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Gut: "Zeitmessung steht für alle auf null"

Weltcup-Gesamtsiegerin Lara Gut freut sich auf Veith und klärt über Vonn-Verhältnis auf.

Gut:

Weltcup-Siegerin Lara Gut sieht sich für die am kommenden Wochenende startende neue Saison nicht in der Favoritenrolle. "Ich habe weder Vor- noch Nachteile, wenn ich in Sölden als Gesamtweltcupsiegerin am Start stehe. Die Zeitmessung steht für alle auf null", erklärt die Schweizerin gegeüber der APA.

Die 25-Jährige freut sich auf Anna Veith ("Ich habe sie sehr vermisst") und hat Frieden mit Lindsey Vonn geschlossen: "Es wurde zum Duell geschrieben, dabei stimmte das so überhaupt nicht."

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Lara Gut im APA-Interview:

Frage: Sie gehen erstmals als Gesamtsiegerin und damit als Weltcup-Titelverteidigerin in eine Saison. Was ist das für ein Gefühl und wie anders macht das den kommenden Winter?

Gut: Was letztes Jahr passiert ist, macht für diese Saison keinen Unterschied. Natürlich nehme ich all meine Erfahrung und alles, was ich aus der letzten Saison gelernt habe, mit. Ich habe aber keine Vor- oder Nachteile, wenn ich in Sölden als Gesamtweltcupsiegerin am Start stehe. Täglich ist ein neues Rennen und eine neue Herausforderung, die Zeitmessung steht für alle auf null. Ich werde also wieder probieren, mein Bestes zu geben und versuchen, täglich Schritte vorwärts zu machen.

Frage: Wo stehen Sie in der Vorbereitung?

Gut: Ich hatte einen coolen Sommer, konnte gut trainieren und bin gesund. Das ist das Wichtigste. Deshalb konnte ich auf ganz gutem Niveau wieder einsteigen.

Frage: Es hat 21 Jahre gedauert, bis wieder eine Schweizerin den Gesamtweltcup gewonnen hat. Was bedeutet Ihnen das?

Gut: Das war schon besonders. Ich bin ja schon seit einigen Jahren dabei und man kannte mich. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mich die ganze Schweiz unterstützt. Das ist schon speziell, wenn einem plötzlich alle die Daumen drücken. Das war dann doch eine andere Dimension und hat mich überrascht, aber auch viel supergute Energie mitgegeben. Wir sind ein kleines Land, haben vier offizielle Sprachen und die Mentalitäten sind so unterschiedlich, je nachdem ob man vom Süden oder aus der französischen oder deutschen Schweiz kommt. Das ist es, was die Stärke der Schweiz ausmacht. Ich bin auf diese Mischung schon stolz.

Frage: Man handelte Sie schon seit Jahren als Kandidatin auf den Gesamtsieg. Und dann ist es gleich in der ersten Saison nach dem Material-Wechsel zu Head passiert. Wie wichtig war dieser Wechsel?

Gut: Wenn man Weltcup fährt, hat man Glück, weil ja alle Marken spitze sind. Wichtig ist, die Marke zu finden, die genau für dich angepasst ist. Es geht da ja um Kleinigkeiten. Aber ich war sofort in allen vier Disziplinen schnell. Mit dem neuen Setup habe ich es geschafft, den kleinen aber entscheidenden Schritt vorwärts zu machen. Die Marke ist perfekt für mich abgestimmt, trotzdem müssen wir täglich weiterentwickeln.

Frage: Servicemann Chris Krause ist aber weg, Thomas Rehm ihr neuer. Ein Problem?

Gut: Ich hatte ein wunderschönes Jahr mit Chris und viel von ihm lernen können. Jetzt ist er wieder bei Bode (Miller, Anm.). Aber Head hat viele Top-Serviceleute und Thomas Riesen-Erfahrung. Er hat schon einige Kugeln und Medaillen mit Anja Pärson oder Maria Höfl-Riesch gewonnen. Ich bin zufrieden.

Frage: Einige starke Konkurrentinnen wie Anna Veith (Fenninger), Tina Maze, Mikaela Shiffrin oder Lindsey Vonn haben vergangenen Winter komplett oder teilweise gefehlt. Haben Sie das Gefühl beweisen zu müssen, dass Ihr Gesamtsieg nicht auch ein Glücksfall war?

