Während die Olympischen Spiele in die Zielgerade einbiegen, fiebern Wrestling-Fans dem Sommer-Höhepunkt erst entgegen. In der Nacht von Sonntag auf Montag (1 Uhr MESZ bzw. Pre-Show ab 23 Uhr) steht der WWE-Summerslam auf dem Programm.
Das Event im Barclays Center in Brooklyn, New York gilt als erster Pay-per-View der neuen Ära, seit dem Rostersplit vor gut einem Monat. Zudem auch als letzter bis zu der Survivors Series im November, an dem beide Roster von Raw und Smackdown geschlossen auftreten.
Überraschende Titel-Herausforderer
Vor einem halben Jahr hätte wohl niemand darauf gewettet, dass Dolph Ziggler und Finn Balor an den größten Titelmatches beim Summerslam teilnehmen. Der Draft machte es möglich, besser gesagt erzwang es.
Der Rostersplit Mitte Juli sollte die zuvor in den Keller gefallenen Zuseher-Ratings wieder in die Höhe treiben. Das logische Mittel dafür: Überraschungen.
So sicherte sich Finn Balor gleich in der ersten Raw-Ausgabe danach gegen Promotion-Liebling Roman Reigns den Platz im Titelmatch gegen Nummer-eins-Pick Seth Rollins um die neu geschaffene WWE Universal Championship.
Dolph Ziggler gewann bei Smackdown-Live überraschend die Six-Pack-Challenge gegen John Cena, Bray Wyatt, AJ Styles, Dolph Ziggler, Baron Corbin und Apollo Crew und trifft Montagnacht auf WWE World Champion Dean Ambrose.
Ewiger Midcarder und Newcomer
Die beiden Titelherausforderer unterscheiden sich in ihren Hintergründen.
Ziggler ist bereits seit über zehn Jahren Teil der größten Wrestling-Promotion. Er ist bei den Fans durchaus beliebt, aber nicht bei den Entscheidungsträgern rund um Vince McMahon. Seine Verletzungsanfälligkeit soll hierbei nicht förderlich sein. Vereinzelte Pushes (Eincashen des Money-in-The-Bank-Koffers 2013, Survivor Series 2014) verebbten rasch, ebenso schnell fand er sich in der Midcard gefangen.
Finn Balor ist hingegen noch nicht einmal einen Monat im Main Roster bei World Wrestling Entertainment. Der 35-Jährige gilt als Ausnahmekönner und machte sich fast zehn Jahre einen Namen in Japan, ehe ihn der Marktführer holte. Vor seinem Aufstieg ins Main Roster hielt er beinahe ein Jahr den NXT-Titel („Nachwuchs-Liga“).
Doping-Verwirrungen
Balor profitierte zudem von äußeren Umständen.
Glaubt man Gerüchten, hätte in der Tat Reigns auf Rollins treffen sollen. „The Guy“ schoss sich aber mit einem Doping-Vergehen selbst ins Abseits und wurde 30 Tage gesperrt. Zeit genug für McMahon, um inzwischen auf Balors Geschmack zu kommen.
Kritik heimste sich die WWE ein, weil mit Brock Lesnar ein weiterer ertappter Topstar ungeschoren davonkam und damit mit zweierlei Maß gemessen wurde. Die Begründung: Dieser sei nur Teilzeit-Wrestler, die Wellness Policy nicht auf ihn anwendbar. Lesnar trifft nun Montag-Nacht im Main Event auf Randy Orton, der wegen einer Schulterverletzung nach neun Monaten sein Comeback gibt.
Aktuelle Ratings
Zumindest vorübergehend scheint sich der Rostersplit und die überraschend angesetzten Titelmatches zu bewähren.
Die Smackdown-Ratings katapultierte der Draft um ein Viertel nach oben. Nachdem Raw am 4. Juli 2016 das drittschlechteste Rating der Geschichte (1,83) einfuhr, liegt der Montagabendklassiker konstant über 2. Seither gehen die Rating zwar wieder leicht nach unten, hierbei muss aber die starke Konkurrenz der Olympischen Spiele miteinkalkuliert werden.
Langfristig wird sich weisen, wie lange die WWE den frischen Wind aufrechterhalten kann. Im Gespräch ist bereits die Einführung eines eigenen Tag-Team- bzw. Women-Titels für Smackdown. Überraschende Ereignisse beim Summerslam sind auch nicht ausgeschlossen.
Schließlich soll es bald nicht nur die Olympische Spiele, sondern auch wieder einen würdigen Wrestling-Olymp geben.