Dominic Thiem ist nach der glatten Niederlage gegen Novak Djokovic im Rom-Halbfinale nicht so frustriert wie man das vielleicht als Außenstehender erwartet hätte.
"Ich habe schon gegen (Sam) Querrey am Ende gemerkt, dass ich schon ein bisserl an den Reserven bin. Eigentlich hätte ich das, was heute passiert ist, eher gestern schon erwartet", gesteht der 23-jährige Niederösterreicher.
Die Leistung gegen Nadal habe ihn "extrem überrascht, weil ich mich den ganzen Tag nicht so frisch gefühlt habe, genauso nicht heute". Gegen Nadal habe er es irgendwie noch über die Runden gebracht. "Aber heute war der Tank endgültig leer."
Vorfreude auf French Open ungetrübt
Auf seine Vorfreude auf die French Open und auch sein Selbstvertrauen hat das 1:6, 0:6 vom Samstag keine Auswirkungen, erklärt Thiem. "Das Match hat überhaupt keinen Einfluss darauf, dass ich mit einem Supergefühl nach Hause und dann nach Paris fahre. Ich fühle mich richtig gut, auch wie ich Tennis spiele. Nur so wie der Körper müde wird, wird halt auch irgendwann der Geist müde nach einer langen Zeit."
Zudem sei es das erste Mal gewesen, dass er bei so großen ATP-Turnieren zweimal in Folge so weit gekommen sei. "Deshalb ist das für mich kein Weltuntergang."
Djokovic sei auf den Platz gekommen und voll da gewesen. "Er hat heute natürlich sehr gut gespielt, aber man muss auch sagen, dass ich weit unter meiner Normalform war und ich viel zu wenig Gegenwehr geleistet habe", konstatierte der Weltranglisten-Siebente aus Lichtenwörth.
Bresnik: "Dann kriegst du eine auf den Deckel"
Thiem möchte nun zwei Tage Dinge abseits des Tennis tun, um sich zu erholen.
Coach Günter Bresnik analysiert die deutliche Niederlage indes gewohnt nüchtern.
Aussagen, wonach sich sein Schützling eine derartige Klatsche auch spielerisch nicht verdient habe, lässt der Coach nicht gelten. "Verdienen oder nicht verdienen: Wenn du schlecht spielst und der andere gut spielt, dann kriegst du richtig eine auf den Deckel in der Liga. Die legen darauf wert, dass die Hackordnung da eingehalten wird", so Bresnik zur "APA".
Djokovic wieder der Alte?
Die angesprochene Hackordnung wurde zuletzt ins Wanken gebracht. Das liegt auch an der schwachen Form von Andy Murray und Djokovic.
Die Nummer eins und zwei der Weltrangliste spielen in dieser Saison unter ihrem Niveau, andere Spieler wie David Goffin, Grigor Dimitrov und allen voran Thiem liegen in der Jahreswertung deutlich vor den langjährigen Dominatoren.
Im Halbfinale von Rom erinnerte Djokovic aber wieder an jenen Mann, der die Szene über die letzten Jahre dominierte. Der Serbe ließ Thiem nie ins Spiel kommen - auch wenn der Lichtenwörther nicht sein bestes Tennis zeigte, der "Djoker" agierte in Höchstform, die er zuletzt vermissen ließ.
So geht es für Thiem weiter
Im Endspiel trifft Djokovic am Sonntag (nicht vor 16.00 Uhr) auf den nächsten Herausforderer der jungen Generation, den erst 20-jährigen Deutschen Alexander Zverev. Djokovic ist in dieser Form freilich haushoher Favorit auf seinen fünften Rom-Titel bzw. den 31. auf Masters-1000-Niveau. Zverev steht erstmals überhaupt in einem ATP-Masters-1000-Turnier-Endspiel, ein Kunststück, das Thiem vor einer Woche in Madrid erstmals gelang.
Österreichs Nummer eins muss dieses Match nun möglichst schnell abhaken, denn sein Leistungspotenzial spiegelt dieser Tag bei weitem nicht wider. Der Niederösterreicher bereitet sich nun auf die French Open vor, wo er im Vorjahr mit dem Einzug ins Halbfinale (Aus gegen Djokovic) sein bisher bestes Major-Resultat abgeliefert hat.
Thiem wird übrigens nun nicht direkt nach Paris weiterfliegen, da er am Montag Werbeaufnahmen für seinen neuen Sponsor Bank Austria macht. "Wir fliegen wahrscheinlich am Donnerstag nach Paris", schildert Bresnik den weiteren Fahrplan.