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"Das muss Marcel noch lernen"

Hermann Maier huldigt Marcel Hirscher und verrät, was er noch lernen muss:

Alle gratulieren Marcel Hirscher zu seinem fünften Gesamtweltcupsieg in Folge.

Die Presse liegt ihm seit Tagen zu Füßen, Fans strömen in Scharen zu seinen öffentlichen Auftritten. Selbst Hermann Maier lässt es sich nicht nehmen: Die Ski-Legende flog extra per Helikopter nach Wien, um seinem Salzburger Landsmann bei einem Überraschungs-Auftritt auf der Pressekonferenz des gemeinsamen Sponsors „Raiffeisen“ persönlich zu gratulieren.

„Er zeigt tolle Leistungen! Man merkt, dass er die richtige Sportart gewählt hat. Wenn man einmal die erste große Kugel gewinnt, merkt man, dass man mehr will“, so der „Herminator“ über seinen Nachfolger, der im selben Atemzug auf die kurze gemeinsame Zeit im Weltcup zurückblickt: „Er war damals noch nicht am Ende sondern erst am Beginn. Die Weiterentwicklung wird auch nach wie vor stattfinden. Ich traue ihm noch viel mehr zu.“

„Das imponiert mir sehr“

Besonders Hirschers starke Leistungen in den Speed-Bewerben zaubern dem ehemaligen „Mr. Super-G“ ein breites Lächeln ins Gesicht. „Seine Leistungen im Super-G imponieren mir. In dieser Disziplin muss man sehr schlau sein. Man hat nur eine Besichtigung, die Verbindung von Technik zu Geschwindigkeit ist nicht zu unterschätzen.“

„Das Gefahrenpotenzial ist wesentlich höher. Genau das scheint ihm aber großen Spaß zu machen, das ist entscheidend für zukünftige Entscheidungen“, spielt Maier indirekt darauf an, dass er sich den 27-Jährigen regelmäßig in den schnellen Disziplinen vorstellen könnte.

Generell gebe es für den 39-fachen Weltcupsieger keine Grenzen: „Er hat schon sehr viel erreicht, das ist ja das schöne. Alles, was jetzt noch kommt, ist eigentlich eine Zugabe. Damit kann man sehr glücklich sein, mit 27 Jahren hat er schon sehr viele Kugeln gewonnen. Trotzdem ist noch sehr viel möglich, Marcel ist auf einem sehr guten Weg.“

Fällt sogar der Punkterekord?

In der Tat ist Hirscher auf dem besten Weg, Maier viele Rekorde abzuluchsen. Mit fünf großen Kugeln hat er schon jetzt eine mehr als sein einstiges Vorbild gewonnen. 15 Weltcupsiege fehlen ihm noch auf Maiers 54 Erfolge, wohl ebenfalls nur eine Frage der Zeit. Selbst der Punkterekord des Flachauers (2000 Punkte) scheint kein Ding der Unmöglichkeit zu sein: Mit 1795 Zählern holte Hirscher in dieser Saison so viele wie nie zuvor und liegt in der ewigen Bestenliste für Punkte in einer Saison nur hinter Maier. Was passiert wäre, wenn er nicht dreimal ausgeschieden wäre?

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Maier ist jedenfalls vorbereitet, falls sein Thronfolger auch diesen Rekord bricht. „Ich wäre sehr traurig, habe mich schon beim Psychologen angemeldet und werde das dann verarbeiten“, scherzt er, um dann eine ernste Antwort folgen zu lassen: „Natürlich ist alles möglich. Das muss damals eine Wahnsinns-Saison von mir gewesen sein, machbar ist aber alles. Wichtig ist, dass man sich selbst verbessert. Das Ergebnis kommt dann von selbst, das hat man ja auch bei Tina Maze gesehen. Bei einer guten Saison ist nach oben viel offen. Bei 44 Rennen sind theoretisch 4.400 Punkte drin – das ist auch möglich.“

„Das muss er noch lernen“

Hirschers größte Stärke sieht der 43-Jährige im enormen Siegeshunger: „Ich habe das Glück, ihn ein wenig persönlich zu kennen. Die Konsequenz, die er an den Tag legt, ist besonders. Er versucht immer, sich weiterzuentwickeln und Rennen zu gewinnen.“

Eine Sache fällt Maier aber ein, die sein Werbe-Partner bei „Raiffeisen“ noch besser machen könnte. „Das einzige, was er noch lernen muss, ist, Siege richtig zu feiern. Das ist das Um und Auf, nach einer Saison auch einmal eine Woche zu verschwinden. Die ganzen Erfolge sind nicht alltäglich“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Wohl in Gedanken bei einer seiner ausschweifenden Siegesfeier.

"Das einzige, was er noch lernen muss, ist, Siege richtig zu feiern. Das ist das Um und Auf, nach einer Saison auch einmal eine Woche zu verschwinden. Die ganzen Erfolge sind nicht alltäglich."

Das Potenzial des nunmehrigen vierfachen Weltmeisters habe er bereits sehr früh erkannt: „2008 habe ich Marcel beim Weltcupfinale in Bormio das erste Mal gesehen. Seinen Vater Ferdinand kenne ich schon sehr lange. Man hat die große Motivation und die hohe Erwartungshaltung schon beim ersten Rennen bemerkt. Mit Marcel habe ich weniger geredet, mehr mit Ferdinand. Es war schon absehbar, speziell, dass er eines Tages diese Konstanz zeigen wird.“

Wie lange Hirscher diese Konstanz noch zeigen kann, steht in den Sternen. „Es ist noch sehr viel möglich, er hat schon viel Erfahrung.“ Genau diese jahrelange Erfahrung könnte ihm aber irgendwann zum Verhängnis werden, schließlich ist der körperliche Verschleiß bei Ski-Rennläufern enorm groß.

„Ich glaube, es ist seine achte oder neunte Saison im Weltcup, das ist sehr viel. Ich hatte bis zu meinem Unfall nur fünf Saisonen. Die Frage ist, was will man selbst? Ich hätte ohne meinen Motorradunfall 2002 aufgehört, weil es dermaßen viel war. Man möchte sein Leben ja auch abseits der Öffentlichkeit genießen“, so Maier. Hirscher betonte stets, bis zu den Olympischen Spielen 2018 zu planen, danach könne er sich ein Karriere-Ende vorstellen. Ob es dann tatsächlich so kommt, ist eine andere Frage. Egal, welchen Verlauf Hirschers weitere Karriere auch nehmen mag – fest steht, dass er sich in die Geschichtsbücher neben Größen wie Stenmark, Girardelli und Maier einträgt.

Ob Maier einen Tipp von zurückgetretener Legende zu noch aktiver Legende hat? „Ich hätte viele Tipps für ihn, die werde ich hier in der Öffentlichkeit aber nicht verraten“, zwinkert der ehemalige Weltcup-Dominator mit dem Auge.

Erfolgsgeheimnisse sollen ja schließlich unter Ausnahme-Athleten bleiben.

Matthias Nemetz

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