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Damensport im Schatten: Das kann man besser machen

Alexandra Meissnitzer verrät, was sich im Frauensport ändern sollte:

Damensport im Schatten: Das kann man besser machen

Am Donnerstag werden bei der "Galanacht des Sports" wieder Österreichs beste Athleten des Jahres gekürt.

Während sich bei den Herren ein Zweikampf zwischen Marcel Hirscher und Dominic Thiem abzeichnet, ist das Rennen bei den Damen offen. Es wirkt fast so, als würde sich in dieser Kategorie niemand wirklich aufdrängen.

Stellt sich die Frage, ob Österreichs Frauen im Jahr 2016 einfach nicht so erfolgreich waren oder ob dem Damensport hierzulande nicht genug Beachtung geschenkt wird.

Denn mit Eva-Maria Brem (Weltcup-Disziplinensiegerin im Riesentorlauf), Ivona Dadic (EM-Dritte im Siebenkampf), Janine Flock (Vize-Weltmeisterin im Skeleton), Magdalena Lobnig (Europameisterin im Rudern) und Jasmin Ouschan (Doppel-Europameisterin im Billard) stehen fünf Sportlerinnen zur Auswahl, die durchaus Erfolge gefeiert haben.

"Das kann man ganz realistisch sehen. Der Herrensport hat Priorität, das ist kein Geheimnis", macht Ex-Skistar Alexandra Meissnitzer im Gespräch mit LAOLA1 keinen Hehl daraus, dass die Damen nach wie vor im Schatten der Herren stehen.

"Niemand braucht in die Opfer-Rolle schlüpfen"

Tragisch sei dies aber nicht: "Wir haben es trotzdem ganz gut, ich habe mich auch zu meiner aktiven Zeit nie beschwert."


Zuletzt zeigte ein Präsenzranking ganz deutlich, dass der Damensport in den Printmedien eher stiefmütterlich behandelt wird. Während über David Alaba im Jahr 2016 bisher etwa 6.588 Beiträge in Österreichs Tageszeitungen veröffentlicht worden sind, liegt bei den Damen Cornelia Hütter in Front – mit gerade einmal 929 Erwähnungen.

"Das zeigt, dass wir alles versuchen müssen, um den Damensport noch interessanter zu machen", seufzt Meissnitzer beim Blick auf die ernüchternden Statistik-Daten. Jammern sei aber der falsche Ansatz: "Niemand braucht in die Opfer-Rolle schlüpfen und sagen, dass wir Frauen so arm sind und zu wenig beachtet werden."

Das sollte besser gemacht werden

Was genau kann also besser gemacht werden? "Viele Verantwortliche arbeiten daran, dass man den Frauensport besser inszeniert. Im Skisport sind da Rennen wie der Nacht-Slalom in Flachau ganz wichtig, wie es bei den Herren Kitzbühel und Schladming sind. Da fallen wir auf und sind präsent."

Voraussetzung dafür sei Leistung, denn wenn man keine Leistung bringt, "kann man noch so gut aussehen, irgendwann wird nicht mehr über dich berichtet." Danach müsse man strategisch vorgehen.

Das äußere Erscheinungsbild alleine reicht dabei laut der Salzburgerin nicht: "Ich glaube, dass ein Typ gefragt ist. Gutes Aussehen ist ein Punkt, aber auf den Typ kommt es an."

Das Rezept der zweifachen Sportlerin des Jahres (1998 und 1999) ist simpel. "Es geht darum, mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Lindsey Vonn macht es zum Beispiel anhand eines Buches. Wir Frauen müssen uns noch mehr überlegen, wie wir auffallen, um annähernd an die Zahlen der Herren zu kommen", fordert Meissnitzer.

Vonn zeigt es vor

Die US-Amerikanerin sei in dieser Hinsicht generell ein Vorbild: "Ich bin Lindsey Vonn sehr dankbar. Du kannst zu ihr stehen, wie du willst. Die Erfolge sind das eine, manche finden sie toll und anderen ist es viel zu viel. Aber sie erregt Aufmerksamkeit, das finde ich gut."

"Sie hat dem Damen-Skizirkus unglaublich geholfen. Auch, dass alles professioneller wird. Es geht in die richtige Richtung, jetzt müssen wir dran bleiben", fordert die 43-Jährige.

Auch wegen Aushängeschildern wie Lindsey Vonn stehe es um den Damen-Skisport gut. "Ich kenne die Quoten, die sind bei den Damen-Skirennen sehr gut. Darüber bin ich sehr happy, weil das Interesse da ist", berichtet die TV-Expertin mit einem stolzen Lächeln.

Auch in Sölden gab es in puncto Zuseher-Interesse nur geringe Unterschiede. Während am Sonntag 16.000 Zuseher zum Herren-Rennen pilgerten, waren es bei den Damen mit 14.000 Fans am Samstag nur marginal weniger.

"Berater hätte mir nicht geschadet"

Dennoch gebe es nach wie vor Verbesserungspotenzial. Eine wichtige Rolle nehmen dabei laut ihr die oft gescholtenen Manager ein. "Gute Berater sind gefragt, sie können helfen", macht sich Meissnitzer für helfende Hände stark.

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Ein gutes Beispiel dafür sei sie selbst: "Ich denke mir oft, dass mir ein Berater in meiner aktiven Zeit auf keinen Fall geschadet hätte. Ich war damals nicht die Sympathischste aller Zeiten, etwa bei Interviews. Jetzt bin ich über 40 und sehe das ganz anders. Das hätte anders gesteuert werden müssen."

"Aber auch in diesem Punkt hat sich Vieles zum Besseren geändert. Die Damen, die jetzt an der Weltspitze stehen, profitieren vom professionellen Umfeld und der guten Beratung", zeigt sie sich von der Entwicklung begeistert.

In Österreich sieht sie Anna Veith als Vorreiterin. "Sie ist alleine mit dem, was sie erreicht hat, top. Dazu ist sie sehr natürlich, sieht gut aus und ist sympathisch." Auch Eva-Maria Brem sei "sehr lässig. Sie hat einen langen, harten Weg hinter sich und erntet jetzt die Früchte. Solche Geschichten muss man auch immer bedenken und über sie berichten."

Die Tirolerin gilt bei der Galanacht als Favoritin auf den Sieg. Und dort bekommt sie die gleiche, goldene Trophäe wie der Herren-Sieger überreicht - auch, wenn der Frauensport über weite Strecken leider immer noch im Schatten der Männer steht.

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