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Locker bleiben, Marcel!

Marcel Hirscher kritisiert die FIS. Doch tut er das zu Recht? Ein Kommentar:

Locker bleiben, Marcel!

Ein Kommentar von Christoph Nister

 
„Mittlerweile reicht’s ein bissl“, schimpft Marcel Hirscher in Richtung FIS. Grund seines Zorns ist der abgesagte Weltcup-Slalom in Levi. Auch wenn noch immer die Möglichkeit besteht, das Rennen nachzuholen, ist von einem Ersatzort aktuell weit und breit nichts zu sehen.

Das bringt den Ski-Superstar gehörig auf die Palme: „Jede Abfahrt wird nachgetragen. Und selbst wenn eine nur zur Hälfte gefahren wird, zählt sie als ganze. Wenn hingegen von einem Riesentorlauf nur ein Durchgang gefahren wird, ist das Rennen gestorben.“

Die City-Events würden zudem „nach Belieben“ wegpurzeln. „Wenn man das von vornherein wüsste, könnte man gleich etwas anderes trainieren.“

Fakten-Check: In dieser Saison standen ursprünglich 46 (!) Rennen auf dem Kalender, so viele wie noch nie. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 38 (inklusive des abgesagten City-Events), dazu gab es fünf WM-Einzelbewerbe.

Insofern hat die FIS alle nur erdenklichen Termine genützt, um den Kalender vollzupacken. Auch wenn es auf den ersten Blick absurd scheint, zu Saisonbeginn keinen Ersatztermin aufzutreiben – ein genauer Blick macht die Sache verständlicher.

Das Argument, dass Speed-Events immer aus- oder nachgetragen würden, technische hingegen nicht, ist ebenfalls haltlos. In den vier Jahren, in denen Hirscher den Weltcup gewann, fielen zwei Speed-Events (je eine Abfahrt und Super-G) dem Wetter zum Opfer, jedoch kein einziger Slalom oder Riesentorlauf. Lediglich drei City-Events wurden nicht ausgetragen.

Wirft man nun einen Blick auf den ursprünglich geplanten Weltcup-Winter 2015/16, fällt sofort auf: Die Techniker sind im Vorteil. 19 Speed-Bewerben stehen 21 klassisch-technische gegenüber, hinzu kommen ein Parallel-RTL und zwei City-Events (eines bereits abgesagt), die ganz klar Hirscher und den anderen Technikern in die Karten spielen. Auch die drei Alpinen Kombinationen sprechen sicher nicht gegen die Slalom-Fahrer, wie die Resultate der letzten Jahre gezeigt haben.

Es ist verständlich, dass Hirscher sich einen Ersatzort für den Levi-Slalom wünscht – hier aber gleich einen Wettbewerbsnachteil zu orten, entbehrt jeglicher Grundlage. Deshalb: Locker bleiben und auf Beaver Creek konzentrieren, Marcel!

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