Gut: Also erstens ist es voll cool, dass Anna zurück ist. Ich habe sie auch als Freundin sehr vermisst. Auf der anderen Seite steht: Es heißt immer noch Weltcup und jeder Weltcup steht für sich. Jede Saison ist anders, jeden Winter gibt es den oder die Beste. Auch vergangene Saison waren Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen dabei. Es wäre ein bisschen respektlos gegenüber einer Tina Weirather, einer Vicky Rebensburg oder Tessa Worley zu sagen, dass es keine Konkurrenz gab. Auch Lindsey war ja dabei. Es ist immer so. Athleten sind verletzt, hören auf. Dafür kommen neue, die zu Siegerinnen werden, nach.

Frage: Mit Lindsey Vonn gab es einige Scharmützel, auch abseits der Piste. War es so, dass Sie ihr vorgeworfen haben, eine Drama Queen zu sein?

Gut (lacht): Der letzte Winter wurde zum Duell geschrieben, dabei stimmte das so überhaupt nicht. Das haben wir beide auch gesagt. Im Skiweltcup stehst du am Start und es geht dabei zuerst um den Kampf gegen dich selbst, nicht um ein Rennen gegen irgendeinen anderen. Man hat versucht, ein Drama daraus zu machen, statt über Leistung zu reden. Athletinnen wie Lindsey sind toll für uns, weil sie den Sport weiterbringen. Das motiviert auch mich, täglich mein Bestes zu geben.

Frage: Anna Veith wird wieder eine Konkurrentin sein. Wie intensiv haben Sie ihren Kampf mit dem österreichischen Skiverband um ihre Selbstständigkeit mitbekommen?

Gut: Wir fahren zusammen Ski, seit wir 16 sind. Da ist eine coole Freundschaft entstanden und natürlich redet man da auch über andere Sachen. Natürlich auch über so was, das ist so unter Freunden. Aber das ist nichts für die Öffentlichkeit.

Frage: Sie haben von Anbeginn ihrer Karriere selbst ein Privatteam um sich geschart. Haben Sie Anna diesbezüglich einen Rat geben können?

Gut: Jeder Athlet ist anders und muss seinen Weg finden. Für mich war das eben die beste Möglichkeit und ich habe am meisten davon profitiert. Aber ich möchte nicht für Anna sprechen. Es ist ihre Geschichte und was wirklich passiert ist, wissen nur sie und der Verband. Aber ja, wir haben unsere Erfahrungen ausgetauscht.

Frage: Sie lachen viel und gerne. Dennoch haben Sie sich den Ruf erarbeitet, schwierig zu sein. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Gut: Als ich mit 16 in den Weltcup gekommen bin, war ich ein Kind. Zum Glück hatte ich auf der einen Seite schnell Erfolge, umgekehrt wurde ich von allem ein bisschen überrollt. Es war alles so neu und ich musste täglich lernen. Ich wusste irgendwann nicht, was ich machen muss und habe begonnen das Gefühl zu haben, dass ich mich schützen muss. Ich spreche vier Sprachen und wenn ich Italienisch rede, ist das nicht das Gleiche wie in Deutsch. Das ist mir jetzt bewusst, ich habe damals oft Fehler gemacht.

Frage: Wodurch ist die Situation besser geworden?

Gut: Weil ich langsam daraus gelernt habe. Anfangs habe ich viele Fehler gemacht, weil ich nicht wusste, wie ich mich benehmen soll. Es gab ja auch kein Buch, wo drin steht, was und wie man etwas machen muss. Es geht so schnell, dass man zwei Sätze falsch sagt, ohne es zu merken. Aber ich habe von dem Erlebten und dem Schwierigen profitiert und wäre nicht da, wo ich bin, wenn ich das alles nicht durchgemacht habe. Es war keine einfache Zeit und ich hätte es mir gerne erspart. Aber ich fühle mich viel wohler jetzt und kann viel offener sein. Ich habe das Gefühl, die Leute lernen langsam die wahre Lara kennen. Es war nicht immer die wahre Lara, die ich gezeigt habe.

Frage: Und was verschlägt Ihnen heute noch die Sprache?

