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Reichelt will Abfahrtsbann in Beaver Creek brechen

Hannes Reichelt hat in Beaver Creek Elch und Abfahrtssieg im Visier. Kritik an Dürager-Transport.

Reichelt will Abfahrtsbann in Beaver Creek brechen

Wegen der WM im vergangenen Februar macht der Herren-Skitross diese Woche zum schon dritten Mal innerhalb eines Jahres in Beaver Creek Station.

Ein Fahrer kehrt stets besonders motiviert auf die berüchtigte "Raubvogelpiste" zurück. Hannes Reichelt hat inklusive seines WM-Goldes hier bereits vier Mal den Super-G gewonnen, aber noch nie die Abfahrt. Das soll sich nun endlich ändern.

Abfahrtsschwäche gibt Rätsel auf

In bisher neun Anläufen ist dem 35-jährigen Salzburger mit einem zweiten Platz 2013 bisher nur ein Podestplatz in der Beaver-Abfahrt gelungen.

17 Hundertstel fehlten ihm damals auf Aksel Lund Svindal.

"Ich weiß auch nicht, warum es bisher im Super-G so gut und in der Abfahrt so gar nicht geklappt hat", rätselte der Weltmeister über seine Vorstellungen auf der so anspruchsvollen Strecke in Colorado.

Besuch beim Adler

Beaver Creek, das ist längst Reichelts Lieblingspiste und als der Salzburger Routinier diesmal in das amerikanische Nobelressort bei Vail zurückkehrte, stattete er gleich der in der ersten Kehre stehenden Adler-Skulptur einen Foto-Besuch ab.

Dort sind alle Beaver-Sieger verewigt.

Seine nächste Erinnerung sei gewesen: "Dass ich beim Sieg vor einem Jahr gedacht habe, warum ist jetzt nicht Februar? Und dann ist alles in Erfüllung gegangen."

Auf den Spuren von Hermann Maier

Reichelt war neben Ted Ligety, Bode Miller und Aksel Lund Svindal einer der zuletzt erfolgreichsten Läufer im ehemaligen "Wohnzimmer" seines Salzburger Landsmannes Hermann Maier.

Als solches will es Reichelt für sich selbst - noch - nicht in Anspruch nehmen.

"Erst wenn ich auch in der Abfahrt schnell bin, können wir darüber reden", zeigte der Abfahrtsgewinner von Klassikern wie Kitzbühel oder Wengen Respekt.

Falsches Setup in Lake Louise

Der Österreicher kam aber auch "beruhigt" nach Colorado.

Das Hotel ist dasselbe, mit Matthias Mayer auch der Zimmerkollege. "Und aus Lake Louise habe ich auch davor bisher erst einmal ein gutes Ergebnis mitgebracht", wurmten ihn sein auch diesmal bescheidenes Abschneiden in Kanada mit den Plätzen 18 (Abfahrt) und 11 (Super-G).

"So gesehen tanze ich auch diesmal nicht aus der Reihe. Das ärgert mich, ich habe mich in Kanada einfach mit dem Setup vertan", erklärte er.

"Es braucht Köpfchen"

Deshalb und weil auch das ganze Vorbereitungs-Training perfekt verlief, ist auch für den Salzburger dennoch alles angerichtet für einen neuerlichen Spitzenplatz auf seiner Lieblingsstrecke.

Reichelt ist immer froh, wenn es nach Beaver geht. "Denn hier findet einer der schwierigsten Super-G überhaupt statt. Es braucht echt Köpfchen für die richtige Linie."

"Elch vor dem Zielfernrohr"

Aber auch der lange verletzt gewesene Svindal steht bekanntlich sehr auf die Abfahrt in Beaver Creek. Nach seinem Kanada-Doppelsieg ist der Norweger der große Gejagte.

"Viele haben derzeit einen Elch vor dem Zielfernrohr", weiß Reichelt.

"Ich bin einer der Jäger. Aber mehr als die Siege in Kanada haben mich seine Leistung beim WM-Kurz-Comeback beeindruckt", relativierte der Österreicher.

Verständnis für Hirscher

Reichelt würde auch Marcel Hirschers Kampf um die fünfte große Kristallkugel unterstützen, wenn er Svindal und Co. in den Speedbewerben Punkte wegnimmt.

Für Hirschers Kampf um den Nachtrag des Levi-Slaloms hat der Salzburger trotz seiner Vorsaison-Beschwerden vollstes Verständnis.

"Als Athletenvertreter habe ich lediglich den inflationären Rennkalender an sich kritisiert sowie das Verhältnis zwischen Speed und Technikrennen", erklärte Reichelt.

Zwar wären weniger Slaloms tatsächlich fairer, "aber wenn ein Rennen im Kalender steht, sollte es auch stattfinden."

Nur Hirschers Argumentation mit der höheren Ausfallswahrscheinlichkeit im Slalom lässt der Radstädter nicht gelten. "Das hat keine Berechtigung mehr und ist auch rechnerisch zu dokumentieren."

Dürager wurde stundenlang transportiert

Scharfe Kritik an Dürager-Transport

Schwer im Magen liegt Reichelt noch der Transportmarathon des in Kanada verletzten Teamkollegen Markus Dürager.

Das Problem wolle er als Athletensprecher deshalb dringend beim nächsten FIS-Kongress auf das Tapet bringen.

"Ich hätte echt gedacht, dass es nach dem Lanzinger-Unfall besser ist. Das stimmt aber nicht", kritisierte er die Vorfälle in Kanada.

"Wenn bei Dürager eine Compartment-Verletzung vorliegt, haben wir die gleiche Geschichte wie bei Lanzi." Matthias Lanzinger musste 2008 nach ähnlichen Umständen ein Unterschenkel abgenommen werden.

"Wenn Grugger hier stürzt, lebt er nicht mehr"

Im Weltcup sei zu gewährleisten, dass gestürzte und verletzte Fahrer innerhalb weniger Minuten ins Krankenhaus geflogen werden müssten, fordert Reichelt deshalb.

Das gelte auch für Beaver Creek, also seine - schon vielen Fahrern zum Verhängnis gewordene - Lieblingsstrecke.

"Wenn Hans Grugger hier stürzt, lebt er nicht mehr", ist Reichelt überzeugt.

"Wir Fahrer riskieren unser Ding und erwarten im Gegenzug ordentliche Betreuung. Orte, die diese Kriterien nicht erfüllen, sollen deshalb kein Rennen mehr kriegen", forderte er. "So schade es auch wäre."

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