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"Es war ein niederschmetterndes Gefühl"

Anna Fenningers 1. offizieller Auftritt. Über Schmerzen, Reha und Comeback-Pläne:

Exakt sieben Wochen sind seit Anna Fenningers schwerem Trainingssturz vergangen.

In Wien trat die 26-Jährige zum ersten Mal wieder vor die Presse. Von ihrer Horror-Verletzung (Riss von Patellasehne sowie Kreuz- und Seitenband) ist kaum noch etwas zu sehen. Die Salzburgerin spaziert ohne Gehhilfe und trägt keine Schiene. „Der Moment, an dem ich die Krücken weglegen konnte, war der größte Erfolg“, beschreibt sie die ersten Wochen der Reha.

Zudem darf sich die zweifache Gesamtweltcupsiegerin über ein besonderes „Zuckerl“ freuen: Die Partnerschaft mit Fruchtsafthersteller „Rauch“ ist beschlossen und unterschrieben. Und das, obwohl Fenninger die ganze Weltcup-Saison verpassen wird.

Wann sie wieder in den Ski-Zirkus einsteigen will, was ihre nächsten großen Ziele sind, ob sie die Weltcup-Rennen vor dem Fernseher verfolgt und warum der Kampf um den Gesamtweltcup kein Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn wird, hat LAOLA1 aufgezeichnet.

ANNA FENNINGER ÜBER…

… IHREN AKTUELLEN ZUSTAND: Mir geht es sehr gut. Heute war der erste Tag, an dem ich aufgestanden bin und vergessen habe, dass ich eine Verletzung habe. Das ist der erste wichtige Schritt. Die nächsten Monate werden sehr, sehr hart – aber ich werde mich zurückkämpfen. Ich werde alles dafür geben, bis jetzt läuft es nach Plan. Sieben Wochen nach der Operation kennt man mir die Verletzung fast nicht mehr an, darauf bin ich sehr stolz.

… IHRE GEDANKEN IN DEN ERSTEN MOMENTEN DES STURZES: Der Moment, wo ich es gewusst habe, war nach der MR-Untersuchung. Es war ein niederschmetterndes Gefühl, ich war aber von Anfang an in sehr guten Händen. Die Operation ist dann wirklich gut verlaufen, ab da war ich positiv gestimmt. Am Anfang war es für mich ein Schock, wie für alle. Ich habe das aber mit bester Hilfe sehr gut verdaut.

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… OB SIE PSYCHOLOGISCHE HILFE ERHALTEN HAT: Psychologische Hilfe in professioneller Hinsicht hatte ich nicht. Ich habe aber ein sehr starkes Team um mich. Dazu gehört Peter Meliessnig, mein persönlicher Konditionstrainer und Physiotherapeut. Er ist beim ÖSV im Moment wirklich nur für mich da und betreut mich rund um die Uhr. Meine Familie war sofort da, Manuel (Freund/Anm.) war sogar bei der OP schon da. Er ist danach gleich zu mir ins Zimmer gekommen, das war sehr wichtig. Das hatte so eine positive Wirkung, dass es gleich bergauf gegangen ist.

… IHR AKTUELLES REHA-PROGRAMM: Ich habe erst vor einer Woche die Krücken weggelegt. Die Belastung eines normalen Tagesablaufes ist für mich sehr anstrengend, deshalb ist jeder Tag ein intensives Krafttraining. Ich habe viel Muskelmasse verloren und bin schon wieder dabei, sie aufzubauen. Das geht zwar sehr langsam voran, aber mein Ziel ist es, in Sölden 2016 an den Start zu gehen. Bis dahin habe ich noch einige Monate und bin sehr zuversichtlich, dass ich es bis dahin schaffe. Aktuell betreibe ich Wassertraining und leichte Kraftübungen.

… DIE WEITEREN SCHRITTE: Es ist schwer, in die Zukunft zu blicken, weil das meine erste schwere Verletzung ist. Ich versuche, von Tag zu Tag zu schauen. Ich will das Bein besser abwinkeln können, um einfacher trainieren zu können. Dann werde ich mich auch noch besser fühlen, das ist das Ziel. Ab Jänner will ich wieder Radfahren können, dafür braucht man 110 Grad Biegung im Knie. Das schaffe ich im Moment gerade irgendwie, es ist aber nicht ökonomisch. Das sind Ziele, wenn man die erreicht, fühlt man sich wieder mehr als Sportlerin. Ich trainiere jetzt auch, es hat mit dem Training eines Spitzensportlers aber nicht viel zu tun. Obwohl man genauso viel Zeit investiert.

Beim Gehen oder Stehen hatte ich nie wirklich Schmerzen. Der Meniskus war gerissen und musste genäht werden – das war der Grund, warum ich so lange auf Krücken gegangen bin. Der Meniskus musste heilen, die Sehnen selbst halten das aus. Es ist eher das Training und die Bewegung.

… IHREN TAGESABLAUF: Training, Training, Training. (lacht) Es ist eigentlich wie im Sommer. Noch nicht ganz so intensiv, weil ich wegen der Verletzung noch nicht normal trainieren kann. Ich versuche aber jeden Tag, ans Limit zu gehen und so viel wie möglich herauszuholen. Ich will wieder topfit sein und einen guten Aufbau hinlegen, um dann wieder voll da zu sein.

