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Zajac/Frank: Unfall-Wunder und Wunderkind

Nacra17-Duo Thomas Zajac und Tanja Frank vor dem Medaillen-Rennen im LAOLA1-Interview:

Zajac/Frank: Unfall-Wunder und Wunderkind

Ausgerechnet die Debütanten in der österreichischen Segel-Flotte greifen in Rio als erstes Team nach Edelmetall.

Der 31-jährige Steuermann Thomas Zajac und seine 23-jährige Vorschoterin Tanja Frank sind ein hoch interessantes und sympathisches Duo. Völlig unbekümmert und äußerst konstant segeln die beiden Wiener in ihrem Katamaran bei der olympischen Premiere der Nacra17-Klasse mit den Top-Stars der Szene um die Wette.

Thomas Zajac ist seit über 15 Jahren aktiv, kennt alle Höhen und Tiefen des Sports und es grenzt an ein Wunder, dass der Heeressportler sieben Jahre nach einem schweren Kletterunfall den größten Erfolg seiner Karriere vor Augen hat. Zajac war im März 2009 in einer Wiener Kletterhalle aus über 14 Metern abgestürzt, weil sein Freund beim Sichern nicht aufmerksam war. Er brach sich zwei Rückenwirbel und entging nur knapp einer Querschnittlähmung.

Der Steuermann lag drei Monate lang in einem Gips-Korsett, die Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn hing an einem seidenen Faden. Sechs Monate nach dem Unfall saß Zajac wieder im Tornado und segelte zum Vize-Weltmeistertitel. Nach seinem bislang größten Karriere-Erfolg strich der Weltverband vor London 2012 den Tornado aus dem Olympia-Programm und installierte einen Mixed-Bewerb für 2016.

Zajac ging auf "Brautschau"

Thomas Zajac ging auf „Brautschau“ und fand als weibliche Segel-Partnerin mit Tanja Frank ein zierliches „Wunderkind“, das mit zweieinhalb Jahren (!) erstmals alleine in einem Boot saß und mit dem Optimisten übers Wasser schipperte. Mit fünf Jahren wird Klein-Tanja in die 2. Klasse eingeschult, da sie bereits lesen und schreiben kann. Mit 16 Jahren beginnt sie ein Biologie-Studium und studiert aktuell Ernährungswissenschaften.

Tanja Frank, die auch als Sport-Model beste Figur macht, weist einen Intelligenz-Quotienten von 137 auf, der in Mathematik und im logischen Denken sogar bei 158 liegt (der Durchschnittsbürger hat einen IQ von 100). Ihr enormes Gespür für Wind und Wasser verdankt sie ihrer Mutter, die in Neusiedl am See eine Segelschule besitzt.

Nach 12 Wettfahrten der Olympischen Regatta in der Guanabara-Bucht vor dem Zuckerhut liegen Zajac/Frank auf Rang drei. Am Dienstag segeln der „Seebär und das Wunderkind“ im Medal Race (doppelte Punkte) um die erste österreichische Medaille bei Sommerspielen seit über acht Jahren.

LAOLA1 begleitet das Duo seit ihren ersten gemeinsamen Wettfahrten im Nacra17-Boot und bat Zajac/Frank vor ihrem wohl wichtigsten Rennen zum Interview:

LAOLA1: Ihr habt in den 12 Wettfahrten mit den Rängen 12, 3, 12, 6, 9, 8, 8, 3, 4, 10, 4, 5 enorme Konstanz bewiesen. Ist das euer Geheimnis?

Thomas Zajac: Ja, auf alle Fälle. Die Konstanz macht unseren Erfolg aus. So sind wir bereits bei EM und WM im Spitzenfeld gelandet. Wir haben keine absoluten Ausreißer nach vorne und hinten, sind sehr ordentlich gesegelt und sind mit einer tollen Ausgangsposition für die alles entscheidende Wettfahrt belohnt worden.

LAOLA1: Wie wichtig oder störend ist der Ruhetag vor dem Medal Race?

