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Der Kampf gegen das Zitterhändchen

Mit progressiver Muskel-Relaxation gegen den Worst Case: Hofmann nimmt Medaille ins Visier.

Der Kampf gegen das Zitterhändchen

Wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt.

Ein untrügerisches Zeichen für Anspannung. Das einsetzende Adrenalin soll uns leistungsfähiger machen.

Doch im Fall von Olivia Hofmann wäre genau das das Schlimmste, was ihr bei den anstehenden Olympischen Spielen passieren kann. "Gefühlt hast du 180, tatsächlich sind es vielleicht 120. Aber auf der Scheibe fährst du in diesem Moment von einem Fünfer zum anderen“, spricht die Schützin vom Anvisieren der Zielscheibe, auf der bekanntlich die "Zehn" in der Mitte liegt.

Doch Hofmann weiß, was bei einem Zitterhändchen zu tun ist. "Dann versuche ich mit antrainierten Atemübungen und progressiver Muskelentspannung gegenzusteuern", verrät die Tirolerin.

Einer, der weiß, wie es geht

Neben Hofmann (Luftgewehr, Kleinkaliber 3x20) schickt Österreich mit Alexander Schmirl (Luftgewehr, Kleinkaliber 3x40, Kleinkaliber liegend), Gernot Rumpler (Luftgewehr, Kleinkaliber 3x40), Thomas Mathis (Kleinkaliber liegend) und Sebastian Kuntschik (Skeet) vier weitere Schützen bei den Olympischen Sommerspielen an den Start.

Die Frage, die sich für den durchschnittlichen österreichischen Sport-Fan alle vier Jahre auftut: Was ist von den Schützen beim Ringe-Highlight zu erwarten? "Final-Chancen haben alle", erklärt Hofmann. Und dort sei dann vieles möglich. Medaillen inklusive.

Dass sie vorne mitmischen kann, bewies die bald 24-Jährige heuer schon mit einem zweiten und einem sechsten Weltcup-Platz in Bangkok bzw. München.

Eine Gemeinsamkeit der fünf österreichischen Schützen ist jedoch der Umstand, dass Rio ihre Olympia-Premiere darstellt. Das große Drumherum, der Medien-Rummel…gerade in einer Konzentrations-Sportart wie Schießen ist das nicht unwesentlich. "Da bin ich schon froh, dass wir mit unserem Trainer Wolfram Waibel jemanden mit dabei haben, der weiß, was bei Olympia auf uns zukommt", so Hofmann. Auch weiß Waibel, wie man Olympia-Medaillen holt. 1996 in Atlanta schoss sich der heute 46-Jährige zu Silber und Bronze.


Österreichs Olympia-Athleten verabschiedet:


Viel Munition

Dass die Öffentlichkeit nur alle vier Jahre auf die Schützen aufmerksam wird, ärgert Hofmann zwar schon etwas, "aber ich betreibe diesen Sport ja ohnehin aus idealistischer Motivation heraus".

Sie sehe das Ballern auf die nur 0,5 Millimeter durchmessende "Zehn" als "das Streben nach Perfektion". Und um dieser Perfektion möglichst nahe zu kommen, bedarf es jeder Menge Übung. In der Vorbereitung feuerte sie deshalb bis zu 1.000 Schuss pro Woche ab.

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Bei 12 Euro für 50 Schuss geht das auch irgendwann ins Geld. Seitdem Hofmann vom Projekt Rio unterstützt wird, muss sie für die Munition aber nicht mehr selbst aufkommen.

Das Fähnchen im Wind

Die Schützen sind gemeinsam mit den Wildwasser-Kanuten Corinna Kuhnle und Mario Leitner die ersten österreichischen Athleten, die in Rio Quartier bezogen haben. Bereits am Wochenende machten sie den Sprung über den großen Teich. Der Grund für die frühe Anreise liegt auf der Hand: Seit Montag ist der Olympia-Schießstand für Trainings-Einheiten geöffnet. Eine Gelegenheit, die sich niemand entgehen lassen will. "Schließlich hat jeder Schießstand seine Eigenheiten", weiß Hofmann. Eine von jenem in Rio? Die Windfahne.

Der sonst aus einem sehr leichten Stoff bestehende Windsack war bei den Olympia-Testwettkämpfen aus einem vergleichsweise schweren Material, was es für die Athleten erschwerte, die Thermik zu lesen.

Der Testwettkampf der Schützen im vergangenen April war aber ohnehin alles andere als friktionsfrei. Neben dem Verpassen des Finals – Endrang 15 für Hofmann – wurde die ÖSB-Equipe bei der Rückreise mit dem Shuttlebus in einen Unfall verwickelt.

Gottseidank ging dieser glimpflich aus. Da nimmt man auch gerne ein kurzes Zitterhändchen in Kauf.

Reinhold Pühringer




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