Am Donnerstag (ab 21 Uhr im LAOLA1-Live-Ticker) kämpft Dominic Thiem beim ATP World Tour Finale gegen Milos Raonic um den erstmaligen Einzug eines Österreichers ins Halbfinale des Saison-Abschluss-Turniers.
Die bisherigen beiden Auftritte von Dominic Thiem in London sorgten in der internationalen Medienlandschaft bereits für viel Aufsehen.
"Dominic Thiem ist ein zukünftiger Grand-Slam-Sieger", legte sich beispielsweise Barry Cowan, seines Zeichens Tennis-Experte des britischen "Sky Sports" fest.
Nachdem Thiem schon in seinem Auftaktspiel den vierfachen Titelverteidiger Novak Djokovic vor einige schwer zu lösende Aufgaben stellte, kam für Cowan der nachfolgende Drei-Satz-Erfolg über Frankreichs Gael Monfils nicht mehr überraschend.
„Thiem für mich mental stärker“
„Ich habe mir schon gedacht, dass Thiem am Ende der mental stärkere Spieler sein wird. Gael hatte zuletzt wenig gespielt und er braucht diese Spielpraxis, um unter Druck bestehen zu können“, meinte Cowan, der selbst jahrelang auf der ATP-Tour unterwegs war.
Tennis-Fans könnte der Name Barry Cowan vor allem wegen einer Geschichte aus dem Jahr 2001 in Erinnerung geblieben sein: Damals zwang der heute 42-Jährige in Wimbledon in der zweiten Runde Pete Sampras über fünf Sätze. Für Sampras wäre es zu diesem Zeitpunkt die erste Niederlage im Rasen-Mekka seit dem gegen Richard Krajicek verlorenen Viertelfinale 1996 gewesen.
Cowan lobt Hartnäckigkeit Thiems
Cowan lobt Thiem vor allem für seine Hartnäckigkeit, die er in seinen Spielen immer wieder an den Tag legt. Der 23-Jährige sei jemand, der selbst in den schwierigsten Momenten immer an seine Chance glauben würde.
„Dass er zudem noch überragend Tennis spielen kann, sieht sowieso jeder, der ein bisschen Ahnung von diesem Sport hat“, so Cowan, der Thiem eine „glorreiche Zukunft“ prophezeit. „Er gehört für mich ganz klar in die kleine Gruppe der zukünftigen Grand-Slam-Gewinner.“
„Bemerkenswerte Entwicklung von Thiem“
Der Brite verfolgt den Aufstieg des jungen Niederösterreichers schon seit dessen Auftritt in Rotterdam vor zweieinhalb Jahren: Damals unterlag der damals erst 20 Jahre junge Lichtenwörther dem großen Superstar Andy Murray nach einem spannenden Drei-Satz-Fight.
„Schon damals habe ich gesehen, dass Thiem nicht nur über ein großartiges Spiel verfügt, sondern auch ein Typ ist, der auf dem Boden bleibt. Dementsprechend war auch seine bemerkenswerte Entwicklung in diesem Jahr“, zieht Cowan den Hut vor Thiem, der heuer unter anderem vier ATP-Titel holte, das French Open-Halbfinale erreichte und erstmals den Sprung in die Top Ten schaffte und sich dort sogleich etablierte.
Potenzial bei Aufschlag und Return noch nicht ausgeschöpft
Doch das Potenzial sei bei Thiem bei weitem noch nicht ausgeschöpft. „Um den Sprung in die Top fünf zu schaffen, muss er noch an Return und Aufschlag arbeiten. Aber was will man mehr? Er ist jetzt schon die Nummer acht der Welt und hat immer noch viel Raum für Verbesserungen.“
Zuversichtlich stimmt Cowan auch, dass Thiem mit Günter Bresnik einen erfahrenen Coach an seiner Seite hat. „Nachdem ich mit ihm gesprochen habe, habe ich mir nur gedacht, was das für ein toller Coach ist. Er hat alles, was einen großartigen Coach ausmacht.“
Schwärmereien über einhändige Rückhand
Richtig ins Schwärmen gerät Cowan allerdings erst aufgrund der einhändigen Rückhand von Thiem. „Ich liebe diesen Schlag von ihm! Er kann damit eine unglaubliche Geschwindigkeit erzeugen. Zudem hat er von den acht Finalisten die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit bei der Vorhand.“
„Dieser Typ kann also von beiden Seiten richtig gefährlich werden. Mit Dominic Thiem steht uns im Herren-Tennis eine aufregende Zukunft bevor!“
Auf den Spuren von Andy Murray?
Durch den Sieg über Monfils am Dienstag wurde Thiem übrigens der jüngste Spieler seit sieben Jahren, der beim World Tour Finale einen Sieg einfahren konnte.
Damals schlug Andy Murray den Spanier Fernando Verdasco. Der Schotte schaffte es in Folge ins Halbfinale. Ob sich die Geschichte wiederholt, wird sich am Donnerstag weisen.