Zajac: Das ist sehr gut! Bereits beim letzten Ruhetag hat man gesehen, dass uns das sehr gut getan hat. Außerdem haben wir Bootsarbeit zu machen. Uns ist das Trapez gerissen und wir haben Latten versenkt. Ich bin ins Wasser geflogen, das Trapez war weg. Tanja hat die Situation Gott sei Dank gerettet, sodass wir nicht umgeflogen sind. Ich musste um mein Leben schwimmen, damit ich wieder ins Boot kam und ich hasse schwimmen.

LAOLA1: Wie ist das Missgeschick passiert?

Zajac: Wir waren voll im fahren, auf einmal hat es platsch gemacht - ohne Vorankündigung, ohne einen Ton. Ich bin wie ein Stein ins Wasser geplatscht und habe noch gesehen, wie das Boot aufsteigt und mir gedacht: Bitte nicht kentern! Das war bitter, wir haben auch viel Zeit und einige Plätze verloren, da wir nur noch mit einem Trapez weiterfahren konnten. Umso schöner war die letzte Vorwind-Strecke, wo wir noch extrem viel Boden gutmachen konnten.

Tanja Frank: Ich war kurz überrascht, habe das Segel aufgemacht und das Ruder in die Hand genommen. Ich bin gegen den Wind gefahren, damit ich stehen bleibe bzw. rückwärts fahre. Wir haben so etwas ja bereits ein paar Mal geübt (lacht). Nicht immer freiwillig.

Zajac: Cool war, dass wir diese Ausnahme-Situation, ohne viel miteinander zu quatschen, richtig gelöst haben. Das hat uns letztendlich vor schlimmeren Folgen bewahrt.


Das Interview wird unter dem Video fortgesetzt!

VIDEO! 5 Fragen an Jolanta Ogar und Lara Vadlau:


LAOLA1 begleitet das Duo seit ihren ersten gemeinsamen Wettfahrten im Nacra17-Boot und bat Zajac/Frank vor ihrem wohl wichtigsten Rennen zum Interview:

LAOLA1: Ihr habt in den 12 Wettfahrten mit den Rängen 12, 3, 12, 6, 9, 8, 8, 3, 4, 10, 4, 5 enorme Konstanz bewiesen. Ist das euer Geheimnis?

Thomas Zajac: Ja, auf alle Fälle. Die Konstanz macht unseren Erfolg aus. So sind wir bereits bei EM und WM im Spitzenfeld gelandet. Wir haben keine absoluten Ausreißer nach vorne und hinten, sind sehr ordentlich gesegelt und sind mit einer tollen Ausgangsposition für die alles entscheidende Wettfahrt belohnt worden.

LAOLA1: Wie wichtig oder störend ist der Ruhetag vor dem Medal Race?

Zajac: Das ist sehr gut! Bereits beim letzten Ruhetag hat man gesehen, dass uns das sehr gut getan hat. Außerdem haben wir Bootsarbeit zu machen. Uns ist das Trapez gerissen und wir haben Latten versenkt. Ich bin ins Wasser geflogen, das Trapez war weg. Tanja hat die Situation Gott sei Dank gerettet, sodass wir nicht umgeflogen sind. Ich musste um mein Leben schwimmen, damit ich wieder ins Boot kam und ich hasse schwimmen.

LAOLA1: Wie ist das Missgeschick passiert?

Zajac: Wir waren voll im fahren, auf einmal hat es platsch gemacht - ohne Vorankündigung, ohne einen Ton. Ich bin wie ein Stein ins Wasser geplatscht und habe noch gesehen, wie das Boot aufsteigt und mir gedacht: Bitte nicht kentern! Das war bitter, wir haben auch viel Zeit und einige Plätze verloren, da wir nur noch mit einem Trapez weiterfahren konnten. Umso schöner war die letzte Vorwind-Strecke, wo wir noch extrem viel Boden gutmachen konnten.

