Eva-Maria Brem startet in einer neuen Rolle in die Weltcup-Saison 2016/17.
Nach dem Gewinn der Riesentorlauf-Kugel ist sie nicht mehr Jägerin sondern die große Gejagte.
"Ich spüre einen gewissen Druck und einen gewissen Anspruch. Aber der kommt von mir selbst", beschreibt die 28-jährige Tirolerin die neue Situation vor dem ersten Rennen der Saison in Sölden (Samstag, 10 bzw. 13 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker).
"Ich will mir selbst gerecht werden. Nicht euch Medien oder irgendjemand anderem."
Im Interview spricht die RTL-Queen über das gestiegene Interesse an ihr, das Niveau der jungen ÖSV-Damen und die Wahl zur Sportlerin des Jahres:
Frage: Was hat sich durch die erfolgreiche letzte Saison für dich geändert?
Eva-Maria Brem: Natürlich ermöglicht dir so ein Erfolg Sachen, die über den Sport hinausgehen. Man trifft neue Menschen, neue Dinge ergeben sich. Das finde ich angenehm, gleichzeitig aber auch spannend und cool.
VIDEO: Marcel Hirscher zeigt uns seine Heimat
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Frage: Gleichzeitig wird das Interesse wahrscheinlich immer größer. Wie gehst du damit um?
Brem: Ich versuche, das alles zu genießen und wertzuschätzen. Natürlich brauche ich auf dem Weg zur Gondel ein bisschen länger. Aber ich versuche, dieses Interesse zu schätzen. Denn es war auch schon einmal so, dass sich nicht viele für mich interessiert haben.
Frage: Durch gute Leistungen steigen auch die Erwartungen und der Druck.
Brem: Ich spüre einen gewissen Druck und einen gewissen Anspruch. Aber der kommt von mir selbst. Ich will mich nicht in das Rad setzen lassen sondern habe den Anspruch, dass ich mir gerecht werde. Nicht euch Medien oder jemand anderem.
Frage: Was sind diesmal deine Ziele für den Weltcup-Auftakt?
Brem: Ich weiß eigentlich nicht genau, wo ich stehe. Deshalb bin ich doppelt froh, dass es endlich los geht. Genaue Platzierungs-Ziele sind mir zu stressig. Der Wunsch ist, dass ich vom ersten Durchgang weg da bin. Letztes Jahr habe ich drei gebraucht, erst im zweiten Lauf in Aspen hat es gut geklappt. Diesmal will ich gleich das Niveau zeigen, das ich im Training habe.
Frage: Letztes Jahr wurdest du aber auch in der Nacht vor dem Rennen krank und bist trotzdem auf Rang acht gelandet. Was sind deine Erinnerungen?
Brem: Für mich war es eine der besten Leistungen der ganzen letzten Saison. Weil mit jedem Höhenmeter die Nase mehr zu ging. Ich hatte Schweißausbrüche, gleichzeitig war mir kalt. Das kennt jeder von Zuhause. Da muss man richtig durchbeißen. Seither habe ich aber bei jedem Rennen eine Reise-Apotheke dabei. (lacht)
Frage: Was ist dann möglich, wenn du wie diesmal voll fit bist?
Brem: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ist auch nur das möglich, was letztes Jahr herausgeschaut hat. Ich fühle mich gut, irgendwie habe ich das Gefühl, es einfach abrufen zu müssen. Hoffentlich ist es dann beim Rennen da. Man weiß aber vor dem Auftakt nie, wo das Gesamtniveau liegt und wie gut der Rest ist. Deswegen werde ich das auf mich zukommen lassen.
Frage: Wie liegt dir der Hang in Sölden generell?
Brem: Der Hang ist ja nicht nur supersteil, sondern auch superflach. Man muss insgesamt im Rennen gleich zwei Mal komplett umschalten. Sowas gleich im ersten Rennen zu haben, ist eine echte Challenge.
Frage: Kann man solche Bedingungen überhaupt trainieren?
Brem: Wir sind hier zweimal heruntergefahren. Spezieller kann man sich ohnehin nicht vorbereiten. Im Training nimmt man sich sonst einzelne Teile heraus. Einmal das Steilstück, dann wieder die flachen Passagen.
"Vielleicht ist auch nur das möglich, was letztes Jahr herausgeschaut hat. Ich fühle mich gut, irgendwie habe ich das Gefühl, es einfach abrufen zu müssen. Hoffentlich ist es dann beim Rennen da. Man weiß aber vor dem Auftakt nie, wo das Gesamtniveau liegt und wie gut der Rest ist."
Frage: Wie ist das Niveau in der jungen ÖSV-Truppe?
Brem: Das ist im Training extrem stark. Stefanie Brunner ist sehr stark, auch Ricarda Haaser oder Rosina Schneeberger sind schon voll da. Wenn ich da mithalten will, muss ich alles hineinlegen.
Frage: Du bist aber eine Läuferin, die im Rennen den Hebel umlegen und noch ein paar Prozent dazulegen kann, oder?
Brem: Das kann man immer erst sagen, wenn man das erste Rennen absolviert hat. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ich im Rennen schon zulegen kann. Aber das ist eben Vergangenheit. Wie es jetzt ist, kann ich nicht sagen.
Frage: Nach dem Rennen steht am Donnerstag die Galanacht des Sports an, wo du unter den Top 5 bist und Chancen auf den Titel „Sportlerin des Jahres“ hast. Freust du dich schon darauf?
Brem: Es ist eine Riesen-Ehre, nominiert zu sein. Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm, das muss ich gestehen. Ich freue mich darauf. Aber eines nach dem anderen. Jetzt ist einmal das Rennen in Sölden am wichtigsten.