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OSV-Sportdirektor: "Haben großes Potenzial"

Dario Taraboi, seit 1. September als neuer OSV-Sportdirektor, im ausführlichen Interview:

OSV-Sportdirektor:

Seit 1. September ist Dario Taraboi neuer Sportdirektor des Österreichischen Schwimmverbandes (OSV). Der Südtiroler zieht nach knapp einem Monat im Amt eine erste Bilanz.

"Wir haben ein enormes, wirklich großes Potenzial. Leider ist es nicht ganz rausgekommen bis jetzt. Mein Job wird sein, das zu schaffen", sagt der 49-Jährige, der bereits konkrete Ideen hat.

"Ich werde mehr Trainingslager machen, zusammen auf Wettkämpfe fahren. Ich werde allen Athleten vorschlagen, dass sie woanders trainieren."

Im APA-Interview spricht Taraboi außerdem über die Forcierung von Staffel-Nominierungen, das Infrastruktur-Problem und die mittel- und langfristigen Ziele.

Frage: Sie sind unter 21 Bewerbern für diesen Posten ausgewählt worden. Warum haben Sie sich nach so langer Zeit in Bozen beworben?

Taraboi: "Ich habe mich auch noch woanders gemeldet. Aber es waren alles Trainer-Jobs, und ich wollte etwas Anderes probieren. Es war wegen der Sprache gut und auch wegen des Jobs an sich. Das war der Grund, warum ich mich für Österreich entschieden habe. Es ist die richtige Entscheidung."

Frage: Der OSV war in den vergangenen Jahren immer wieder in Gerichtsstreitigkeiten verstrickt. Sind Sie darüber informiert?

Taraboi: "Ja, aber ich habe mich mit diesen Leuten immer gut gefühlt. Die sind Spitze, die sind motiviert, die haben ein Herz für den Sport, für das Schwimmen. Das ist alles, was ich sagen kann. Und dass ich mit ihnen sehr gut arbeiten kann. Die sind alle von oben bis unten ganz nette Leute."

Frage: Welchen Profit können Sie von Ihrer bisherigen Tätigkeit mitnehmen?

Taraboi: "Ich nehme meine Kenntnisse und Gefühle am Beckenrand mit. Was ich nicht mitnehme, ist, dass ich ein Trainer bin. Jetzt muss ich mich anders benehmen. Ich werde nicht jeden Tag am Beckenrand stehen. Aber ich werde versuchen, diese Gefühle den anderen Trainern und Athleten zu vermitteln."

Frage: Welche Eindrücke haben von Ihren ersten Wochen in Österreich?

Taraboi: "Es ist alles so neu für mich. Ich kannte bisher nur zwei, drei Leute aus Tirol von Wettkämpfen. Ich will alles und alle Trainer, Leiter und Athleten kennenlernen. Ich werde immer überall hinfahren. Ich werde sagen, dass wir da sind und unsere Mittel und Erfahrungen zur Verfügung stellen. Wenn sie etwas brauchen, stehe ich für sie zur Verfügung."

Frage: Mitte September waren Sie bei einer Trainertagung in Innsbruck. Neue Erkenntnisse daraus?

Taraboi: "Ein Referent aus Dänemark war sehr interessant. Er hat das dänische System vorgestellt. Ein noch kleineres Land als Österreich und so erfolgreich im Schwimmen. Aber viel mehr Kinder gehen zum Schwimmen. Und das ist einer der Punkte. Wir brauchen eine breitere Basis, das ist klar. Sonst stimmt die Pyramide nicht."

Frage: Ihr Vertrag läuft über einen Olympia-Zyklus, für vier Jahre. Welche Ideen wollen Sie umsetzen?

Taraboi: "Dieses Jahr wird es ein bisschen schwierig sein. Die Saison ist schon geplant, die Trainer haben ihre Pläne. Aber ich werde trotzdem auch für heuer drei bis fünf Maßnahmen vom Verband umsetzen, die sowohl für die Top-Athleten auch für den Nachwuchs gedacht sind."

Frage: Woran denken Sie da konkret?

Taraboi: "Ich werde mehr Trainingslager machen, zusammen auf Wettkämpfe fahren. Das soll während der ganzen Saison sein, und auch ganz, ganz kurz vor der Hauptveranstaltung - das ist meine Vision. Ich werde allen Athleten vorschlagen, dass sie woanders trainieren, auch als Trainingslager. Ich werde versuchen, die italienische und auch andere Mannschaften nach Österreich einzuladen."

