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Olympia verkommt zum Chaos-Wettkampf

Beim olympischen Leichtathletik-Wettkampf geht es hinter den Kulissen drunter und drüber.

Olympia verkommt zum Chaos-Wettkampf

Chaotischer Start in die Leichtathletik-Bewerbe der Olympischen Spiele in Rio.

Während dem Betrachter das nur spärlich besetzte Olympia-Stadion ins Auge stach, spielte sich das Gros der Turbulenzen hinter den Kulissen ab.

Als Hauptproblem für die Athleten enpuppte sich die schlechte Verkehrs-Verbindung vom Dorf in die Arena. Für ein Hin- und Herpendeln in der knapp siebenstündigen Pause zwischen Vor- und Nachmittags-Session gehen gut drei Stunden drauf.

Zum Vergleich: Vor vier Jahren in London dauerte die Fahrt in eine Richtung knapp zehn Minuten.

Nicht Olympia-würdig

Hinzu kommt, dass in Rio die Busse teilweise hoffnungslos überfüllt sind. Am ersten Leichtathletik-Tag kommt es unter den Athleten zu langen Warteschlangen. Nachdem sie in den letzten Wochen noch einmal Spritzigkeit für einen der wichtigsten Wettkämpfe ihres Lebens trainiert haben, stehen sie sich nun die Beine in den Bauch.

"Mein Busfahrer hat sich prompt verfahren", verrät Ivona Dadic, die nach dem ersten Tag der Siebenkampf-Konkurrenz mit 3.622 Punkten auf dem 20. Platz liegt.

Da die Schwierigkeiten mit den in Rio herrschenden Rahmenbedingungen ohnehin für alle Sportler gleich sind, versucht sie es mit Galgenhumor zu nehmen. "Jedes kleine Meeting in Österreich ist besser organisiert als diese Olympischen Spiele hier", kann sie sich eine letzte Spitze aber nicht verkneifen.

Plötzlich zugesperrt

Österreichs Chef-Trainer Gregor Högler kann sich ebenfalls nicht an einen derartig chaotisch organisierten Wettkampf erinnern. Vor der Qualifikation von Lukas Weißhaidinger (Finale heute um 15:50 Uhr MEZ) sei etwa der Callroom aus unerfindlichen Gründen abgeschlossen gewesen. Darin befand sich auch der Diskus zum Einwerfen.

"Gut, dass wir noch einen mit hatten", so Högler, der darauf pocht, dass sich seine Athleten mit den Schwierigkeiten nicht zu sehr auseinandersetzen. "Schließlich sind wir hier, um Sport zu machen - und nicht mehr."

Das Problem mit den vielen leeren Plätzen im Stadion kommt für den ehemaligen Weltklasse-Speerwerfer nicht überraschend. Angesichts des überschaubaren Leichtathletik-Interesses in Brasilien sind die vom IOC vorgegebenen 60.000 Sitzplätze abseits von Sessions mit Usain Bolt einfach zu groß dimensioniert.

Nur gut, dass das Olympic Stadium nicht extra für die Spiele errichtet wurde, sondern eine bereits bestehende Arena revitalisiert wurde.

Aus Rio berichtet Reinhold Pühringer

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