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Christina Ager: Anführerin der "Next Generation"

Christina Ager soll langsam in die Fußstapfen von Schild, Hosp und Co wachsen:

Christina Ager: Anführerin der

Der Aderlass im österreichischen Ski-Damenteam ist gewaltig.

Bemerkbar macht sich dieser vor allem im Slalom, wo nach den Rücktritten von Marlies Schild (2014), Kathrin Zettel und Nicole Hosp (beide 2015) das größte Vakuum entstand.

Mit der wankelmütigen Michaela Kirchgasser, der Material wechselnden Bernadette Schild und der bislang zu wenig konstanten Carmen Thalmann an der Spitze startet der ÖSV in das „Projekt Slalom“.

Die Hoffnungen der Verbandsspitze ruhen auch und vor allem darauf, dass die nächste Generation Schritt für Schritt in die riesigen Fußstapfen der ehemaligen Leistungsträgerinnen hinein wächst.

Sensationelles Weltcup-Debüt

Allen voran steht dabei Christina Ager. Die 20-Jährige gilt als eines der größten heimischen Talente und stellte ihr Können schon vor zwei Jahren in Levi unter Beweis. Es war das Weltcup-Debüt der Tirolerin, bei dem sie mit Startnummer 53 sensationell Platz vier belegte und nur hauchdünn am Podest vorbei schrammte.

Die Erwartungshaltung stieg plötzlich ins Unermessliche, Ager konnte dieser jedoch nur selten gerecht werden. Erst langsam kam sie wieder auf die Beine und fand einen Weg, mit dem Druck umzugehen. „Ich habe gelernt, nicht immer alles zu ernst zu nehmen“, verrät sie im Gespräch mit LAOLA1.

Bei allem Ehrgeiz und Drang nach Erfolgen versucht die für den WSV Söll startende Nachwuchshoffnung, das Skifahren nicht als alleinigen Lebensmittelpunkt zu betrachten. „Es ist Sport, es ist ein Hobby – ich mache das, weil ich es immer gern getan habe und auch heute noch tue.“

Ager sorgte vor zwei Jahren in Levi für Furore

 Persönliche Weiterentwicklung

Mit Spaß an der Sache will sie versuchen, den Vorschusslorbeeren der Trainer, die allesamt große Stücke auf sie halten, gerecht zu werden. Die letzten beiden Jahre waren zwar sportlich nicht immer von Erfolg gekrönt, persönlich und skitechnisch sieht sich Ager jedoch auf dem richtigen Weg.

„Es ist in beide Richtungen etwas weitergegangen. Dadurch, dass ich im Sommer mehrere Disziplinen trainiert habe, habe ich auch deutliche Fortschritte gemacht“, erklärt sie. Das Allround-Talent, das bei den Olympischen Jugend-Spielen 2012 in Innsbruck mit Gold im Teambewerb und Bronze im Super-G dekoriert wurde, bestritt mit der Speed-Gruppe ein Trainingslager in Chile und war sofort begeistert.

„Es hat großen Spaß gemacht, dadurch hatte ich mehr Abwechslung. Jetzt bin ich wieder richtig heiß auf die Rennen.“ Auch menschlich sei sie enorm gereift. „Man lernt, mit den Dingen besser umzugehen.“ Das große Ziel für diese Saison heißt, ihre Leistung konstant abrufen zu können.

Rücktritte als Vor- und Nachteil

Insofern sollten ihr und den anderen Jungen die Rücktritte im Team helfen, da sie dadurch leichter ins Weltcup-Team kommen. Die sich verändernde Hierarchie bemerkt auch Ager. „Für uns ist es natürlich gut, weil es offene Startplätze gibt. Es gibt eine kleine Revolution in der Mannschaft.“

Andererseits seien durch die Abgänge auch wichtige Ansprechpartner abhandengekommen. „Von Leuten wie Niki Hosp oder Kathrin Zettel konnte ich wahnsinnig viel lernen, weil sie extrem erfahren waren“, trauert die Tirolerin ihren Ex-Kolleginnen nach.

„Ich will mich im Slalom etablieren, ständig in die Punkteränge und dann natürlich irgendwann in die erste Startgruppe kommen.“

Christina Ager

Automatisch rücken Athletinnen wie sie ab sofort noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit, was den Druck wiederum steigen lässt. Ager hofft, dass Fans und Medien der jungen Truppe die nötige Zeit geben, um mittel- und langfristig für die erhofften Erfolge sorgen zu können.

„Ich will mich etablieren“

Es gebe zwar einige wenige Routiniers, aber eben auch viele junge Mädchen, die kaum Weltcuperfahrung haben. „Von denen darf man nicht zu viel erwarten. Da muss man auch Geduld haben und ihnen die Zeit geben, dann werden wir schon bald wieder eine starke Mannschaft haben“, ist die 20-Jährige sicher.

Sie selbst will ein wichtiger Teil dieser Mannschaft sein und bleiben. Aufgrund der wegfallenden Doppelbelastung – im Vorjahr musste Ager zusätzlich auch ihre Schulausbildung abschließen – erhofft sie sich einen zusätzlichen Schub.

„Es war um einiges ruhiger als letzte Saison“, gesteht sie und blickt dem Winter zuversichtlich entgegen: „Ich will mich im Slalom etablieren, ständig in die Punkteränge und dann natürlich irgendwann in die erste Startgruppe kommen.“

Gelingt ihr das, fallen die prominenten Rücktritte nur noch halb so schwer ins Gewicht.


Christoph Nister

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