Gut: Wenn ich schlecht Ski fahre (lacht). Dann geht es überhaupt nicht. Außerdem hasse ich Neid. Wenn Leute hinter deinem Rücken alles falsch sagen, da habe ich Riesenprobleme damit. Ich probiere immer mein Bestes zu geben. Es wäre schön, wenn wir das alles täten. Dann würden wir der Welt sicher helfen, in die richtige Richtung zu gehen.

Frage: Sie halten als einzige Skifahrerin Pressegespräche in vier Sprachen. Wie aufwendig und mühsam ist das?

Gut: Ist eine Challenge. Ich war in der Schweiz die Einzige, die das machte, hatte aber zudem dank meiner Erfolge auch die meisten Anfragen. Auch das war ein Grund, warum ich seinerzeit so überrollt wurde. Aber jetzt mache ich punkto Marketing usw. sogar viel mehr und ich fühle mich trotzdem wohl, weil da Leute um mich sind, die das verstehen und planen. Es ist dennoch immer eine Herausforderung. Auf anderer Seite würde ich mich komisch fühlen, wenn ich plötzlich nur noch in einer Sprache reden würde.

Frage: Wie sprechen Sie zu Hause?

Gut: Wir reden zusammen Italienisch mit meiner Mutter. Wenn ich mit ihr alleine bin, Französisch. Aber die Hauptsprache ist Italienisch.

Frage: In welcher Sprache träumt Lara Gut?

Gut (lacht): Ich erinnere mich selten an meine Träume. Aber es ist Italienisch oder Französisch.

Frage: Wie sehr fiebern Sie schon der Heim-WM in St. Moritz entgegen? Das ist ja ein besonderer Ort für Sie. Erstes Podest, erster Sieg, böser Sturz. Zuletzt wurde Ihnen dort die große Kugel überreicht.

Gut: St. Moritz ist sicher speziell, aber zuerst muss ich mich dafür qualifizieren. Es bringt also nichts, jetzt schon an eine WM zu denken. Ich kann bis Februar etwas beeinflussen, wenn ich mich auf die tägliche Arbeit konzentriere. Auch ein Sieg zählt nur für einen Tag. Aber natürlich freue ich mich darauf. Es ist ein Riesenglück, einmal in seiner Karriere eine Heim-WM zu erleben.

Frage: Sie sind jetzt Weltcup-Gesamtsiegerin. In ihrer Medaillenbilanz fehlt aber noch eine Farbe. Sehen Sie sich kommenden Winter auf einer Mission Gold?

Gut: Überhaupt nicht. Mein Ziel ist, täglich mein Bestes zu geben. Ich kann nur beeinflussen, was zwischen Start und Ziel passiert. Wenn ich die Ziellinie überquere, schaue ich auf das Ergebnis. Mein Fokus liegt darauf, was ich auf den Skiern machen kann. Man sieht es im Ziel, ob es Gold ist oder nicht. Ich liebe diesen Sport, habe dank ihm viel gelernt und gesehen. Wenn also irgendwann auch noch Gold hinzu kommt, sage ich aber natürlich nicht nein.

Frage: Sie sind schon neun Jahre im Weltcup dabei und dennoch erst 25 Jahre alt? Haben Sie so etwas wie einen Karriereplan?

Gut (lacht): Ich fühle mich noch jung genug, um nicht planen zu müssen, wie lange meine Karriere noch geht. Jetzt ist Skifahren meine Priorität. Anderseits bin ich ein sehr neugieriger Mensch. Vielleicht lerne ich in einigen Jahren was Neues kennen, dann wird mein Fokus wo anders sein und eine neue Karriere beginnt. Aber derzeit liebe ich, was ich mache.

Frage: Sie haben in einem Film eine Hauptrolle gespielt, kommentieren auch schon ab und zu die Weltlage. Wo sehen Sie sich am ehesten nach der Ski-Karriere?

Gut: Als ich in den Weltcup gekommen bin, dachte ich, es geht um's Skifahren und Punkt. Heute weiß ich, dass das ein sehr komplexer Job ist. Ich kann durch den Job so viel lernen punkto Marketing und Kommunikation, das kann man später auch in einer Firma anwenden. Durch mein Privatteam habe ich auch einiges in Unternehmensführung gelernt. Vielleicht geht es also in diese Richtung, denn das interessiert mich alles sehr. Als ich begonnen habe, gab es noch keine sozialen Netzwerke. Wer weiß, vielleicht gibt es in fünf Jahren Jobs, die wir heute noch gar nicht kennen.

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