen ausständig. Man kann davon ausgehen, dass der Annaberger neben dem Super-G in Kitzbühel auch noch jene in Hinterstoder und beim Finale in St. Moritz bestreitet.

Die anderen beiden in Jeongseon und Kvitfjell wird er auslassen. Fraglich ist zudem, ob er neben der Kombi in Kitz extra nach Chamonix reist, um in Frankreich in jener Disziplin, in der er sich im Feburar 2015 in Beaver Creek zum Weltmeister kürte, Zähler zu sammeln. Weiters kommt das City-Event in Stockholm dazu.

Die Hochrechnung

Nun zu den Zahlen. Svindal sammelte bislang 816 Punkte - 436 in der Abfahrt, 210 im Super-G, 10 im RTL, 80 in der Kombi und 80 im Parallel-RTL. Die Punkte zählen zwar zum RTL-Weltcup, da es aber keinen weiteren Bewerb geben wird, fallen die Zähler nicht ins Gewicht. Macht im Schnitt 87,2 Punkte pro Abfahrt, 70 pro Super-G, 3,3 pro RTL und 80 pro Kombi.

Bei Hirscher teilen sich die 801 Zähler wie folgt auf: 361 im RTL, 340 im Slalom und 100 im Super-G. Er kommt auf 90 Punkte pro RTL, 68 pro Slalom und 33,3 pro Super-G. Eigentlich holte Hirscher 100 Punkte pro Super-G-Start, bei den restlichen trat er nicht an. Es ist aber nicht zu erwarten, dass er in Kitzbühel und Hinterstoder gewinnt, deshalb gehen wir von 33,3 Punkten aus.

In der Kombi hat er heuer noch keine Punkte gesammelt. In den letzten drei Kombinationen (WM, 2x Kitzbühel) belegte er die Plätze eins, zwei und drei. Hier nehmen wir den Mittelwert von 80 Zählern.

Das Ergebnis

Rechnet man zusammen, würde Svindal am Ende auf 1866 Punkte (aufgerundet) kommen. Das wären nach Hermann Maier (2000 Punkte 1999/2000) die zweitmeisten Zähler, die ein männlicher Läufer je in einer Saison gesammelt hat.

Vorhersage:
Name Abfahrt Super-G RTL Slalom Kombi Stand jetzt Hochrechnung
Svindal 523,2 350 16,5 / 160 816 1865,7
Hirscher / 100 540 340 80 801 1861

Hirscher beendet die Saison laut der Hochrechnung mit 1861 Punkten und müsste sich hauchdünn mit Platz zwei begnügen. 5 Punkte würden ihm auf den fünften Gesamtweltcupsieg in Serie fehlen.

Oder doch Hirscher?

Die Berechnung des Österreichers geht jedoch nur von einer Kombination (Kitzbühel) aus. Sollte er in Chamonix starten und punkten, könnte alles anders aussehen.

Und selbst wenn nicht, sind die fehlenden Punkte leicht gefunden. Denn das City-Event in Stockholm floss nicht in die Hochrechnung ein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hirscher dort wesentlich besser abschneidet, als Svindal. Denn in Schweden wird ein Parallel-Slalom gefahren, wie man ihn aus München oder Moskau kennt.

Mit einem Hirscher-Sieg in Stockholm und einem schlechten Abschneiden (oder einem Nichtantritt) Svindals würden sich die Plätze umdrehen und der Salzburger hätte wieder einmal die Nase vorne. Zudem hegt Hirscher nach wie vor die Hoffnung, dass der in Levi abgesagte Slalom bis zum Saison-Ende doch noch nachgetragen wird.

"Jetzt sind andere die Favoriten", versicherte Hirscher nach dem Wengen-Ausfall. Eine Aussage, die nur bedingt richtig ist, wie die Hochrechnung beweist. Rechnet man alle Faktoren und Möglichkeiten mit ein, ist und bleibt der Titelverteidiger der Favorit auf den Gesamtweltcup.

 

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz

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