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Wiens Schwimmern droht die Kosten-Bombe

So tief müssen Wiener Klubs in die Tasche greifen, falls es kein Entgegenkommen gibt.

Wiens Schwimmern droht die Kosten-Bombe

Müssen sie zahlen? Oder müssen sie nicht?

Wiens Schwimmer erwarten mit Spannung den Verhandlungs-Auftakt mit der Stadt Wien bezüglich der Betriebskosten der Traglufthalle im Wiener Stadionbad.

„Eine erste Verhandlungs-Runde startet in dieser Woche“, bestätigt Gregor Almassy, Präsident des Wiener Landes-Schwimmverbandes (WLSV). Dabei sollen auch „alle Nutznießer der Halle“ an einen Tisch geholt und über die Aufteilung der Kosten debattiert werden. Diese belaufen sich jährlich auf über 100.000 Euro.

Rückt die Stadt Wien nicht von ihren Forderungen ab, werden alsbald rund 220.000 Euro fällig, da neben dem noch offenen Betrag für 2015 (LAOLA1 berichtete) auch jener für 2016 in Kürze erwartet wird. Dem WLSV liege die 2016er-Rechnung jedenfalls noch nicht vor.

Durchschnittlich 11.000 Euro pro Klub

220.000 Euro sind für einen Landesschwimm-Verband, der über kaum finanzielle Mittel verfügt, kein Pappenstiel. Da ist guter Rat teuer.

Ein mögliches Szenario war deshalb auch bei der WLSV-Generalversammlung am Montag-Abend Thema. Laut LAOLA1-Informationen wurde ein Schlüssel ausgehandelt, der vorsieht, dass 85 Prozent der anfallenden Kosten auf die Wiener Vereine aufgeteilt werden, der Rest auf die weiteren Benützer der Halle. Also OSV, Tauchsport-Verband und Behindertensport-Verband.

Im Worst Case würde das bedeuten, dass jene 15 Wiener Schwimm-Klubs, die aktive Mitglieder gemeldet haben, heuer durchschnittlich über 11.000 Euro berappen müssen. Durchschnittlich deshalb, da die Beträge anteilsmäßig auf die Anzahl der aktiven Athleten aufgeteilt werden. Sprich: Habe ich mehr aktive Schwimmer, zahle ich mehr.

Die Frage nach der rechtlichen Grundlage

In Stein gemeißelt dürfte der Aufteilungs-Schlüssel mit 85 bzw. 15 Prozent nicht sein. Das ergibt eine Rückfrage beim Tauchsport-Verband (TSVÖ). Dessen Präsident Peter Bartl berichtet diesbezüglich zwar von einer Besprechung mit Schwimm-Verantwortlichen, jedoch nicht von einem Endergebnis oder einer beschlossenen Einbindung in die 15 Prozent. „Es kann niemand für uns eine Verpflichtung eingehen, schließlich müssen wir wissen, wie hoch der Anteil ist, ob wir uns das leisten können oder ob wir uns nicht lieber aus dem Bad zurückziehen“, verweist Bartl auf eher begrenzte budgetäre Mittel.

Ein Sichtweise, die wenig verwundert, schließlich war in der Vergangenheit nie die Rede davon, dass der TSVÖ für die Nutzung der Halle aufkommen müsste. Die Frage nach der rechtlichen Grundlage einer Beteiligung drängt sich auf.

Eine Frage, die sich ja auch im Falle des WLSV stellt. Schließlich handelte der OSV den Förder-Vertrag mit der Stadt Wien aus – und nicht der WLSV. Hinzu kommt, dass der OSV den WLSV nicht schon im Vorfeld über die aufkommenden Kosten informierte.

Trotz alledem ist die Funktionärs-Riege rund um Almassy zu der rechtlichen Ansicht gekommen, dass man als Endverbraucher für die Kosten aufkommen müsse. Und der Bedarf für die Halle ist absolut gegeben. Insbesondere für die Wasserballer ist sie essentiell.

Weniger ist dann mehr

Eine Aufteilung etwaiger Betriebskosten auf die Wiener Vereine würde für Selbige zu einer weiteren finanziellen Belastung führen. Denn gerade erst vor einer Woche hatte der OSV an seinem Verbandstag eine Verdoppelung der Vereins-Abgabe an die nationale Föderation beschlossen, um das durch Prozesse entstehende Insolvenz-Risiko des OSV zu senken.

Auch hierbei gilt für die Klubs: Habe ich mehr aktive Schwimmer, zahle ich mehr. Als Konsequenz liegt nahe, dass insbesondere die Wiener Vereine dazu übergehen werden, weniger aktive Mitglieder anzugeben, um Ausgaben zu sparen.

Eine Strategie, welche die OSV-Geldbeschaffung unvorteilhaft beeinflussen kann.

Kein Win-Win in Wien

Die Traglufthalle ist derzeit nicht das einzige Thema, welches dem WLSV schwer im Magen liegt. Da wäre nämlich noch der SC Austria. Jener Verein, dessen Ausschluss aus dem OSV durch ein OGH-Urteil für nichtig erklärt wurde. Der Ex-Klub von Dinko Jukic gehört aber nach wie vor nicht wieder dazu, weil der WLSV die Mitgliedschaft wegen angeblich ausstehender Beiträge „erlöschen“ ließ.

SC-Austria-Anwalt Thomas Krankl ließ eine neuerliche Klage folgen. „Die wurde von uns jetzt einmal beantwortet“, hält sich Almassy mit tiefergehenden Einschätzungen bedeckt.

Innerhalb des WLSV wird jedoch befürchtet, dass selbst bei einem etwaigen Prozess-Gewinn der WLSV auf den Gerichtskosten sitzen bleibt, sollte der SC Austria Insolvenz anmelden. Eine Lose-Lose-Situation wird befürchtet.

Deren Kosten am Ende dann wer bezahlt?

Reinhold Pühringer

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