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"Schien- und Wadenbein brachen wie Soletti"

Eva-Maria Brem im Interview über Verletzungen, den Weg zurück und wie sie den "Reset-Knopf" drückte:

Der Schock bei Österreichs Ski-Fans sitzt tief. Mit Eva-Maria Brem fällt neuerlich eine Spitzenfahrerin für die ganze Saison aus. Die 28-Jährige erlitt bei einem Trainingssturz einen Schien- und Wadenbeinbruch.

Für Österreichs Sportlerin des Jahres keine neue Situation, zog sie sich die selbe Verletzung doch bereits 2010 zu.

In der aktuellen Ausgabe des "The Red Bulletin" spricht die Tirolerin über eine ähnliche Verletzung, die sie 2010 erlitten hatte, das Comeback und ihr Lebensmotto. Das Interview wurde noch vor der neuerlichen schweren Verletzung geführt.

 

The Red Bulletin: Frau Brem, laut Ihrer Homepage leben Sie nach dem Motto: „Nur wer helle Dinge denkt, zieht helle Sachen an sich heran“. Gilt ihr Leitspruch für verschiedene Lebensbereiche?

Eva-Maria Brem: Genau. Er bedeutet, dass ich ein positiver Mensch sein will. Und das geht nicht, wenn ich mich wegen jeder Kleinigkeit sorge. Wer mit einer gesunden Portion Lebensfreude durch den Tag geht, dem passieren auch mehr gute Dinge.

Frage: Eine beneidenswerte Haltung.

Brem: Die ich mir hart erarbeiten musste.

Frage: Sie starteten 2005 als 17-jähriges Talent in den Ski-Weltcup. 2010 wurden Sie bei Ihren ersten Olympischen Spielen Siebte im Riesentorlauf. Ihre Konkurrenz war alarmiert. Zwei Monate danach brachen Sie sich das Schien- und Wadenbein …

Brem: … beim freien Skifahren mit meinen Eltern! Ich hatte mich die ganze Saison auf diesen Tag gefreut. Der Unfall selbst war unspektakulär: Ich rutschte am Innenski aus und knickte im Zeitlupentempo um. Trotzdem brachen Schien- und Wadenbein wie zwei Soletti. … die Ärzte mussten einen 28 Zentimeter langen Marknagel in mein linkes Bein schrauben. Danach war vier Monate Schluss mit Skifahren.

Frage: Nach den vier Monaten ging es mit Ihrer Karriere bergab. 2013 verpassten Sie die Heim-Weltmeisterschaft in Schladming, 2014 die Olympischen Spiele in Sotschi. Was war passiert?

Brem: Das Problem war, dass ich noch kein Rennen gewonnen hatte, als die Verletzung passierte. Ich war ein Nobody auf einem guten Weg. Nach einer Reha fährst du nicht sofort wieder auf Top-Niveau. Für andere war es daher leicht, zu sagen: „Die kann es nicht besser.“

"Nach schlechten Ergebnissen war ich völlig fertig. 2013 dachte ich daran, meine Karriere zu beenden."

Frage: Schlechte Phasen im Beruf kennt jeder. Wie gingen Sie mit Ihrer um?

Brem: Skifahren hieß für mich auf einmal, grantig zu sein. Nach schlechten Ergebnissen war ich völlig fertig. 2013 dachte ich daran, meine Karriere zu beenden. Mit Freundinnen zog ich damals nächtelang durch die Bars in Innsbruck.

Frage: Wie bricht man aus so einem Negativstrudel aus?

Brem: Indem man den Reset-Knopf drückt. Als im Februar 2014 sämtliche Trainer und Sportler bei Olympia waren, habe ich alles umgeworfen, neue Skier getestet, noch härter trainiert. Die Formkurve zeigte wieder nach oben.

Frage: Dieser Reset-Knopf interessiert uns. Angenommen, ich habe einen Bürojob und schaffe es jahrelang nicht, befördert zu werden. Ich bin schlecht drauf, die Arbeit nervt. Was mache ich?

Brem: Am wichtigsten ist, dass Sie Ihren Tunnelblick ablegen.

Frage: Indem ich mit meinen Freunden nächtelang durch Bars ziehe?

Brem: Ziehen Sie um die Häuser, machen Sie eine Woche Urlaub. Das ist ein guter erster Schritt. Aber erst der leichtere Teil des Prozesses.

Das Interview führte Andreas Rottenschlager

Mehr über Eva-Maria Brem, Kritiker, Selbstanalyse und positive Erfahrungen lesen Sie im kompletten Artikel in der aktuellen Ausgabe des „The Red Bulletin“ und auf https://www.redbulletin.com.


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