Nach dem Achtelfinal-Aus bei den Australian Open gegen David Goffin ist bei Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem die "Enttäuschung groß".
"Obwohl ich in den letzten beiden Sätzen chancenlos war", meinte der 23-jährige Niederösterreicher nach der 7:5, 6:7 (4), 2:6, 2:6-Niederlage im Eurosport-Interview mit Babsi Schett.
Dabei ärgerte ihn vor allem der Verlust des zweiten Satzes. "Der war sehr eng. Danach hat er Oberwasser bekommen und das Match nach Hause gespielt."
"Zwiespältige Bilanz"
Thiem zieht nach dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres eine "zwiespältige Bilanz". Zum einen schaffte es der Lichtenwörther in Melbourne erstmals in seiner Karriere in die zweite Turnier-Woche, zum anderen wäre sicherlich mehr drin gewesen. Im Viertelfinale wäre es zum Duell mit dem Bulgaren Grigor Dimitrov gekommen.
Die Gründe für die Niederlage lagen auch für Thiem auf der Hand. "Ich mache derzeit einfach zuviele Fehler. Die Winner-Fehler-Statistik ist immer negativ und da wird es dann halt schwer."
Becker: "58 Fehler sind ein zu hoher Wert"
Gegen Goffin hatte er zwar bei den Winner mit 45:38 knapp die Nase vorne, dafür unterliefen ihm doppelt so viele unerzwungene Fehler wie seinem Kontrahenten (58:29).
"58 sind ein zu hoher Wert. Dominic spielt sehr hart, hat aber einfach zuviele Fehler gemacht", kritisierte auch TV-Experte Boris Becker, der aber auch Verständnis für Thiem zeigte. "Goffin ist ein absoluter Weltklasse-Spieler. Außerdem ist es immer besonders schwierig, wenn man gut befreundet ist."
Goffin: "Unmöglich, härter zu schlagen als Dominic"
"Es ist unmöglich, den Ball härter als Dominic zu schlagen."
Der 26-jährige Belgier, der auch öfter Doppel mit Thiem spielt, nahm diesen Umstand erfreut zur Kenntnis: "Es ist unmöglich, den Ball härter als Dominic zu schlagen. Deshalb muss man konstant und flott spielen und darauf hoffen, dass er ein paar Bälle verschlägt", erklärte Goffin seine erfolgreiche Taktik.
Für den Weltranglisten-Elften war es im neunten Duell mit Thiem der sechste Sieg.
"Es war wichtig, immer dabei zu bleiben, denn sobald man einmal nachlässt, spielt Dominic wieder besser. Deshalb war es auch wichtig für mich, dass mein erster Aufschlag so gut funktioniert hat. Das war zum Beispiel im ersten Satz noch ein Problem", so Goffin, der aber auch vom Wetter-Umschwung profitierte.
Wolken halfen Goffin
Nachdem in den ersten beiden Sätzen eine extreme Hitze mit über 50 Grad Celsius in der Rod Laver Arena herrschte, zogen nach dem Tiebreak einige Wolken auf. Dadurch wurden die gefürchteten Top-Spin-Bälle von Thiem etwas entschärft.
"In den ersten beiden Sätzen schien die Sonne extrem stark. Dadurch flogen die Bälle höher und waren nicht so leicht zu kontrollieren."
Thiem will kurze Pause zum Training nützen
Für Thiem geht es nun wieder ab in die Heimat. "Das ist der einzige Vorteil an dieser Niederlage", will die Nummer acht der Welt die kurze Pause so gut wie möglich nützen, um seine aktuellen Schwachstellen wieder auszumerzen. Dem Spiel lange nachzutrauern sei auf jeden Fall der falsche Weg.
"Jetzt habe ich wenigstens Zeit, mein Spiel zu setteln. Ich muss versuchen, wieder weniger Fehler zu machen. Es muss wieder alles zusammenpassen. Ich habe mein Spiel in dieser Saison nicht genau gefunden. Es gibt noch viele Dinge in meinem Spiel, die nicht gut sind und auch heute nicht gut waren."
Wie das funktionieren soll? "Einfach viele Stunden am Tag trainieren. Dann wird das schon wieder besser werden."
Seinen nächsten Turnier-Einsatz hat Thiem ab 6. Februar beim ATP-250-Event in Sofia, wo der Niederösterreicher die Setzliste anführt. Vor David Goffin und Grigor Dimitrov.