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Die Cashcow mit dem Dauerdruck

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat Salzburgs CHL-Gegner Lions Bern unter die Lupe genommen.

Die Cashcow mit dem Dauerdruck

Red Bull Salzburg trifft im Hinspiel der Sechzehntel-Finals der Champions Hockey League am Dienstag (19:30 Uhr, LIVE bei LAOLA1.tv) auf den SC Bern.

Scout Bernd Freimüller hat vorab einen Blick auf die Schweizer geworfen:


Alle Spiele des Sechzehntel-Finals der Champions Hockey League im LIVE-Stream


Eishockey-Scout Bernd Freimüller berichtet exklusiv bei LAOLA1

Der SC Bern kann bis jetzt nur auf einen durchwachsenen Start in die NLA hinweisen, Platz sieben nach zehn Runden ist nichts Besonderes für den finanzkräftigsten Schweizer Klub. Doch nach der verrückten letzten Saison kann die Berner sicher nichts so schnell erschüttern:

Eine völlig verkorkste Regular Season hätte fast mit dem Verpassen der Playoffs geendet. Ex-NHL-Coach Guy Boucher musste im November Lars Leuenberger Platz machen, doch auch unter ihm stellte sich der Erfolg zunächst nicht ein. Erst im neuen Jahr kehrte etwas Ruhe ein und die Playoffs wurden quasi am letzten Drücker erreicht.

Danach spielte der SCB aber sein wahres Potential aus und wurde als erster Hauptrundenachter Meister – aufgrund der Tabellenplatzierung ein Cinderalla-Run, aufgrund des Kaders aber nicht. Goalie Jakub Stepanek, der sich im Playoff wesentlich steigerte, war hier ein Schlüsselspieler, musste nach der Saison aber ebenso gehen wie alle restlichen Legionäre bis auf Andrew Ebbett, einem begnadeten AHL-Playmaker.

Eine Granate als Ersatzmann

Doch Ebbett wird gegen die Salzburger nicht auflaufen: Er verletzte sich im letzten CHL-Vorrundenspiel gegen Linz. Dazu war Kris Versteegs Aufenthalt in Bern aus Verletzungsgründen beendet, bevor er begann. Sein Ersatz zeigt, in welchen finanziellen Sphären sich die Berner befinden: Mit Ryan Lasch kam umgehend der letztjährige Topscorer der schwedischen Liga.


Überhaupt kann Coach Kari Jalonen, dessen Engagament schon während der letzten Saison festgezurrt wurde, aus dem Vollen schöpfen, die Berner sind ein tiefbesetztes Team mit Klasse-Legionären und Top-Einheimischen. Jalonen selbst stand noch im Mai bei der WM hinter der Bande, als Finnland bis ins Finale einzog. Auch sein mitgebrachter Assistent, Ville Peltonen, ist alles andere als ein „heuriger Has“ im internationalen Eishockey. Meistecoach Leuenberger muss sich derweil als TV-Experte verdingen, bis für ihn wieder ein Job frei wird.

Mit Krueger Junior

Im Tor steht seit heuer als Nachfolger des zurückgetretenen Kultgoalies Marco Bührer Leonardi Genoni, den die Berner aus Davos loseisten, wo er für drei Meistertitel sorgte. In der Defensive ist Eric Blum ein laufstarker Puckmover, Maxim Noreau eine Topwaffe im Powerplay. Ebenfalls in Überzahl verwendbar: Ramon Untersander und Jeremie Karmerzin. Dazu kommen noch verlässliche Leute für die Bandenarbeit wie etwa Beat Gerber oder Justin Krueger, Sohn von Feldkirch-Kulttrainer Ralph.

Eine sehenswerte Attraktion für die Salzburger Eishockeyfans: Zaubermaus Marc Arcobello, den nur seine Größe von 1, 73 von einem längeren NHL-Gig abhielt. Der Playmaker brachte es trotzdem auf 139 Spiele für Edmonton und Toronto und beweist auch in der NLA seine läuferischen und technischen Fähigkeiten. Lasch ist der Einfädler im Powerplay, wovon auch der bereits 39-jährige Leitwolf Martin Plüss profitiert. Ebenfalls zu den talentierteren Angreifern gehört Simon Moser, Simon Bodenmann überzeugt auch durch seine Hände und vor allem flinken Beine.


Doch neben einer Reihe von äußerst talentierten Spielern stehen Jalonen auch einige wichtige Tiefenspieler zur Verfügung, die an die Zeiten des Spitznamens  der „Big Bad Bears“ erinnern: Cracks wie Alain Berger, Martin Ness, Marc Reichert, Tristan Scherway und Provakateur Thomas Rüfenacht bringen ausreichend Wasserverdrängung und Kampfgeist mit.

Hier rollt der Rubel

Überhaupt gelten die Berner eher als Team, das seine Gegner mit dem steten Einsatz von vier Linien zermürbt. Trotz der unstrittigen Klasse im Team war der Meistertitel dann auch eine Folge des physischen und laufstarken Stils in den Playoffs. Das hat sich auch heuer unter Jalonen kaum verändert. Linz-Coach Rob Daum über Bern, das seinen Team bei einem Gesamtscore von 8:1 keine Chance ließ: „Sehr kompakt, spielen ein solides 1-2-2, nehmen kaum Risiken und halten über 60 Minuten das Tempo hoch.“

Mit seiner fast immer ausverkauften (16.000!) PostFinanceArena ist der SC Bern eine Cashcow, vor allem weil die Konsumationsgelder in den Taschen des Klubs bleiben. CEO Marc Lüthi verwaltet somit den einzigen NLA-Klub, der Jahr für Jahr schwarze Zahlen schreibt. Egal wie das Hinspiel in Salzburg ausgeht, das Rückspiel wird aber sicher keine volle Halle bringen, die CHL spielt in der Schweiz klar nur die zweite Geige gegenüber dem Meisterschaftsbetrieb.

Die Roten Bullen, zuletzt mit drei Meisterschaftsniederlagen in Folge etwas aus der Spur geraten, werden jedenfalls zwei Glanztage benötigen, um an ein Weiterkommen gegen die Berner denken zu können.


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