Frage: Werden Sie bei diesen Nationalteam-Trainingslagern auch in einer Trainerfunktion auftreten?

Taraboi: "Ich werde keinen Trainer machen, ich bin nur als Sportdirektor hier. Ich werde aber mit allen Trainern reden und versuchen, einen gemeinsamen Plan zu machen. Ich werde versuchen, so oft wie möglich die Toptrainer und Topathleten zusammenzubringen und mit ihnen zu reden. Ich werde auch die Topveranstaltungen dazu benutzen. Ich schaue, ob wir bei den Meisterschaften im November in Graz so etwas machen können. Das wäre eine gute Gelegenheit."

VIDEO! Woran hakts im Sommersport? LAOLA1 hat bei den Österreichern nachgefragt:

(Das Interview wird unter dem Video forgesetzt)


Frage: Denken Sie an die Forcierung von Staffel-Nominierungen?

Taraboi: "Wenn wir über Staffeln reden, klopft mein Herz. Ich habe den Trainern schon gesagt, dass Staffeln für uns eine Priorität sein werden. Staffel- und Team-Ergebnisse sind für uns ganz wichtig. Dass wir als Team Erfolg haben."

Frage: Sie sind für die Limitfestsetzungen zuständig. Wie werden Sie sie festlegen, wann wird Limitschluss sein?

Taraboi: "Ich möchte eine Mannschaft so breit wie möglich, aber jung und leistungsfähig. Die aber nicht nur da ist, um da zu sein. Dabei zu sein ist nur ein erster Schritt, das müssen die Athleten wissen. Und ich bin der Meinung, wir sollen zwischen Quali-Ende und Top-Event mindestens einen ganzen Zyklus haben. Nur sechs bis acht Wochen ist für die Top-Athleten zu wenig. Erst ausruhen nach der Quali und dann wieder volle Kanne für die Vorbereitung. Wir sollen das Möglichste machen, um die Athleten vorzubereiten."

Frage: Welchen aktuellen Eindruck haben Sie denn vom Niveau das österreichischen Schwimmsports?

Taraboi: "Wir haben ein enormes, wirklich großes Potenzial. Leider ist es nicht ganz rausgekommen bis jetzt. Mein Job wird sein, das zu schaffen. Die Basis breiter zu machen, die Topleistungen so gut wie möglich zu unterstützen. Ich kenne mich noch nicht so gut aus, um zu sagen, wir brauchen das, das, das, das, das. Ich habe aber ein gutes Gefühl, was die Top-Athleten betrifft. Da gibt es eine gute Mischung aus Älteren und Jüngeren. Final-Teilnahmen wären mittelfristig oder halb-langfristig schon ein gutes Ereignis, dann können wir auch Medaillen gewinnen."

Frage: Sie sind auch für Wasserspringen, Synchronspringen und Wasserball zuständig. Wie sehr kennen Sie sich als sozusagen gelernter Schwimmer da aus?

Taraboi: "Ich werde mich in allen Sparten auskennen müssen. Ich werde alle treffen und die Probleme und Ziele sehen. Mein Hauptziel wird sein, die internationale Zusammenarbeit zu fördern."

Frage: Müssen Sie in Ihren Planungen nicht über die Vertragslaufzeit, den Olympia-Zyklus, hinausdenken?

Taraboi: "Ich denke immer mindestens über acht Jahre. Unser Hauptgedanke muss immer Olympia sein. Alle Zwischenstopps sind für Olympia - ob in vier, acht oder zwölf Jahren. Aber die Zwischenstopps sind ganz, ganz wichtig, um dieses Haus zu bauen. Das sind ganz wichtige Schritte, die wir machen müssen."

Frage: Leistungen basieren auch auf der Trainingsinfrastruktur. Sehen Sie da in Österreich Handlungsbedarf?

Taraboi: "Es gibt ganz viele Vereine, wo es schwierige Bedingungen gibt - keine Wasserfläche, keine Bahn. Es gibt auch mehrere Anlagen, die geschlossen werden. Wir werden natürlich mehr 50-m-Hallen brauchen, besonders im Westen. Aber, um die Basis breiter zu machen, sind auch 25-m-Hallen nötig. Es gibt manche Bezirke ohne 25-m-Halle. Es gibt Kinder in Österreich, habe ich gehört, die nicht schwimmen können. Das ist für mich unvorstellbar. Schwimmen sollte für Kinder zu den normalen Unterrichtsstunden gehören. Alle sollten schwimmen können."

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