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Thomas Vaneks irre Tor-Serie ist gerissen

Vanek blickt auf schwächste NHL-Saison zurück. Plus: Bilanz von Raffl und Grabner:

Thomas Vaneks irre Tor-Serie ist gerissen

Die Regular Season der NHL ist Geschichte.

Thomas Vanek hat die wohl schwerste Saison seiner Karriere hinter sich.

Geht man nach den Zahlen, war es auch die schlechteste. Erstmals in seiner Laufbahn erzielte der Steirer weniger als 20 Tore in einer NHL-Saison. 18 Mal traf er im Grunddurchgang 2015/16 ins Schwarze, in seinen bisherigen zehn Spielzeiten waren es immer mehr als 20 Treffer.

Mit 41 Scorerpunkten stellte der 32-Jährige seinen NHL-"Tiefstwert" ein. Erwähnt werden muss jedoch, dass Vanek seine bisherigen "Career-Lows" in der Lockout-Saison 2012/13 für die Buffalo Sabres aufgestellt hatte. Damals waren ihm in 38 Einsätzen 20 Tore und 21 Assists gelungen, in dieser Saison benötigte er für 18 Tore und 23 Assists hingegen 74 Spiele.

Schlechteste Stats seiner Karriere

Die bis dato schwächste komplette Saison war an Punkten gemessen Vaneks erstes Jahr in der NHL: 2005/06 verbuchte der Grazer 48 Zähler (25 Tore, 23 Assists). Hinsichtlich Treffer war sein erstes Jahr bei den Minnesota Wild 2014/15 sein schwächstes. Lediglich 21 Tore gelangen ihm in der Vor-Saison, dank 31 Assists kam der Stürmer aber immer noch auf beachtliche 52 Scorerpunkte.

Nun sind es elf Punkte weniger. Wechselnde Linien-Partner, Probleme mit dem Coach und dem (Defensiv)-System sowie Verletzungen plagten ihn in den vergangenen sechs Monaten.

Denn begonnen hat die Saison eigentlich optimal. Obwohl Vanek nur in der dritten Linie neben offensiv weniger versierten Sturmpartnern auflief, traf er gleich im ersten Saisonspiel. Nach 22 Partien hielt er bei zehn Toren und neun Assists. Nach 41 Spielen – also zur Hälfte der Saison – waren es 13 Treffer und 14 Vorlagen.

In der zweiten Saison-Hälfte kam der ehemalige Erstrunden-Draftpick damit nur auf fünf Tore und neun Assists – eine äußert magere Ausbeute. Erschreckend: In seinen letzten 14 Einsätzen erzielte Vanek kein einziges Tor und verbuchte nur drei Assists. Sein letztes Saison-Tor erzielte er am 25. Februar.

Gründe für schwache Saison

Die Gründe sind, wie bereits erwähnt, vielschichtig. Fakt ist, dass der 32-jährige ÖEHV-Legionär nicht optimal ins System der Wild passt. Minnesota spielt seit längerem "Defensive first", das Hauptaugenmerkt liegt auf einer gesicherten Abwehr. Dafür müssen alle Spieler bedingungslos nach hinten arbeiten – nicht gerade Vaneks Stärke. Dazu kommt, dass der Familienvater über weite Strecken in der dritten Linie mit nicht ganz so begabten Offensiv-Künstlern oder Spielern wie Mikael Granlund, mit denen er scheinbar nicht harmoniert, auflief. Entfalten kann er sich so nicht.

Thomas Vaneks Karriere-Stats:

Jahr Team Liga Spiele Tore Assists Pkt. +/-
2005-06 Buffalo NHL 81 25 23 48 -11
2006-07 Buffalo NHL 82 43 41 84 +47
2007-08 Buffalo NHL 82 36 28 64 -5
2008-09 Buffalo NHL 73 40 24 64 -1
2009-10 Buffalo NHL 71 28 25 53 +9
2010-11 Buffalo NHL 80 32 41 73 +2
2011-12 Buffalo NHL 78 26 35 61 -6
2012-13 Buffalo NHL 38 20 21 41 -1
2013-14 BUF/NYI/MON NHL 78 27 41 68 +7
2014-15 Minnesota NHL 80 21 31 52 -6
2015-16 Minnesota NHL 70 18 23 41 -10

Weiters erhielt Vanek im Powerplay ungewöhnlich wenig Einsatzzeit, er schaffte es selten über die zweite Überzahl-Formation hinaus. Probleme mit Headcoach Mike Yeo wurde ihm bis zu dessen Entlassung nachgesagt, mit Nachfolger John Torchetti soll es seither nicht wirklich besser laufen. Der neue starke Mann verbannte Vanek gegen Ende der Saison zwei Spiele lang auf die Tribüne, obwohl dieser fit gewesen wäre.

Zu Saisonbeginn wirkte der Österreicher fit wie lange nicht. Die Leisten-OP im vergangenen Sommer trug sichtlich Früchte, Vanek wirkte spritzig und für seine Verhältnisse agil. Im Dezember folgte der Einbruch – gut möglich, dass ihm kleinere Blessuren zu schaffen machten. Den Saison-Endspurt verpasste der geborene Badener nach einem üblen Cross-Check von Chicago-Verteidiger Niklas Svedberg, ein unrühmliches Ende seiner schwächsten NHL-Saison. Den Beginn der Playoffs wird er verpassen, ob und wann er zurückkehrt, steht noch in den Sternen.