Tanja Frank: Ich war kurz überrascht, habe das Segel aufgemacht und das Ruder in die Hand genommen. Ich bin gegen den Wind gefahren, damit ich stehen bleibe bzw. rückwärts fahre. Wir haben so etwas ja bereits ein paar Mal geübt (lacht). Nicht immer freiwillig.

Zajac: Cool war, dass wir diese Ausnahme-Situation, ohne viel miteinander zu quatschen, richtig gelöst haben. Das hat uns letztendlich vor schlimmeren Folgen bewahrt.

LAOLA1: Wie geht ihr das Medal Race an?

Zajac: Wir werden die Wettfahrt mit unserem Team planen. All zu viel Strategie wird es nicht geben, da alles so knapp beisammen liegt. Es sind mit Australien und Neuseeland zwei extrem starke Segel-Nationen hinter uns. Im Prinzip sind wir punktgleich, da es im Medal Race um doppelte Punkte geht. Wer im Ziel vorne liegt, ist vorne, da es um die doppelte Punktezahl geht. Das wird extrem eng und schwer.

Frank: Aber das ist genau, was wir wollten. Unser Ziel war es ins Medal Race zu kommen und noch eine mathematische Chance auf eine Medaille zu haben. Das Ziel haben wir erreicht. Platz drei zu verteidigen ist kein Ziel, da alle so knapp beisammen liegen. Da hamstern mindestens fünf Boote um die Goldmedaille, es gibt nichts zu verteidigen. Alle werden Vollgas geben. Wenn du einen Gegner verteidigst, fährt der andere vor.

LAOLA1: Welche Taktik werdet ihtr wählen?

Zajac: So zu segeln, wie wir die 12 Wettfahrten gefahren sind. Wir waren immer gut dabei. Das Medal Race ist allerdings noch einmal ein anderes Kaliber, da der Kurs doch deutlich kürzer ist, weil nur die zehn besten Boote am Start sind und weil wir auf der inneren Bahn fahren, wo extrem drehende und chaotische Windverhältnisse herrschen können. Wir müssen versuchen, so ruhig wie möglich zu bleiben und unser normales Maß an Segeln zeigen. Wir müssen definitiv nichts besser machen als das, was wir können. Beim Medal Race kommt natürlich auch immer ein wenig die Glückskomponente zu tragen, vor allem, wenn der Wind so drehend ist. Ich hoffe, dass Fortuna auf unserer Seite sein wird.

LAOLA1: Wer sind neben euch die Favoriten auf die Medaillen?

Zajac und Frank: Frankreich, Argentinien, dazu die Italiener, Briten, Australier und Neuseeland. Das sind alles top Segel-Nationen, wo wir als Österreicher stolz darauf sein können, dass wir mittendrin sind.

LAOLA1: Worauf wird es im Medal Race ankommen? Müsst ihr die genannten Gegner immer im Auge behalten?

Zajac: Segeln ist ein sehr komplexer Sport. Man muss oft tausend Sachen gleichzeitig im Griff haben. Dazu zählen auch die Gegner. Dazu zählen Wind, Strömung, Wellen und Segel. Man muss darauf achten, dass man schnell ist. Da gehört sehr viel dazu und wir werden wie in jedem Rennen auch im Medal Race auf die Gegner schauen müssen.

LAOLA1: Ihr könnt die erste Medaille für Österreich nach acht Jahren holen? Wie geht ihr damit um?

Frank: Die Situation ist cool, aber wenn mir das jemand vor Olympia gesagt hätte, hätte ich keine Antwort darauf gefunden. Wir hätten damit natürlich nicht gerechnet. Wir waren die großen Außenseiter und deshalb ist es besonders schön. Egal, was da am Ende rauskommt, wir können stolz auf uns sein, weil wir das erreicht haben, was wir erreichen wollten. Das ist echt eine Ehre. Für mich ist es wichtig, ruhig zu bleiben. Ich bin schon so stolz auf unseren 3. Platz vor dem Medal Race. Die Aussichten sind hervorragend. Es ist einfach cool.

 

Das Gespräch führte Peter Rietzler in Rio de Janeiro

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