… OB SIE SCHMERZEN HAT: Beim Gehen oder Stehen hatte ich nie wirklich Schmerzen. Der Meniskus war gerissen und musste genäht werden – das war der Grund, warum ich so lange auf Krücken gegangen bin. Der Meniskus musste heilen, die Sehnen selbst halten das aus. Es ist eher das Training und die Bewegung.

… IHREN GRÖSSTEN ERFOLG IN DER REHA: Der Moment, an dem ich die Krücken weglegen konnte. Jeden Tag werden kleine Ziele erreicht, das war aber das erste große. Da wusste ich, dass der Alltag wieder etwas leichter wird und alles leichter von der Hand geht.

… OB SIE DIE RENNEN VERFOLGT: Ich habe mir schon damals im Krankenhaus die Rennen in Sölden angesehen. Der Skisport ist meine Leidenschaft, ich will nichts verpassen. Ich habe mir auch die Rennen in Übersee – so gut es ging – angesehen. Ich hatte auch ein paar andere Dinge zu tun, habe aber alles intensiv verfolgt. Ich war von der sehr guten Leistung unseres Teams überrascht. Ich mache mir keine Sorgen, die Jungen zeigen, dass sie richtig etwas draufhaben. Da muss ich herzlich gratulieren, das ist echt cool.

… IHRE EMOTIONEN, NUR ZUSEHEN ZU KÖNNEN: Meine Teamkolleginnen machen einen richtig guten Job, es ist schön, zuzusehen. Natürlich wäre ich gerne selber am Start, ich habe mich aber vom ersten Tag an damit abgefunden, dass es nicht so ist. Ich bin froh, das alles einmal von außen zu sehen. Ich war mein ganzes Leben in dem Zirkus drin und habe nie erlebt, wie es von außen ist. Das ist eine ganz neue Perspektive, das ist eine tolle, neue Erfahrung. Ich kenne beispielsweise die Abfahrt in Lake Louise auswendig. Ich könnte runterfahren, ohne zu besichtigen, weil ich schon so oft dort gefahren bin. Es ist eine neue Situation, zuzusehen und zu wissen, was ich in der Situation machen würde. Es ist schwer, ruhig zu bleiben, aber man gewöhnt sich daran.

… IHREN NEUEN SPONSOR RAUCH: Ich bin der Familie Rauch sehr dankbar. Ich bin stolz, dass ich in so einer schweren Phase meiner Karriere solche Partner hinter mir stehen habe. Rauch ist auch an meiner Persönlichkeit interessiert, danach strebe ich immer. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Die Trinkflasche wird das Symbol sein, dass Rauch mein Sponsor ist. Es wird aber auch Flaschen mit meinem Logo und Design geben, die verkauft werden. Der Erlös geht zu einem großen Teil an die Stiftung „Cheetah Conservation Fund“. Das freut mich extrem. Außerdem soll es ein Fotoshooting in New York geben. Ich habe mich mit Ärzten und Therapeuten unterhalten, wenn es nach Plan läuft, darf ich das machen. Darauf freue ich mich, ich war noch nie in New York – das wird eine ganz neue Erfahrung.

… OB DURCH DIE OP AUCH DIE ALTE ÜBERLASTUNG AN DER PATELLASEHNE BEHOBEN IST: Nein, weil es das andere Knie war. Es ist aber ein Vorteil, weil ich jetzt die Zeit habe, das auszuheilen. Das ist eine Langzeitverletzung, die sich festgesetzt hat. Ich setze mich jetzt sehr intensiv damit auseinander. Wenn ich zurückkomme, hoffe ich, dass beide Knie wieder in Ordnung sind.

… OB IHR DIE STARKEN COMEBACKS VON LINDSEY VONN MUT GEBEN: Nicht nur Lindsey, auch Aksel Lund Svindal hat mich sehr beeindruckt. Das sind in dieser Hinsicht große Vorbilder. Dort anzuschließen, wo ich aufgehört habe, ist auch mein großes Ziel. Man kann die Verletzungen aber nicht vergleichen sondern muss das individuell betrachten. Aber man kann sich einiges abschauen.

… OB ES IM GESAMTWELTCUP AUF DEN ZWEIKAMPF LINDSEY VONN GEGEN MIKALEA SHIFFRIN HINAUSLÄUFT: Es ist schwer zu sagen. Lara (Gut/Anm.) hat gegen Lindsey und Mikalea eine Chance. Ich war auch im Jänner schon sehr weit hinten, es zählt aber bis zum Schluss jedes Rennen. Die beiden US-Girls sind im Moment sehr dominant. Von Lindsey konnte man das erwarten - dass Mikaela mit solchen Vorsprüngen gewinnt, konnte man nicht vorhersehen. Das ist beeindruckend. Bei ihr sieht man auch, dass sie mit ihrem Team jeden Tag das Beste herausholt. Das geht nur mit so einem Team. Skifahren ist ein Einzelsport, jeder muss für sich alles herausholen, um solche Leistungen zu bringen.

 

Aufgezeichnet von Matthias Nemetz

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