Obwohl die Saison zum Vergessen war, ist Vanek nach wie vor Österreichs mit Abstand produktivster Angreifer.

Raffl betrieb Schadensbegrenzung

Michael Raffl fand erst im Finish wirklich in die Saison. Wie er später selbst zugab, lähmten ihn die Gedanken an einen möglichen Trade. Der Villacher wurde aus der ersten Linie, in der er neben "Buddy" Claude Giroux starten durfte, abgezogen. Nach seiner Vertragsverlängerung unmittelbar vor der Trade-Deadline wirkte er befreit und steigerte seine Ausbeute schließlich noch auf 31 Scorerpunkte (13 Tore, 18 Assists).

Damit übertrifft der 27-Jährige seine Vor-Saison um drei Scorerpunkte, verbuchte sie diesmal jedoch mit 15 Einsätzen mehr. Raffl beendete den Grunddurchgang als fünftbester Torschütze und siebentbester Scorer seines Teams. Er ist der einzige Flyers-Spieler, der 2015/16 alle 82 Partien absolvierte.

Es war kein herausragendes Jahr, unzufrieden sollte man mit seinen Leistungen jedoch nicht sein. Er ist ein verlässlicher Spieler, keiner erwartet 50 Scorerpunkte pro Saison von ihm. In Philadelphia wird seine Performance honoriert, bei den Fans gilt er als absoluter Liebling.

Grabner nutzte Chancen nicht

Etwas kritischer muss man die Leistungen seines Villacher Landsmannes Michael Grabner betrachten. Vor der Saison gaben die New York Islanders den 28-Jährigen an die Toronto Maple Leafs ab.

Bei den Kanadiern kam er nicht in Schwung, obwohl er nach seinen Leisten-Verletzungen endlich eine ganze Saison durchspielen konnte. Der Kärntner erhielt immer wieder die Chance, sich zu präsentieren. Genutzt hat er sie trotz viel Spielzeit - auch neben guten Sturmpartnern - über weite Strecken nicht. Magere 18 Scorerpunkte (9 Tore, 9 Assists) sind die Ausbeute.

Die Saison-Stats der Österreicher:

Spieler Team Spiele Tore Assists Punkte +/-
Thomas Vanek Minnesota 74 18 23 41 -10
Michael Raffl Philadelphia 82 13 18 31 9
Michael Grabner Toronto 79 9 9 18 -4

Sein Vertrag bei den "Ahornblättern" läuft im Sommer aus, weshalb mit einem Trade vor Transfer-Schluss spekuliert wurde. Scheinbar sah kein Team die Not, Grabner zu verpflichten. Toronto hätte ihm, selbst bei einem durchschnittlichen Angebot, keine Steine in den Weg gelegt. Die Franchise befindet sich im Umbruch und wird neben einigen Veteranen vorwiegend auf die Jugend setzen.

Die Möglichkeiten auf 20 oder mehr Tore hätte der ehemalige Islanders-Stürmer gehabt, er scheiterte jedoch viel zu oft alleine vor dem Tormann.

Wie geht es weiter?

Raffl und Vanek stehen mit ihren Teams in den Playoffs, Grabner befindet sich bereits im Urlaub.

Nach oder in der freien Zeit muss er sich auf Team-Suche begeben. Um bei einer Franchise unter zu kommen, wird er wohl auf Gehalt verzichten müssen. Es scheint ausgeschlossen, dass ihm ein Team zwei bis drei Millionen Dollar pro Saison anbietet. Sollte er sich mit einem Deal in einer Region von ein bis zwei Millionen Dollar zufriedengeben, dürfte sich jedoch ein Abnehmer finden. Einer der schnellsten Spieler der Liga, der noch dazu gut im Unterzahlspiel ist, sollte trotz der durchwachsenen letzten Saisonen nicht auf der Strecke bleiben.

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Auf der Strecke bleiben könnte Vanek – und zwar in Minnesota. Denn sein Dreijahresvertrag bei den Wild endet nach der kommenden Saison. Zwar hat er eine Klausel im Vertrag, die ihn vor Trades schont, diverse US-Medien sehen den Steirer jedoch als einen heißen Kandidaten auf einen "Buyout".

Dazu müsste Minnesota Vanek zwei Drittel seines Gehalts überweisen, also fünf Millionen Dollar. Der Spieler wäre danach frei und könnte im Sommer bei einem anderen Team unterschreiben. Die Wild würden eine Strafe von 1,5 Mio. Dollar bzw. 2,5 Mio. Dollar Cap-Hit in den kommenden zwei Saisonen aufgebrummt bekommen. 2016/17 würde der Klub aber fünf Mio. Dollar an Cap-Space freimachen.

Bleibt abzuwarten, ob Minnesota das Risiko wagt und sich von Vanek trennt. Denn immerhin war er in der abgelaufenen Regular Season trotz aller Probleme und Verletzungen der viertbeste Torschütze und siebtbeste Scorer des Teams. Und wer weiß, vielleicht feiert der Österreicher noch in den Playoffs ein grandioses Comeback und liefert mit Toren sowie Assists Argumente für einen Verbleib.

Und schon wäre die Saison nicht mehr ganz so schlecht.

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