Ganze 407 Tage warten Österreichs Ski-Damen nun schon auf einen Sieg im Slalom, fast genauso lange - 372 Tage - auf einen Stockerlplatz in eben jener Disziplin.
Ausgerechnet bei den Heimrennen in Flachau soll diese Unserie enden.
Neben dem klassischen Nachtslalom am Dienstag (ab 17:45 Uhr im LAOLA1-Live-Ticker) stehen die von Ofterschwang übernommenen Bewerbe an: Am Freitag ein weiterer Slalom, am Sonntag ein Riesentorlauf.
„Die Rennen in Flachau sind immer lässig. Der Hang und das Publikum sind einmalig, man spürt die Begeisterung für den Skisport“, freut sich Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum im Gespräch mit LAOLA1 auf die Bewerbe im Salzburger Wintersportort. „Die Rennen in Österreich gehören zu unseren großen Saison-Zielen.“
Die Überzeugung fehlt
„Im Slalom haben wir zwei, drei Läuferinnen, die gut drauf sind, aber fürs Podium hat es noch nicht gereicht. Es wäre natürlich lässig, wenn in Flachau eine unserer Damen am Stockerl stehen würde“, sagt der Oberösterreicher.
Am ehesten traut er aus seinem Team Carmen Thalmann oder Michaela Kirchgasser den Sprung aufs Stockerl zu. Beide waren zuletzt mit vierten Plätzen bereits knapp dran am Siegerpodest.
„Das Können ist bei beiden da, aber die 100-prozentige Überzeugung, zwei fehlerfreie Läufe herunterzubringen, das letzte Selbstvertrauen und die Lockerheit fehlen noch“, nennt Kriechbaum mögliche Ursachen für den noch fehlenden Podestplatz in dieser Saison. „Es geht darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und offensiv zu fahren, dann kann es gelingen.“
"Ich hoffe, dass endlich der Podestplatz fällt, ich werde jedenfalls alles versuchen", verspricht Lokalmatadorin Kirchgasser. „Flachau ist eigentlich genau mein Lieblingsgelände. Die Kirchi und ich haben es beide drauf. Ich hoffe, sie oder ich können das Thema Podestplätze endlich schließen", meint auch Thalmann.
Die Jungen zeigen auf
Neben den beiden sowie Bernadette Schild, die nach wie vor mit ihrer Form kämpft, besteht das ÖSV-Slalom-Team in diesem Winter vor allem aus jungen Läuferinnen.
„Einige von ihnen haben schon gute Resultate eingefahren. Es wäre schön, wenn sie in Flachau über sich hinauswachsen könnten“, wünscht sich der Cheftrainer, der mit der Entwicklung der jungen Garde zufrieden ist.
„Der erste Maßstab ist, in die Weltcuppunkte zu fahren und das haben schon viele geschafft. Mittlerweile haben neun Läuferinnen im Slalom gepunktet, das ist gut. Früher war es so, dass die Athletinnen zwei, drei Jahre gebraucht haben, bis sie endlich ein paar Weltcuppunkte gesammelt haben“, erklärt Kriechbaum. „Eine gewisse Qualität ist da. Man sieht es auch in den Europacup-Slaloms, dass die jungen Läuferinnen stark sind, aber auch ausbaufähig – das ist das Wichtigste.“
Truppe soll Lücke schließen
In diesem Winter haben Youngster wie Katharina Gallhuber (18), Katharina Huber (20) oder Katharina Truppe (19) bereits für Aufsehen gesorgt. Letztere zeigt mit drei Top-15-Plätzen in dieser Saison die größten Ambitionen, die Lücke zu den arrivierteren Läuferinnen zu schließen.
„Sie hat die Lücke bereits teilweise geschlossen. Im Training ist sie super unterwegs, im Weltcup braucht es noch etwas Erfahrung und Anpassungsvermögen. Wir haben oft sehr unterschiedliche Bedingungen – mal eisig, mal griffig -, als Läuferin muss man immer wieder das richtige Setup finden. Das ist sicherlich ein Punkt, bei dem Truppe noch sehr viel dazulernen kann“, erklärt der Cheftrainer, der seinem Schützling in naher Zukunft dennoch Spitzenplätze im Weltcup zutraut.
Es wäre sehr vermessen, einen Podestplatz einzufordern
„Das Können ist da. Das hat man zum Beispiel an der Laufbestzeit beim RTL in Courchevel gesehen. Wenn alles zusammenpasst, dann ist sie sehr, sehr schnell“, sagt Kriechbaum und fügt an: „Es wäre aber sehr vermessen, einen Podestplatz einzufordern. Es braucht noch ein bisschen Zeit, aber das Potenzial hat sie auf alle Fälle.“
Dem stimmt auch Kollegin Thalmann zu: "Kathi Truppes Art Ski zu fahren ist so cool, dass wir uns alle etwas abschauen können."
Eine außergewöhnliche Situation
Mit der 18-jährigen Katharina Liensberger debütiert in Flachau ein weiterer hoffnungsreicher Teenager aus dem ÖSV-Nachwuchs. Die Vorarlbergerin war zuletzt gleich bei ihrem zweiten Europacupslalom Dritte geworden.
„Eine gewisse Form sollte natürlich gegeben sein, um im Weltcup an den Start zu gehen. Das hat Katharina im Europacup bewiesen und damit viele überrascht, insofern verdient sie die Möglichkeit, in Flachau an den Start zu gehen“, erklärt Kriechbaum die Nominierung Liensbergers ins Aufgebot für die Heimrennen.
Nicht weniger als ein Dutzend ÖSV-Athletinnen werden am Dienstag beim Nachtslalom am Start stehen. „Wir haben im Moment die außergewöhnliche Situation, dass zwölf Läuferinnen starten dürfen. Zusätzlich zu den neun Quotenplätzen haben wir uns im Europacup drei weitere herausgefahren. Das gibt uns die Möglichkeit, auch unerfahrene Läuferinnen einzusetzen, die möglicherweise die eine oder andere Überraschung liefern“, hofft Kriechbaum.
Daniela Kulovits