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Ein bisschen Weihnachtsfriede

Schwimm-Verband hat möglichen neuen Präsidenten und einen frommen Wunsch.

Ein bisschen Weihnachtsfriede

Es hatte ein bisschen was von Weihnachtsfriede.

Denn der – an dieser Stelle oft gescholtene – Österreichische Schwimm-Verband (OSV) wollte die Vorstellung des neuen Wasserball-Nationaltrainers Barnabas Steinmetz nutzen, um mit diversen „Halbwahrheiten“ aufzuräumen.

Vorneweg: Das Überleben des OSV sei gesichert. Vorerst zumindest. „Die Gefahr der Insolvenz besteht nicht“, verweist Rechtsreferent Arno Pajek auf den Gewinn des zweitinstanzlichen Prozesses gegen die 125.000 Euro Forderungen wegen entgangener Sponsoren-Einnahmen des zu Unrecht ausgeschlossenen Salzburger Klubs SC Delphin. Wobei ein Antrag auf außerordentliche Revision eingebracht wurde.

Abseits davon werden bekanntlich Rückzahlungen an das Sportministerium wegen missbräuchlich verwendeter Fördermittel fällig. Doch diese öffentliche Institution wird aufgrund seiner Rolle als Förderer des heimischen Sports danach trachten, die Schwimmer nicht in die Zahlungsunfähigkeit zu schicken.

OSV-Vize Peter Rothbauer

Einen neuen Präsidenten bei der Hand

Freilich ist das bei weitem nicht die einzige Baustelle, die sich den „Beckenstramplern“ momentan bietet. Schließlich steht man auch neun Monate nach dem Rücktritt von Stefan Miklauz ohne Präsident da. Ein Nachfolger sei jedoch in Sicht. „Mitte Jänner werden wir den Kandidaten des aktuellen Vorstandes vorstellen“, erklärt Peter Rothbauer, der dem OSV nebst seinen Vizepräsidenten-Kollegen Stefan Opatril und Gerd Lang momentan vorsteht. Beim Verbandstag am 4. März in Wels werde gewählt.

Auch wenn der neue Anwärter noch nicht verraten wird, liegt das Anforderungsprofil auf der Hand: Ruhe reinbringen, Sponsoren auftreiben.

Zwei Ziele, mit denen schon Miklauz angetreten und letztlich gescheitert war. Nach Rückzug der Großbäckerei Ströck belaufen sich die aktuellen Sponsor-Einnahmen laut Angaben von Generalsekretär Thomas Unger auf 15.000 bis 20.000 Euro pro Jahr.

Und um Ruhe reinzubringen, nimmt die aktuelle OSV-Führung die Journalisten im generellen und LAOLA1 im speziellen ins Gebet, sie mögen doch für weniger negative Berichterstattung sorgen.

OSV-Rechtsreferent Arno Pajek

Verschwommenes Bild

Auf Prozess-Seiten gibt das größte Rätsel nach wie vor die von Niko Formanek im Juli eingebrachte Anzeige gegen elf aktuelle sowie ehemalige OSV-Funktionäre (darunter u.a. auch Pajek und Unger) auf.

„Ich habe für den OSV die Information bei der Staatsanwaltschaft eingeholt, dass es diese Anzeige nicht gibt“, versichert der im Brotberuf als Anwalt tätige Pajek eindringlich.

Auf Nachfrage von LAOLA1 erklärt Staatsanwältin Nina Bussek, dass besagte Anzeige (liegt der Redaktion vor) mit dem fraglichen Aktenzeichen in den bestehenden Staatsanwaltschafts-Bericht eingeflossen sei, sie also sehr wohl existiere. „Ermittlungen sind anhängig“, so Bussek zum Status quo.

Weitere Baustellen im Überblick:

  • Arbeitsrechtliche Nachwehen: Sowohl beim fristlos entlassenen Sportdirektor Moschos Tavlas, als auch bei der Trennung von Wasserball-Nationaltrainer Mike Fasching gab es Kündigungsanfechtungen. Im Falle von Tavlas wurde die fristlose in eine einvernehmliche Kündigung nachkorrigiert. „Da er in das ‚Abfertigungsmodell neu‘ fällt, wird für ihn aber keine Abfertigung fällig“, berichtet Pajek. Der Posten wird 2016 neu ausgeschrieben und soll nach den Olympischen Spielen nachbesetzt werden. Bei Fasching ist die Sachlage verzwickter. Ein Verfahren ist momentan anhängig. Im Zuge dessen will eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Parlamentsabgeordneten Gabriela Moser von Rückzahlungen in Höhe von 40.000 Euro des OSV an die Wiener Gebietskrankenkasse erfahren haben. „Das stimmt so nicht“, verneint Pajek.

  • Kürzungen aus dem Erfolgstopf: Der OSV hat in der zweiten Auflage der erfolgsbezogenen Förderung im Vergleich zum Vorjahr satte 214.300 Euro (LAOLA1 berichtete) verloren. „Diese Einbußen müssen nun natürlich alle Sparten gemeinsam tragen“, so Lang. Der OSV hofft aber noch, mit einer Schulinitiative bei den neuartigen MK-Projekten, die für mehr Kooperation zwischen Dach- und Fach-Verbänden sorgen sollen, zusätzliche Mittel lukrieren zu können.
  • Neuer Verband wieder aufgelöst: Der überraschend von Pajek im Frühjahr gegründete Zweit-Verband „Neuer Schwimmverband der Schwimmvereine in Österreich“ (NSVSVÖ) wurde zuletzt wieder aufgelöst. OSV-Verantwortliche hatten einst behauptet, dass die Gründung in Absprache mit dem Sportministerium erfolgt gewesen sei, dieses hatte jedoch vehement verneint.
  • Noch keine Lösung bei den Betriebskosten der Traglufthalle: Die für die in der vergangenen Saison erstmals fälligen Betriebskosten für die Traglufthalle im Wiener Stadionbad (rund 110.000 Euro) hat der OSV zwar offenbar erfolgreich an den Wiener Landesverband (WLSV) weitergeschoben, eine Lösung hat dieser aber noch nicht. „Es gibt einige Ansätze“, so Rothbauer, der zugibt, auf eine längere Kosten-Übernahme durch die Stadt Wien gehofft zu haben. Den Vorwurf, zu spät auf den ohnehin seit der Vertrags-Schließung bekannten Posten reagiert zu haben, kann Rothbauer nicht zerstreuen.

  • Neue Klagen drohen: Während in der Angelegenheit mit dem ebenfalls zu Unrecht ausgeschlossenen Salzburger Schwimm-Verband auf Betreiben des Sportministeriums hin ein Mediationsvertrag abgeschlossen wurde, wirft eine weitere Schadenersatzklage ihre Schatten voraus. Der SC Austria Wien könnte Anfang des Jahres ebenfalls Regress-Forderungen gerichtlich geltend machen. Das OSV-Verbands-Gericht soll sich laut Angaben von Austria-Anwalt Thomas Krankl zu einem Teil als befangen erklärt haben, womit er nun plant, die ordentlichen Gerichte zu bemühen. Der Streitwert liegt voraussichtlich bei etwa 100.000 Euro. Abseits davon hat der SC Austria nach wie vor keine Trainingsbahnen in Wien. Ein juristisches Nachspiel scheint nicht unwahrscheinlich. Freilich aber zwischen SC Austria und WLSV.


Alles in allem scheint der Wunsch nach ein bisschen Weihnachtsfrieden nur allzu verständlich.

 

Reinhold Pühringer

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