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Die Gründe für den Erfolgslauf der Vienna Capitals

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert die Vienna Capitals. Warum es bei den Wienern läuft:

Die Gründe für den Erfolgslauf der Vienna Capitals

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Sieger des Grunddurchgangs, Sieger der Pick Round, nun sieben Playoff-Siege in Folge – die Vienna Capitals sind das Maß aller Dinge in der EBEL.

Die Gründe für den Erfolgsrun des Meisterschaftsfavoriten:

  • Serge Aubin

Es dauerte verdammt lange, bis die Caps im letzten Sommer einen Nachfolger für Jim Boni gefunden hatten und da bedurfte es auch des Endes der Hamburg Freezers, bis Serge Aubin auf den Markt kam.

Seine Reputation dort: Ein fabelhafter Mensch, als Coach aber nur schwer einzuschätzen. Als Einspringer sehr gut, im zweiten Jahr verpasste er aber die Playoffs, was ihm andrerseits auch kaum jemand alleine in die Schuhe schieben wollte, zu unruhig war die Lage bei den Freezers.


VIDEO: Dieser Save ist nicht von dieser Welt!

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)


Aubin war also für Wien mehr oder minder ein unbeschriebenes Blatt, aber bald stellte sich heraus, dass er zwar nach außen hin ruhig und verbindlich auftritt, nach innen aber sehr wohl bestimmt agiert. So presste er schon bald zwei zusätzliche Legionäre heraus, von den ursprünglich vorgegebenen neun erreichte er so den Franchise-Höchststand von elf. Im Gegensatz zu Boni, der zum Schluss zu sehr Richtung Krawallschachtel ging, agiert er weit subtiler. Sein Dank dafür: Die Erwartungen im Verein nach außen wurden heruntergeschraubt - wo sich Boni vom ersten Tag an mit der Bürde des angestrebten Meistertitels herumschlagen musste, wurden die Saisonziele nun weit zurückhaltender formuliert. Aubins eiserne Faust im Samthandschuh resultierte in Ruhe im Verein – wenn er nicht der beste Caps-Coach der letzten Jahre ist, ist er zumindest der mächtigste.

Der 42-jährige, der fünf Jahre in der NLA spielte, hat zwar noch ein Jahr Vertrag in Wien, aber nach den Erfolgen heuer in der Zukunft sicher mehr Optionen als noch im letzten Sommer. Fribourg und Servette Genf (geht Chris Sorley nach 16 Jahren?) werden bei der Suche nach Coaches über kurz oder lang über den Namen ihres französischsprachigen Ex-Spielers stolpern...

>>>EBEL-Playoffs - Beide Halbfinali 4 am Dienstag (21.3.) ab 19:45 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker<<<

  • Spielsystem

Nach einem noch etwas holprigen Saisonbeginn war Aubins Handschrift bald zu sehen. Aggressiv gegen den Mann, ein bis zwei Forechecker versuchen den Gegner Richtung Seitenbande zu drängen und zu Turnovers zu verleiten. In der Defensive stehen „D-to-D-Passes“ auf dem Index, die Scheibe soll entweder schnell hinausgetragen oder –gespielt werden. Einzig das Powerplay ließ länger zu wünschen übrig, doch ab der Pick Round agierte Riley Holzapfel vor dem Tor anstatt von der Halfwall, was mit ihm und Jon Ferland zwei große Körper im Slot bedeutete. Seit diesem Zeitpunkt läuft auch das Überzahlspiel wie am Schnürchen.

Über die Saison hinweg waren keine Abnutzungserscheinungen im laufintensiven System zu spüren. Dass die beiden Playoff-Serien (wahrscheinlich) nur sehr kurz dauern, hilft hier natürlich.

  • Verletzungsglück

Nicht, dass die Caps keine Verletzungen über die Saison hatten, aber sie waren sehr interessant verteilt. Irgendwie wirkt es, als ob man mit den Eishockeygöttern einen Deal geschlossen hätte wie die alten Griechen: Nehmt unsere Jungfrauen, aber verschont uns als Ganzes!

So fielen alle Nullpunkter-Stürmer wie Nissner, Großlercher, Bauer, Maxa oder Wukovits (zweite schwere Gehirnerschütterung innerhalb eines Jahres) kurz oder länger aus, dazu kam jetzt auch noch Mario Fischer. Doch diese Spieler sind in der Stürmer-Depth-Chart auf den Plätzen 9 – 14 angesiedelt, die Legionäre dagegen erfreuten sich bester Gesundheit. Lediglich MacGregor Sharp zu Saisonbeginn und zuletzt Colin Bowman (noch der wackligste der Legionärsdefender) fielen aus, Schlüsselspieler wie J-P Lamoreux, Jamie Fraser (läuft schon seit Jahren wie eine Maschine), Kelsey Tessier oder Riley Holzapfel versäumten kein einziges Spiel, was gegenüber Teams wie dem KAC oder Salzburg (derzeit von Verletzungen gebeutelt) natürlich einen riesengroßen Unterschied machte. Bezeichnend sowohl für gute Einkaufspolitik im Sommer als auch Glück mit Verletzungen: Kein einziger Legionär musste ausgetauscht werden. Einige Cracks waren Aubins Wunschspieler, einige wurden durch Manager Franz Kalla vorgegeben – die Erfolgsquote war jedenfalls außerordentlich…

  • Leistungsaufschwung

Natürlich auch durch die Arbeit von Aubin und seinem Co Craig Streu bedingt: Fast alle Cracks befinden sich heuer im Zenit ihres Schaffens. Jon Ferlands Kadenz hat sich drastisch erhöht, er ist wieder der Powerforward aus besten Zeiten. Rafael Rotter agiert weit zielstrebiger als in den letzten Jahren, Jamie Fraser erholte sich von der schwächsten seiner Wiener Saisonen, ein Neuzugang wie Kelsey Tessier demonstriert in der AHL oder Allsvenskan verborgene Scorerqualitäten. Da bedarf es bis jetzt gar keiner Über-Drüber Saison von Lamoureux, um weniger Tore zuzulassen als die Caps schießen können.

  • Selbstvertrauen

Seit ungefähr Mitte bis Ende Oktober agieren die Caps wie eine gut geölte Maschine. Die Saison erinnert bis jetzt an die Meistersaisonen von Linz oder Salzburg vor zwei Jahren, die auch von Beginn bis Ende alles dominierten. Gerade die Caps hatten vor Jahren allerdings eine ähnliche Saison zu verzeichnen, ehe diese mit einem Final-Sweep gegen den KAC ein jähes Ende nahm. Auch wenn der geborene Diplomat Aubin es nie zugeben würde: Er müsste im Finale eher auf Salzburg als auf den KAC hoffen. Die Klagenfurter ziehen ein ähnliches System wie die Wiener durch und bereiteten ihnen damit mehr Probleme als die Roten Bullen, die noch dazu mit Verletzungen zu kämpfen haben. Doch egal gegen wen, der Meistertitel wird den Wienern heuer nur sehr schwer zu entreißen sein…

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