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Vadlau: "Härtester Tag meines Segler-Lebens"

Vadlau spricht vom härtesten Tag ihres Lebens, auch die 470er-Herren fix und fertig:

Vadlau:

Tag zwei der Segel-Bewerbe in Rio werden die 470er-Damen und -Herren so schnell nicht vergessen. Auf dem offenen Meer vor dem Zuckerhut peitschte der Atlantik ungebremst auf die Boote zu.

Hohe Wellen und starker Wind sorgten für mächtig viel Stress und Arbeit. Doppel-Weltmeisterin Lara Vadlau sprach vom härtesten Tag ihres Seglerlebens. Die 470er-Herren Florian Reichstädter und Matthias Schmid nannten die Wettfahrten "Segel-Rodeo" und erlebten den Tag als "beinharten Kampf gegen Naturgewalten."

Ein Blick in die Gesichter der Seglerinnen und Segler spricht Bände.

"Bist du deppert, das war zach"

In der Nacra-17-Klasse müssen Steuermann Thomas Zajac und Vorschoterin Tanja Frank (Bild) gleich vier Wettfahrten bestreiten. "Jetzt bin ich froh, dass wir morgen frei haben. Das war wirklich grenzwertig, ich bin an mein Limit gegangen", meint die zierliche Wienerin nach dem Monster-Programm.

Übers Limit gehen müssen Vadlau/Ogar, die auf dem offenen Atlantik zwei Wettfahrten bestreiten. Sie können sich an keinen ähnlich harten Tag auf dem Wasser erinnern. "Bist du deppert, das war zach. Es ist einfach unglaublich. Ich bin jetzt über 200 Tage hier gesegelt, aber das habe ich noch nie erlebt. Das waren die schlimmsten Wettfahrten meines Lebens", stöhnt die Kärntnerin. "Ich war schon beim Start zur ersten Wettfahrt mit den Kräften fast am Ende. Es war einfach nur ein Kampf ums Überleben. Ich bin fix und fertig."

Vadlau schüttelt den Kopf und schildert: "Es hat uns einfach weggeblasen. Die Silbermedaillen-Gewinnerin von London ist vor uns gekentert. Es hat ein paar einfach umgehauen. Wir sind eigentlich froh, dass wir so durchgekommen sind. Es gab auch bei uns viele Hoppalas, wo wir gerade noch am Leben geblieben sind. So etwas habe ich mein Leben lang noch nie gesehen."

"Ich bin am Ende. Aus, vorbei..."

Vadlau klagt über Krämpfe in beiden Armen und erzählt kreidebleich: "Da waren Riesenwellen. Wir sind auf Berge zugefahren. Dann hat auch noch der Wind immer mehr aufgefrischt. Da war es nur noch ein Kampf ums Überleben. Das war mit Abstand der härteste Tag in meinem Segler-Leben."

Auch die 470er-Herren sprechen von einem Fünf-Stunden-Kampf gegen Wind und Wellen. "Ich bin am Ende. Aus, vorbei, langsam kommt es mir vor, als wäre ich schon zu alt für so eine Action. Vor zehn Jahren hat es noch mehr Spaß gemacht", sagt der 36-jährige Matthias Schmid und hofft, dass die Wetter-Prognose für Freitag - es sind wesentlich ruhigere Bedingungen mit weniger Wind vorausgesagt - zutrifft.

Nach dem 2. Wettkampftag sind auch die Herren außer Atem. Steuermann Matthias Schmid spricht nach dem Ritt "über extrem hohe Wellen bei sehr starkem Wind“ mit zitternder Stimme vom "bedingungslosen Kampf gegen die Naturgewalten".

Medaille noch möglich

Schmid und Reichstädter wirken ähnlich k.o. und ausgepowert wie Vadlau und Ogar. Reichstädter vergleicht die beiden Wettfahrten im rauen Meer vor dem Zuckerhut mit einem Ritt auf einem willen Bullen - "Segel-Rodeo war das heute".

„Jede Welle, die kommt geht über dich drüber. Du musst permanent aufmachen, dichtmachen, aufmachen und dich wieder voll reinhängen. Rein und raus ohne Pause. Du bist ständig am Limit, musst immer aufpassen, dass du nicht rausfällst."

Sportlich bleiben beide Teams im Rennen um eine Medaille, auch wenn sich Schmid/Reichstädter ärgern: "Wir haben beide Starts verbockt, darum ist sich heute einfach keine richtige Top-Platzierung ausgegangen. Beim ersten Start waren wir ein wenig zu vorsichtig und beim zweiten Start war über uns der Engländer und der war in dieser Situation einfach um ein einiges schneller. Es war kein schlechter, aber auch kein sehr guter Tag. Wir sind weiter im Spiel. Das ist wichtig."

Von den harten Bedingungen unbeeindruckt dominieren Kroatien und Australien. "Die lassen leider überhaupt nicht aus und sind nahezu fehlerlos unterwegs. Am Rest der Konkurrenz sind wird dran. Es ist noch nicht einmal die Hälfte der Wettfahrten absolviert" bleibt Schmid nach dem 7. Zwischenrang zuversichtlich.

 

Zwischenstand:

Nacra17/6Wettfahrten/1Streicher:
1. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin AUS 17 (6/(7)/4/1/1/5
2. Ben Saxton/Nicola Groves GBR 17 (3/4/2/(7)/5/3)
3. Vittorio Bissaro/Silvia Sicouri ITA 26 (10/(12)/3/3/3/7)
6. Thomas Zajac/Tanja Frank AUT 38 (12)/3/12/6/9/8)

470er-Herren/4Wettfahrten/1Streicher:
1. Sime Fantela/Igor Marenic CRO 4 (1/2/(4)/1)
2. Mathew Belcher/Will Ryan AUS 7 (8)/1/3/3)
3. Panagiotis Mantis/ Pavlos Kagialis GRE 9 (9)/3/1/5)
7. Matthias Schmid/Florian Reichstädter AUT 18 (3/(9)/6/9)

470er-Damen/4Wettfahrten/1Streicher:
1. Jo Aleh/Polly Powrie NZL 6 (DSQ/1/4/1)
2. Ai Kondo Yoshida/Miho Yoshioka JPN 8 (1/4/3/(7)
3. Hannah Mills/Saskia Clark GBR 11 (4/(7)/1/6
8. Lara Vadlau/Jolanta Ogar AUT 20 (3/(12)/12/5)

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