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Graz 99ers: Kein Platz mehr für den Kapitän

Nach enttäuschender Saison steht bei den Graz 99ers ein Umbruch bevor:

Graz 99ers: Kein Platz mehr für den Kapitän

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Und jährlich grüßt das Murmeltier.

Tatsächlich fühlt es sich so an, als ob die Graz99ers in einer Art Zeitschleife stecken würden. Auf (oftmals) leere Versprechungen und Kaderumbrüche im Sommer folgt im Winter am Eis dann schlussendlich Jahr für Jahr die Ernüchterung.

In besonders drastischer Ausführung bekamen es die Fans der 99ers in der heurigen Saison zu spüren. Vom ersten Spiel (0:1 gegen Bozen) weg war klar, dass die Murstädter diese Spielzeit nicht über „Schonkost-Eishockey“ hinauskommen würden. Dies änderte auch ein Trainerwechsel nach dem 8. Spieltag nicht. Zwar steigerte sich die Mannschaft unter Neo-Headcoach Ivo Jan – der zusammen mit seinem „Co“ Teppo Kivelä auch diese Saison das Vertrauen geschenkt bekommt –, dennoch wurden die Top-6 und schließlich auch die Playoffs sehr deutlich verpasst.

„Keine alleinige Entscheidungsmacht mehr“

Der Hauptgrund dafür lag ganz einfach in der fehlenden Qualität des Kaders. „Wir haben diese Saison einen Kader gehabt, der teilweise nicht unbedingt das Gelbe vom Ei war“, muss in dieser Hinsicht auch 99ers-Manager Bernd Vollmann im Zuge der Saisonabschluss-Pressekonferenz gestehen.

Zusammengestellt wurde dieser Kader noch von Todd Bjrokstrand, der im letzten Sommer vom 99ers-Vorstand im Rahmen des Budgets freie Hand bei der Wahl seiner Spieler bekommen hat.

Um ein ähnlich desaströses Ergebnis wie heuer zu vermeiden, wurden daher Umstrukturierungen vorgenommen und ein sogenannter „Sportrat“, bestehend aus dem Präsidenten Jochen Pildner-Steinburg und den beiden Vorstandsmitgliedern und Ex-Profis Andreas Philipp und Philipp Hofer installiert, der potenzielle Neuzugänge bespricht und absegnen muss.

„Der Trainer bzw. das Trainerteam wird also keine alleinige Entscheidungsmacht mehr haben“, stellt Vollmann klar.

Kein Platz mehr für Pinter und Kaspitz

 

"Wir haben mit Philipp nicht mehr verlängert, weil seine Position für uns schon vergeben ist."

Ivo Jan

Stichwort Neuzugänge: Auch hier wird sich bei den Steirern diese off-season wieder einiges tun. Insgesamt neun Spieler müssen die 99ers nach dieser Saison verlassen - Kevin Mitchell, Sabahudin Kovcevic, Leon Konecny, Corin Konradsheim, Morten Poulsen, Ales Kranj und Dominik Frank. Die prominentesten „Opfer“ sind wohl Roland Kaspitz und Kapitän Philipp Pinter.

„Wir haben mit Philipp nicht mehr verlängert, weil seine Position für uns schon vergeben ist. Wir planen mit Stephen Werner als Center der dritten Linie und für die vierte Linie haben wir junge Spieler, die wir auch für die kommenden Saisonen aufbauen wollen“, erklärt Cheftrainer Ivo Jan die Hintergründe zum Abgang des 31-jährigen Kärntners.

Der von Jan hervorgehobene Stephen Werner ist einer von nur vier Legionären, die auch nächste Saison wieder das Dress der 99ers überstreifen werden. Zu ihm gesellen sich Torhüter Sebastian Dahm (beste Fangquote der Liga) und die Angreifer Evan Brophey und Kyle Beach.

Nur mehr neun Legionäre geplant

Generell konnte in dieser Hinsicht bei den Verantwortlichen der 99ers in der laufenden Spielzeit ein beginnendes Umdenken beobachtet werden.

