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Wie ein Rio-Ticket verloren gehen kann

Weltverband hatte schon gratuliert: Nun müssen Lehaci/Schwarz um letzte Chance kämpfen

Wie ein Rio-Ticket verloren gehen kann

„Vom Weltverband war uns schon zum Olympia-Ticket gratuliert worden.“

Irgendwie kam es für Viktoria Schwarz und Ana Roxana Lehaci letztlich aber anders.

Denn der Kajak-Zweier kämpft neun Monate nach der WM und dem obigem Satz am Mittwoch und Donnerstag bei der Restquoten-Regatta in Duisburg um seine Rio-Chance. Genauer gesagt: um seine LETZTE Rio-Chance.

Und die Ausgangslage dafür ist knallhart.

Über 500 Meter wird in Duisburg nämlich nur mehr ein einziges Ticket vergeben. Als wäre dies nicht schon schwer genug, setzt Schwarz im Gespräch mit LAOLA1 noch einen drauf: „Ich bin mir sicher, dass jedes Boot, dass in Duisburg am Start steht, sich auch Chancen auf diesen einen Platz macht.“

Das kann ja heiter werden.

Wie ein Quali-Platz „verloren“ geht

Nichtsdestoweniger sieht Schwarz sich und Lehaci auf einem guten Weg. Die Form stimmt. „Wir sind weiter als vor einem Jahr“, ist sich die Ottensheimerin sicher. Nach zwei erfolgreichen Olympia-Teilnahmen weiß die 30-Jährige genau, was es braucht, um noch den Flieger zum Zuckerhut zu bekommen.

Den Frust über die bereits sicher geglaubte Quali hat sie abgehakt. Naja, größtenteils zumindest.

Zwar waren Lehaci/Schwarz als WM-Zwölfte damals außerhalb eines Quotenplatzes ins Ziel gekommen, dieser wurde jedoch nach hinten durchgereicht, da mehrere vor ihnen gereihte Boots-Besatzungen auch in einem Vierer starteten. „Und in so einem Fall zählt immer das Ergebnis in der größeren Bootsklasse. Dieses Reglement kennt jeder“, erklärt Schwarz die eingangs erwähnte Reaktion der Weltverbands-Verantwortlichen.

Durch einen juristischen Einspruch kam die fragliche Regel letztlich aber zu Fall. Im Zuge der Umwälzungen ging zudem ein Quotenplatz von den Zweiern an die Vierer-Boote „verloren“, weshalb in Duisburg im Zweier nur noch einer zur Vergabe steht.

Dem Ganzen nachzutrauern helfe nichts mehr, zumal Schwarz nach Rang neun 2008 und Rang fünf 2012 ohnehin nach Höherem strebt. „Dabeisein alleine gibt mir nicht mehr den ganz großen Kick“, gibt sie zu verstehen, dass sie bei einem Scheitern in der Quali ohnehin nichts bei Olympia verloren hätte.

Ausbaufähiges Portugiesisch

Der Fan-Klub für Rio stünde jedenfalls schon bereit – ihrem aus Sao Paulo stammenden Freund Fernando Fernandes sei Dank. Dessen Familie und Freunde haben sich bereits als lautstarke Unterstützung vorort angeboten.

Durch ihren brasilianischen Lebensgefährten bringt Schwarz auch die notwendigen Brocken Portugiesisch mit. Das möchte man zumindest meinen.

Auf die Frage, welche Phrasen sie LAOLA1 für die Sommerspiele an die Hand geben könnte, flüchtet sie sich jedoch in ein Lachen: „Nein, das will ich lieber nicht verraten! Ich habe da einen schlechten Lehrer.“

Mund zu!

Quali-Krimi hin oder her – Projekt-Rio-Koordinator Peter Schröcksnadel setzt auf alle Fälle große Hoffnungen in den Zweier, hat ihn dick auf seiner Medaillen-Rechnung stehen.

Die notwendigen Erfahrungen auf der olympischen Regatta-Strecke haben Lehaci/Schwarz schon gemacht. Ein vierter Endrang, jede Menge bremsendes Gras und schmutziges Wasser sind Schwarz vom Olympischen Testevent in Erinnerung geblieben.

Horror-Meldungen, wonach eine geringe Menge an geschlucktem Wasser bereits ein veritables Gesundheits-Risiko darstellen würde, sind insbesondere für Schwarz nicht unbedeutend. Schließlich bekommt sie als Hinterfrau regelmäßig Wasser ins Gesicht.

„Gott sei Dank hat Ana eine eher ruhigere Technik“, nimmt sie es mit Humor. Mit ihrer früheren Boots-Kollegin Yvonne Schuring sei da kaum ein Auge trocken geblieben.

Schuring jagt in Duisburg im Einer auf eigene Faust ein Olympia-Ticket. Dazu müsste sie über 200m und/oder 500m jeweils unter die besten Zwei kommen. „Dort wird es knackig zur Sache gehen“, will die 38-Jährige einen ruhigen Kopf bewahren.

Mit Christoph Kornfeind wird über 1.000 und 5.000m noch ein drittes OKV-Boot um einen Rio-Startplatz paddeln.

 

Reinhold Pühringer

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