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Thiem kann auch Davis Cup

Was für ein Krimi! Thiem gelingt in Fünfsatz-Thriller gegen Portugal der 1:1-Ausgleich.

Thiem kann auch Davis Cup

Dominic Thiem hat nach einem hochemotionalem Match den ersten Punkt in seiner Davis-Cup-Karriere geholt und für Österreich am Freitag in Portugal auf 1:1 gestellt.

Der 22-jährige Niederösterreicher, der erst am Montag von seinem Erfolgsrun in Lateinamerika zurückgekehrt war, rang Gastao Elias in Guimaraes nach 3:21 Stunden mit 3:6,7:5,6:3,1:6,7:6(6) nieder.

Der Länderkampf der Europa-Afrika-Zone I wird damit fix erst am Sonntag entschieden. Im Doppel am Sonntag werden Peya und Novak spielen.

Die Chancen am Leben erhalten

Thiem hatte sich in einem hochemotionalen Match und 3:21 Stunden körperliche wie mentale Anstrengungen abgerungen.

Der Wiener Neustädter, der erst am Montag von seinem Erfolgsrun in Lateinamerika zurückgekehrt war, rang Elias am Ende im Tiebreak des fünften Satzes nieder. Ein Sieg, der für den erhofften Aufstieg in die zweite Runde der Europa-Afrika-Zone von elementarer Wichtigkeit war.

"Wenn ich das Match verloren hätte, dann wäre schon fast alles vorbei gewesen. Jetzt mit einem 1:1 ist es doch um einiges besser", atmete Thiem durch. Denn Gerald Melzer hatte sich davor dem Weltranglisten-37. Joao Sousa nach exakt zwei Stunden mit 1:6,5:7,2:6 geschlagen geben müssen.

"Das hat raus müsen"

Wie sehr der Druck der vergangenen Wochen und vor allem die teilweise sehr laute und geladene Stimmung in der Halle Thiem belastete, zeigte sich im fünften Satz.

Da zerhackte er völlig untypisch für ihn seinen Schläger im zweiten Game. "Das hat raus müssen, es hat sich einiges aufgestaut. In den letzten Wochen war einiges los, dann war es hier extrem laut in der Halle. Dann war ich einfach ein bisserl angepisst, das sollte natürlich nicht so oft vorkommen, aber hin und wieder muss es sein, dass die Emotionen rausgehen", erklärte Thiem diese Situation.

Im insgesamt fünften Davis-Cup-Match für Österreich stellte Thiem in seinem dritten Länderkampf seine Bilanz auf 1:4 (1:3 im Einzel, 0:1 im Doppel).

"Es war spielerisch sicher keine Glanzleistung, aber es war ein spezielles Match und eine extrem gute Stimmung in der Halle. Ab Ende des dritten Satzes habe ich ein bisserl den Jetlag gespürt, von dem her bin ich überglücklich, dass ich das Match irgendwie rausgezogen habe", freute sich Thiem.

Thiem verliert den Rhythmus

Das dramatische zweite Einzel hatte so gar nicht nach dem Geschmack Thiems begonnen. Innerhalb von nur 26 Minuten stellte Elias mit einem Blitzstart auf 6:3. In der Folge gelang es ihm, besser ins Match zu kommen und im zweiten Durchgang zum 7:5 sein erstes Break mit dem zweiten Satzball zu schaffen.

Nachdem Thiem mit einem 6:3 die Weichen zum Sieg eigentlich schon gestellt hatte, passierte etwas für den Davis Cup Typisches: Im vierten Satz bei Breakball Elias sah das Publikum einen Thiem-Schlag im Aus und schrie dieses auch lautstark heraus.

Ein irritierter Thiem verschlug den Ball und er und Kapitän Stefan Koubek protestierten heftig gegen die offensichtliche Störung. Doch das Break war Realität und der Spielfluss des Niederösterreichers nachhaltig unterbrochen. Elias schöpfte Hoffnung, steigerte sich und gewann Satz vier mit gleich vier Assen en suite klar mit 6:1.

Koubek mit dem Psycho-Trick

Es kam in der Folge zu einer Vielzahl von Diskussionen wegen zweifelhaften Schiedsrichter-Entscheidungen des portugiesischen Stuhlschiedsrichters.

Koubek agierte in dieser Phase emotional wie selten und später hatte er dafür auch eine Erklärung. "Es ist natürlich schwierig, wenn du auf der Bank sitzt und nicht mitwirken kannst. Das ist Davis Cup, das macht letztendlich auch Spaß - alle sind wie auf Feuer gesessen", sagte Koubek.

"Ich habe versucht, ein bisschen einen Bruch da reinzubringen, weil Elias hat unglaublich gespielt. Ich wollte ein bisserl Emotion in das Spiel bringen", sagte der Kärntner, auch weil Thiem die Anstrengungen der vergangenen Wochen ebenso wie der Jetlag plagten.

"Domi ist ein bisserl müde geworden Ende dritter Satz, der hat ja eine Wahnsinns-Turnierserie hinter sich und dann musst du so eine Partie spielen. Er hat gesagt, er muss munter werden und ich habe gesagt, ich mache alles in meiner Macht stehende, um dir zu helfen", verriet Koubek lachend. Thiem erhielt am Ende aber eine für ihn schöne Belohnung: Seine Freundin Romana Exenberger war erstmals bei einem Davis Cup dabei und schenkte Österreichs Shooting-Star ein Siegerbusserl.

Entscheidung erst am Sonntag

Bis spätestens eine Stunde vor dem Match wird im Doppel noch eine Änderung erwartet, denn es wird wohl eher Thiem statt Novak einlaufen. Koubek wollte die Entscheidung gemeinsam mit Peya und Thiem treffen, öffentlich gemacht wird sie aber erst eine Stunde vor dem Doppel.

Der erste Punkt im Davis Cup für Thiem ist geschafft, aber kein Grund für ihn zu verfrühtem Jubel. "Sicher war es ein größeres Hindernis als erwartet, aber es geht morgen sofort weiter. Das Match bringt gar nichts, wenn wir am Ende verlieren. Ich hoffe, dass wir uns eine gute Ausgangsposition für Sonntag schaffen."

Auch er selbst wollte noch nicht sagen, ob er sich für das Doppel fit fühlt. "Auch die anderen spielen genauso gut und Alex ist unser mit Abstand bester Doppelspieler."

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