In Zukunft sollen nicht mehr so viele Fremdarbeiter den Weg in den neuen Bunker finden, sondern man will vermehrt auf heimische Spieler setzten, wie Vollmann erläutert: „Sofern wir jene Österreicher bekommen, die auf unserer Wunschliste stehen, planen wir eine 1-3-5 „Ausländer-Aufschlüsselung“. Das heißt, einen Goalie, drei Verteidiger und fünf Stürmer.“

Damit sind nach derzeitigem Stand nur noch fünf Positionen offen, die man mit Legionären besetzen möchte. Für den Rest hat man – neben den geplanten rot-weiß-roten Neuzugängen (Oliver Setzinger, Manuel Latusa und Michael Schiechl tauchen hierbei gerüchteweise immer wieder auf) – mit bereits vorhandenem Spielermaterial vorgesorgt.

Neuer Bunker soll Auftrieb geben

An vorderster Front und als wichtige Stütze konnte dabei die Verlängerung von Daniel Woger bekannt gegeben werden, der heuer seine bisher beste Saison (12 Tore, 13 Assists) markieren konnte und gleich für zwei weitere Jahre in Graz bleibt.

"Wir müssen diese Saison abhaken und einen Neustart mit der neuen Eishalle machen."

Daniel Woger

„Wir müssen diese Saison abhaken und einen Neustart mit der neuen Eishalle machen. Ich glaube, dass ist eine große Chance für den Verein, die ganze Stadt und für uns Spieler, das wissen wir alle. Und diese Chance müssen wir einfach nützen“, hebt der Vorarlberger die Wichtigkeit und den Impuls des generalsanierten Bunkers hervor, der die Mannschaft zu Erfolgen antreiben soll.

Neben Woger werden auf dem Österreicher-Sektor auch Tormann Thomas Höneckl, die Verteidiger Clemens Unterweger, Rupert Strohmeier, Kristof Reinthaler, Mario Petrovitz und die Stürmer Zintis Zusevics, Nikolaus Zierer, Markus Primann, Alexander Feichtner und Daniel Natter ihre Schlittschuhe weiterhin für die Graz99ers schnüren.

„Spieler haben keinen Freibrief“

Voraussetzung hierfür ist allerdings auch, dass die Spieler zum Trainingsstart in einer Top-Verfassung erscheinen, wie der 99ers-Manager betont: „Die 15 verlängerten Spieler haben im Sommer natürlich keinen Freibrief, um dann im August ganz relaxt zurückzukommen. Der Fitnesstest Anfang August wird ausschlaggebend dafür sein, dass die Verträge gültig werden.“

Apropros Fitness: Im Vorstand der 99ers zeigte man sich sehr zufrieden mit Fitnesscoach Alex Doliana, der in seinem ersten Jahr beim Verein die Verletzungsanfälligkeit der Spieler deutlich minimieren konnte und somit auch weiterhin ein Bestandteil der Steirer sein wird.

Auch in Sachen Tormanncoaching wird sich etwas tun. Auf Bitten von Sebastian Dahm entschloss man sich dazu, sich für die kommende Spielzeit auf die Suche nach einem Tormanntrainer zu begeben, der individuell mit dem dänischen Nationalteam-Torhüter und mit Thomas Höneckl arbeitet und auch die Aufgabe des Videocoachings während den Spielen übernehmen wird.

Die Emotionen haben gefehlt

Es stehen den 99ers also wieder einmal viele Veränderungen bevor, sowohl mannschaftlich als auch im Umfeld bzw. in der Infrastruktur.

Prognosen will man beim Verein ob des frühen Zeitpunktes natürlich noch keine abgeben, allerdings hat man sich als Minimalziel gesetzt, „das Feuer und die Emotionen zurück in die Halle zu bringen“ und somit auch wieder mehr Zuseher zu gewinnen.

Und das wäre doch zumindest schon Mal ein Anfang, damit das Murmeltier nächste Saison vielleicht doch einmal ohne zu grüßen am Grazer Eishockey vorbeizieht.

Marc Schwarz

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